Der neunzigste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
M. Hall, Donnerstags, den 14ten Sept.
Seit dem unglücklichen siebenden dieses Mo- naths, bin ich allezeit mir selbst und aller Freude des Lebens geraubet gewesen. Jch hätte noch weiter als auf den unglücklichen siebenden zurückgehen mögen, den ich in Zukunft nicht an- ders als in Trauer jährlich wiederkommen sehen will: nur hatte ich doch bis auf den verfluchten Tag noch einige Strahlen der Hoffnung, die bis- weilen auf mich schossen.
Man sagt mir von einem wunderlichen Brie- se, den ich an euch geschrieben habe (*). Jch be- sinne mich wohl, daß ich geschrieben: aber, was ich geschrieben, davon besinne ich mich sehr wenig.
Jch bin in einem verfluchten Zustande gewe- sen. Mich deucht, es hat etwas auf eine seltsa- me Art zu meiner Strafe gewirket, um mir alles zu vergelten. Jch bin niemals ein solcher Narr gewesen, daß ich eine Vorsehung geleugnet hätte: jedoch ist es auch nicht meine Weise, alles, was auf eine Zeitlang wie Rache aussiehet, auf ein göttliches Gericht hinauszuleiten. Wo mir aber
hier,
(*) Man sehe den vorhergehenden LXXVI. Brief.
Der neunzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
M. Hall, Donnerſtags, den 14ten Sept.
Seit dem ungluͤcklichen ſiebenden dieſes Mo- naths, bin ich allezeit mir ſelbſt und aller Freude des Lebens geraubet geweſen. Jch haͤtte noch weiter als auf den ungluͤcklichen ſiebenden zuruͤckgehen moͤgen, den ich in Zukunft nicht an- ders als in Trauer jaͤhrlich wiederkommen ſehen will: nur hatte ich doch bis auf den verfluchten Tag noch einige Strahlen der Hoffnung, die bis- weilen auf mich ſchoſſen.
Man ſagt mir von einem wunderlichen Brie- ſe, den ich an euch geſchrieben habe (*). Jch be- ſinne mich wohl, daß ich geſchrieben: aber, was ich geſchrieben, davon beſinne ich mich ſehr wenig.
Jch bin in einem verfluchten Zuſtande gewe- ſen. Mich deucht, es hat etwas auf eine ſeltſa- me Art zu meiner Strafe gewirket, um mir alles zu vergelten. Jch bin niemals ein ſolcher Narr geweſen, daß ich eine Vorſehung geleugnet haͤtte: jedoch iſt es auch nicht meine Weiſe, alles, was auf eine Zeitlang wie Rache ausſiehet, auf ein goͤttliches Gericht hinauszuleiten. Wo mir aber
hier,
(*) Man ſehe den vorhergehenden LXXVI. Brief.
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Der neunzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
M. Hall, Donnerſtags, den 14ten Sept.
Seit dem ungluͤcklichen ſiebenden dieſes Mo-
naths, bin ich allezeit mir ſelbſt und aller
Freude des Lebens geraubet geweſen. Jch haͤtte
noch weiter als auf den ungluͤcklichen ſiebenden
zuruͤckgehen moͤgen, den ich in Zukunft nicht an-
ders als in Trauer jaͤhrlich wiederkommen ſehen
will: nur hatte ich doch bis auf den verfluchten
Tag noch einige Strahlen der Hoffnung, die bis-
weilen auf mich ſchoſſen.
Man ſagt mir von einem wunderlichen Brie-
ſe, den ich an euch geſchrieben habe (*). Jch be-
ſinne mich wohl, daß ich geſchrieben: aber, was
ich geſchrieben, davon beſinne ich mich ſehr wenig.
Jch bin in einem verfluchten Zuſtande gewe-
ſen. Mich deucht, es hat etwas auf eine ſeltſa-
me Art zu meiner Strafe gewirket, um mir alles
zu vergelten. Jch bin niemals ein ſolcher Narr
geweſen, daß ich eine Vorſehung geleugnet haͤtte:
jedoch iſt es auch nicht meine Weiſe, alles, was
auf eine Zeitlang wie Rache ausſiehet, auf ein
goͤttliches Gericht hinauszuleiten. Wo mir aber
hier,
(*) Man ſehe den vorhergehenden LXXVI. Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/684>, abgerufen am 21.12.2024.
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