Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite




Der drey und neunzigste Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.

Eben, da ich mich niedersetzte, euren Brief vom
14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit
ich euch allen Trost, den ich könnte, ertheilen
möchte, langte euer Brief vom Mittwochen an,
in welchem ihr wiederrufet.

Jch bin wirklich betrübt und in meiner Hoff-
nung betrogen: da auf den ersten so bald ein an-
derer, der ihm ganz entgegen stehet, gefolget ist.

Der schreckliche Brief, dessen ihr Erwähnung
thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, ist
in der That von mir. Sie können euch, wie ich
sehe, itzo alles zeigen. Fordert also den Brief
von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen
Mutter, dem Gemüthe nach, lesen wollet.



Jch will setzen, als wenn du eben den Brief
gelesen hättest, den du schrecklich nennest, und der
meiner Absicht nach auch so seyn sollte. Laß mich
denn fragen, was du davon gedenkest. Erzitterst
du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das
schändlichste Weib bey der Furcht des Todes und

zukünf-
X x 5




Der drey und neunzigſte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.

Eben, da ich mich niederſetzte, euren Brief vom
14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit
ich euch allen Troſt, den ich koͤnnte, ertheilen
moͤchte, langte euer Brief vom Mittwochen an,
in welchem ihr wiederrufet.

Jch bin wirklich betruͤbt und in meiner Hoff-
nung betrogen: da auf den erſten ſo bald ein an-
derer, der ihm ganz entgegen ſtehet, gefolget iſt.

Der ſchreckliche Brief, deſſen ihr Erwaͤhnung
thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, iſt
in der That von mir. Sie koͤnnen euch, wie ich
ſehe, itzo alles zeigen. Fordert alſo den Brief
von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen
Mutter, dem Gemuͤthe nach, leſen wollet.



Jch will ſetzen, als wenn du eben den Brief
geleſen haͤtteſt, den du ſchrecklich nenneſt, und der
meiner Abſicht nach auch ſo ſeyn ſollte. Laß mich
denn fragen, was du davon gedenkeſt. Erzitterſt
du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das
ſchaͤndlichſte Weib bey der Furcht des Todes und

zukuͤnf-
X x 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0703" n="697"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der drey und neunzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Freytags, den 22ten Sept.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>ben, da ich mich nieder&#x017F;etzte, euren Brief vom<lb/>
14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit<lb/>
ich euch allen Tro&#x017F;t, den ich ko&#x0364;nnte, ertheilen<lb/>
mo&#x0364;chte, langte euer Brief vom Mittwochen an,<lb/>
in welchem ihr wiederrufet.</p><lb/>
          <p>Jch bin wirklich betru&#x0364;bt und in meiner Hoff-<lb/>
nung betrogen: da auf den er&#x017F;ten &#x017F;o bald ein an-<lb/>
derer, der ihm ganz entgegen &#x017F;tehet, gefolget i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Der &#x017F;chreckliche Brief, de&#x017F;&#x017F;en ihr Erwa&#x0364;hnung<lb/>
thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, i&#x017F;t<lb/>
in der That von mir. Sie ko&#x0364;nnen euch, wie ich<lb/>
&#x017F;ehe, itzo alles zeigen. Fordert al&#x017F;o den Brief<lb/>
von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen<lb/>
Mutter, dem Gemu&#x0364;the nach, le&#x017F;en wollet.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch will &#x017F;etzen, als wenn du eben den Brief<lb/>
gele&#x017F;en ha&#x0364;tte&#x017F;t, den du &#x017F;chrecklich nenne&#x017F;t, und der<lb/>
meiner Ab&#x017F;icht nach auch &#x017F;o &#x017F;eyn &#x017F;ollte. Laß mich<lb/>
denn fragen, was du davon gedenke&#x017F;t. Erzitter&#x017F;t<lb/>
du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;te Weib bey der Furcht des Todes und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 5</fw><fw place="bottom" type="catch">zuku&#x0364;nf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[697/0703] Der drey und neunzigſte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace. Freytags, den 22ten Sept. Eben, da ich mich niederſetzte, euren Brief vom 14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit ich euch allen Troſt, den ich koͤnnte, ertheilen moͤchte, langte euer Brief vom Mittwochen an, in welchem ihr wiederrufet. Jch bin wirklich betruͤbt und in meiner Hoff- nung betrogen: da auf den erſten ſo bald ein an- derer, der ihm ganz entgegen ſtehet, gefolget iſt. Der ſchreckliche Brief, deſſen ihr Erwaͤhnung thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, iſt in der That von mir. Sie koͤnnen euch, wie ich ſehe, itzo alles zeigen. Fordert alſo den Brief von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen Mutter, dem Gemuͤthe nach, leſen wollet. Jch will ſetzen, als wenn du eben den Brief geleſen haͤtteſt, den du ſchrecklich nenneſt, und der meiner Abſicht nach auch ſo ſeyn ſollte. Laß mich denn fragen, was du davon gedenkeſt. Erzitterſt du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das ſchaͤndlichſte Weib bey der Furcht des Todes und zukuͤnf- X x 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/703
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/703>, abgerufen am 21.11.2024.