Der erste Brief von Herrn Belford an Herrn Robert Lovelace.
Dienstags, den 22ten Aug.
Jch bin um den armen Menschen, dessen Ausgang aus der Welt ich beynahe stünd- lich erwarte, und bey den empfindlichen Trauerspielen, welche seine Krankheit und seine Todesangst vorstellet, so bekümmert gewe- sen, daß ich mich nicht in dem Stande befunden habe, mehr als ein Verzeichniß von den traurigen Vorfällen mit wenigen Worten aufzusetzen, da- mit sich daraus zur Lehre für uns alle eine vollkom- menere Nachricht entwerfen lasse, wenn die Lust zu schreiben wiederkommen wird.
Sie ist wiedergekommen. Der Unwillen hat sie erwecket: da ich deine Briefe vom Sonntage und von gestern erhalten habe. Du giebst mir dadurch Ursache, dir ernstlich zu verweisen, daß du dein Wort, welches du mir auf deine Ehre ge- geben hattest, gebrochen hast: und wo daraus solche Folgen entstehen, als ich befürchte; so wer-
de
Siebenter Theil. A
Clariſſa. Der ſiebende Theil.
Der erſte Brief von Herrn Belford an Herrn Robert Lovelace.
Dienſtags, den 22ten Aug.
Jch bin um den armen Menſchen, deſſen Ausgang aus der Welt ich beynahe ſtuͤnd- lich erwarte, und bey den empfindlichen Trauerſpielen, welche ſeine Krankheit und ſeine Todesangſt vorſtellet, ſo bekuͤmmert gewe- ſen, daß ich mich nicht in dem Stande befunden habe, mehr als ein Verzeichniß von den traurigen Vorfaͤllen mit wenigen Worten aufzuſetzen, da- mit ſich daraus zur Lehre fuͤr uns alle eine vollkom- menere Nachricht entwerfen laſſe, wenn die Luſt zu ſchreiben wiederkommen wird.
Sie iſt wiedergekommen. Der Unwillen hat ſie erwecket: da ich deine Briefe vom Sonntage und von geſtern erhalten habe. Du giebſt mir dadurch Urſache, dir ernſtlich zu verweiſen, daß du dein Wort, welches du mir auf deine Ehre ge- geben hatteſt, gebrochen haſt: und wo daraus ſolche Folgen entſtehen, als ich befuͤrchte; ſo wer-
de
Siebenter Theil. A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0007"n="[1]"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Clariſſa.<lb/>
Der ſiebende Theil</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der erſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Herrn Belford an Herrn Robert Lovelace.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">Dienſtags, den 22ten Aug.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch bin um den armen Menſchen, deſſen<lb/>
Ausgang aus der Welt ich beynahe ſtuͤnd-<lb/>
lich erwarte, und bey den empfindlichen<lb/>
Trauerſpielen, welche ſeine Krankheit und<lb/>ſeine Todesangſt vorſtellet, ſo bekuͤmmert gewe-<lb/>ſen, daß ich mich nicht in dem Stande befunden<lb/>
habe, mehr als ein Verzeichniß von den traurigen<lb/>
Vorfaͤllen mit wenigen Worten aufzuſetzen, da-<lb/>
mit ſich daraus zur Lehre fuͤr uns alle eine vollkom-<lb/>
menere Nachricht entwerfen laſſe, wenn die Luſt<lb/>
zu ſchreiben wiederkommen wird.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Sie iſt wiedergekommen. Der Unwillen hat<lb/>ſie erwecket: da ich deine Briefe vom Sonntage<lb/>
und von geſtern erhalten habe. Du giebſt mir<lb/>
dadurch Urſache, dir ernſtlich zu verweiſen, daß du<lb/>
dein Wort, welches du mir auf deine Ehre ge-<lb/>
geben hatteſt, gebrochen haſt: und wo daraus<lb/>ſolche Folgen entſtehen, als ich befuͤrchte; ſo wer-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Siebenter Theil.</hi> A</fw><fwplace="bottom"type="catch">de</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[1]/0007]
Clariſſa.
Der ſiebende Theil.
Der erſte Brief
von
Herrn Belford an Herrn Robert Lovelace.
Dienſtags, den 22ten Aug.
Jch bin um den armen Menſchen, deſſen
Ausgang aus der Welt ich beynahe ſtuͤnd-
lich erwarte, und bey den empfindlichen
Trauerſpielen, welche ſeine Krankheit und
ſeine Todesangſt vorſtellet, ſo bekuͤmmert gewe-
ſen, daß ich mich nicht in dem Stande befunden
habe, mehr als ein Verzeichniß von den traurigen
Vorfaͤllen mit wenigen Worten aufzuſetzen, da-
mit ſich daraus zur Lehre fuͤr uns alle eine vollkom-
menere Nachricht entwerfen laſſe, wenn die Luſt
zu ſchreiben wiederkommen wird.
Sie iſt wiedergekommen. Der Unwillen hat
ſie erwecket: da ich deine Briefe vom Sonntage
und von geſtern erhalten habe. Du giebſt mir
dadurch Urſache, dir ernſtlich zu verweiſen, daß du
dein Wort, welches du mir auf deine Ehre ge-
geben hatteſt, gebrochen haſt: und wo daraus
ſolche Folgen entſtehen, als ich befuͤrchte; ſo wer-
de
Siebenter Theil. A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/7>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.