Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



so viele Gewissensangst empfände, wenn sie ihr
Verfahren mit der Fräulein Harlowe bedächte,
und so sehr darauf bestünde, Vergebung von ihr
ausgewirkt zu haben, daß sie versichert wäre, die
Zeitung, welche sie ihr zu bringen hätte, würde
ihr Ende beschleunigen.



Der drey und siebzigste Brief
von
Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace.

Dein Bedienter giebt mir eine fürchterliche
Nachricht von deiner rasenden Unbändigkeit.
Jch wundere mich nicht darüber. Allein da nichts,
was heftig ist, lange dauret: so darf ich auch sa-
gen, daß deine gewöhnliche Fröhlichkeit bald deine
Raserey vertreiben werde. Jch fälle dieses Ur-
theil um so viel mehr, da deine Anfälle eine ge-
wisse Art der Wuth sind, die sich zu deiner unge-
stümen Gemüthsbeschaffenheit schicket, und nicht
zu der niedergeschlagenen Traurigkeit gehören,
welche langsamere Gemüther zu überfallen
pflegt.

Aus der Ursache will ich fortfahren, an dich zu
schreiben, damit meine Erzählung nicht durch dei-
ne Unordnung des Gemüths unterbrochen werde,
und der Jnhalt derselben dir, wenn du wieder her-

ge-
Siebenter Theil. K k



ſo viele Gewiſſensangſt empfaͤnde, wenn ſie ihr
Verfahren mit der Fraͤulein Harlowe bedaͤchte,
und ſo ſehr darauf beſtuͤnde, Vergebung von ihr
ausgewirkt zu haben, daß ſie verſichert waͤre, die
Zeitung, welche ſie ihr zu bringen haͤtte, wuͤrde
ihr Ende beſchleunigen.



Der drey und ſiebzigſte Brief
von
Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace.

Dein Bedienter giebt mir eine fuͤrchterliche
Nachricht von deiner raſenden Unbaͤndigkeit.
Jch wundere mich nicht daruͤber. Allein da nichts,
was heftig iſt, lange dauret: ſo darf ich auch ſa-
gen, daß deine gewoͤhnliche Froͤhlichkeit bald deine
Raſerey vertreiben werde. Jch faͤlle dieſes Ur-
theil um ſo viel mehr, da deine Anfaͤlle eine ge-
wiſſe Art der Wuth ſind, die ſich zu deiner unge-
ſtuͤmen Gemuͤthsbeſchaffenheit ſchicket, und nicht
zu der niedergeſchlagenen Traurigkeit gehoͤren,
welche langſamere Gemuͤther zu uͤberfallen
pflegt.

Aus der Urſache will ich fortfahren, an dich zu
ſchreiben, damit meine Erzaͤhlung nicht durch dei-
ne Unordnung des Gemuͤths unterbrochen werde,
und der Jnhalt derſelben dir, wenn du wieder her-

ge-
Siebenter Theil. K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0519" n="513"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;o viele Gewi&#x017F;&#x017F;ensang&#x017F;t empfa&#x0364;nde, wenn &#x017F;ie ihr<lb/>
Verfahren mit der Fra&#x0364;ulein Harlowe beda&#x0364;chte,<lb/>
und &#x017F;o &#x017F;ehr darauf be&#x017F;tu&#x0364;nde, Vergebung von ihr<lb/>
ausgewirkt zu haben, daß &#x017F;ie ver&#x017F;ichert wa&#x0364;re, die<lb/>
Zeitung, welche &#x017F;ie ihr zu bringen ha&#x0364;tte, wu&#x0364;rde<lb/>
ihr Ende be&#x017F;chleunigen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der drey und &#x017F;iebzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace.</hi></head><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Sonnab. Abends.</hi> </dateline><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ein Bedienter giebt mir eine fu&#x0364;rchterliche<lb/>
Nachricht von deiner ra&#x017F;enden Unba&#x0364;ndigkeit.<lb/>
Jch wundere mich nicht daru&#x0364;ber. Allein da nichts,<lb/>
was heftig i&#x017F;t, lange dauret: &#x017F;o darf ich auch &#x017F;a-<lb/>
gen, daß deine gewo&#x0364;hnliche Fro&#x0364;hlichkeit bald deine<lb/>
Ra&#x017F;erey vertreiben werde. Jch fa&#x0364;lle die&#x017F;es Ur-<lb/>
theil um &#x017F;o viel mehr, da deine Anfa&#x0364;lle eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Art der Wuth &#x017F;ind, die &#x017F;ich zu deiner unge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;men Gemu&#x0364;thsbe&#x017F;chaffenheit &#x017F;chicket, und nicht<lb/>
zu der niederge&#x017F;chlagenen Traurigkeit geho&#x0364;ren,<lb/>
welche lang&#x017F;amere Gemu&#x0364;ther zu u&#x0364;berfallen<lb/>
pflegt.</p><lb/>
            <p>Aus der Ur&#x017F;ache will ich fortfahren, an dich zu<lb/>
&#x017F;chreiben, damit meine Erza&#x0364;hlung nicht durch dei-<lb/>
ne Unordnung des Gemu&#x0364;ths unterbrochen werde,<lb/>
und der Jnhalt der&#x017F;elben dir, wenn du wieder her-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Siebenter Theil.</hi> K k</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0519] ſo viele Gewiſſensangſt empfaͤnde, wenn ſie ihr Verfahren mit der Fraͤulein Harlowe bedaͤchte, und ſo ſehr darauf beſtuͤnde, Vergebung von ihr ausgewirkt zu haben, daß ſie verſichert waͤre, die Zeitung, welche ſie ihr zu bringen haͤtte, wuͤrde ihr Ende beſchleunigen. Der drey und ſiebzigſte Brief von Hrn. Belford an Hrn. Robert Lovelace. Sonnab. Abends. Dein Bedienter giebt mir eine fuͤrchterliche Nachricht von deiner raſenden Unbaͤndigkeit. Jch wundere mich nicht daruͤber. Allein da nichts, was heftig iſt, lange dauret: ſo darf ich auch ſa- gen, daß deine gewoͤhnliche Froͤhlichkeit bald deine Raſerey vertreiben werde. Jch faͤlle dieſes Ur- theil um ſo viel mehr, da deine Anfaͤlle eine ge- wiſſe Art der Wuth ſind, die ſich zu deiner unge- ſtuͤmen Gemuͤthsbeſchaffenheit ſchicket, und nicht zu der niedergeſchlagenen Traurigkeit gehoͤren, welche langſamere Gemuͤther zu uͤberfallen pflegt. Aus der Urſache will ich fortfahren, an dich zu ſchreiben, damit meine Erzaͤhlung nicht durch dei- ne Unordnung des Gemuͤths unterbrochen werde, und der Jnhalt derſelben dir, wenn du wieder her- ge- Siebenter Theil. K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/519
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/519>, abgerufen am 21.11.2024.