so viele Gewissensangst empfände, wenn sie ihr Verfahren mit der Fräulein Harlowe bedächte, und so sehr darauf bestünde, Vergebung von ihr ausgewirkt zu haben, daß sie versichert wäre, die Zeitung, welche sie ihr zu bringen hätte, würde ihr Ende beschleunigen.
Der drey und siebzigste Brief von Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Sonnab. Abends.
Dein Bedienter giebt mir eine fürchterliche Nachricht von deiner rasenden Unbändigkeit. Jch wundere mich nicht darüber. Allein da nichts, was heftig ist, lange dauret: so darf ich auch sa- gen, daß deine gewöhnliche Fröhlichkeit bald deine Raserey vertreiben werde. Jch fälle dieses Ur- theil um so viel mehr, da deine Anfälle eine ge- wisse Art der Wuth sind, die sich zu deiner unge- stümen Gemüthsbeschaffenheit schicket, und nicht zu der niedergeschlagenen Traurigkeit gehören, welche langsamere Gemüther zu überfallen pflegt.
Aus der Ursache will ich fortfahren, an dich zu schreiben, damit meine Erzählung nicht durch dei- ne Unordnung des Gemüths unterbrochen werde, und der Jnhalt derselben dir, wenn du wieder her-
ge-
Siebenter Theil. K k
ſo viele Gewiſſensangſt empfaͤnde, wenn ſie ihr Verfahren mit der Fraͤulein Harlowe bedaͤchte, und ſo ſehr darauf beſtuͤnde, Vergebung von ihr ausgewirkt zu haben, daß ſie verſichert waͤre, die Zeitung, welche ſie ihr zu bringen haͤtte, wuͤrde ihr Ende beſchleunigen.
Der drey und ſiebzigſte Brief von Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Sonnab. Abends.
Dein Bedienter giebt mir eine fuͤrchterliche Nachricht von deiner raſenden Unbaͤndigkeit. Jch wundere mich nicht daruͤber. Allein da nichts, was heftig iſt, lange dauret: ſo darf ich auch ſa- gen, daß deine gewoͤhnliche Froͤhlichkeit bald deine Raſerey vertreiben werde. Jch faͤlle dieſes Ur- theil um ſo viel mehr, da deine Anfaͤlle eine ge- wiſſe Art der Wuth ſind, die ſich zu deiner unge- ſtuͤmen Gemuͤthsbeſchaffenheit ſchicket, und nicht zu der niedergeſchlagenen Traurigkeit gehoͤren, welche langſamere Gemuͤther zu uͤberfallen pflegt.
Aus der Urſache will ich fortfahren, an dich zu ſchreiben, damit meine Erzaͤhlung nicht durch dei- ne Unordnung des Gemuͤths unterbrochen werde, und der Jnhalt derſelben dir, wenn du wieder her-
ge-
Siebenter Theil. K k
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[513/0519]
ſo viele Gewiſſensangſt empfaͤnde, wenn ſie ihr
Verfahren mit der Fraͤulein Harlowe bedaͤchte,
und ſo ſehr darauf beſtuͤnde, Vergebung von ihr
ausgewirkt zu haben, daß ſie verſichert waͤre, die
Zeitung, welche ſie ihr zu bringen haͤtte, wuͤrde
ihr Ende beſchleunigen.
Der drey und ſiebzigſte Brief
von
Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Sonnab. Abends.
Dein Bedienter giebt mir eine fuͤrchterliche
Nachricht von deiner raſenden Unbaͤndigkeit.
Jch wundere mich nicht daruͤber. Allein da nichts,
was heftig iſt, lange dauret: ſo darf ich auch ſa-
gen, daß deine gewoͤhnliche Froͤhlichkeit bald deine
Raſerey vertreiben werde. Jch faͤlle dieſes Ur-
theil um ſo viel mehr, da deine Anfaͤlle eine ge-
wiſſe Art der Wuth ſind, die ſich zu deiner unge-
ſtuͤmen Gemuͤthsbeſchaffenheit ſchicket, und nicht
zu der niedergeſchlagenen Traurigkeit gehoͤren,
welche langſamere Gemuͤther zu uͤberfallen
pflegt.
Aus der Urſache will ich fortfahren, an dich zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/519>, abgerufen am 21.12.2024.
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