Schuld! - - Aber es würde grausam seyn, dei- ner itzo nicht zu schonen.
Sie hat nach dem Geistlichen geschickt, der sie sonst besuchet, daß er mit ihr beten möge.
Der ein und funfzigste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Kensington, Mittwoch. Mittags.
Du bist wie der Wandersmann beym Aesop: du bläsest Hitze und Kälte, Leben und Tod, in einem Athem; sonder Zweifel in der Absicht, mich verrückt zu machen. Wie dreist gehst du mit den Worten, Sterben, Dunkelheit des Gesichts, Zittern der Glieder, um? Niemals hat wohl ein Mensch mit so wenigen Klocken so sehr verschieden geläutet. Dein wahrer Vater, dürfte ich wohl schwören, ist ein Metzger, oder ein Leichenbesorger gewesen: wenn man nach dem Vergnügen urtheilen soll, das du an den Trauer- spielen des Schreckens und Todes zu finden schei- nest. Deine grausame Anmerkung, daß du sie nicht durch deine eigne Schuld verlierest, ist nim- mermehr zu vergeben. Du hast nur einen Weg, die Marter, welche du mir machest, auszusöhnen: und der ist dieser, daß du mir meldest, es sey bes- ser mit ihr, und sie werde wieder genesen. Es
mag
Schuld! ‒ ‒ Aber es wuͤrde grauſam ſeyn, dei- ner itzo nicht zu ſchonen.
Sie hat nach dem Geiſtlichen geſchickt, der ſie ſonſt beſuchet, daß er mit ihr beten moͤge.
Der ein und funfzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Kenſington, Mittwoch. Mittags.
Du biſt wie der Wandersmann beym Aeſop: du blaͤſeſt Hitze und Kaͤlte, Leben und Tod, in einem Athem; ſonder Zweifel in der Abſicht, mich verruͤckt zu machen. Wie dreiſt gehſt du mit den Worten, Sterben, Dunkelheit des Geſichts, Zittern der Glieder, um? Niemals hat wohl ein Menſch mit ſo wenigen Klocken ſo ſehr verſchieden gelaͤutet. Dein wahrer Vater, duͤrfte ich wohl ſchwoͤren, iſt ein Metzger, oder ein Leichenbeſorger geweſen: wenn man nach dem Vergnuͤgen urtheilen ſoll, das du an den Trauer- ſpielen des Schreckens und Todes zu finden ſchei- neſt. Deine grauſame Anmerkung, daß du ſie nicht durch deine eigne Schuld verliereſt, iſt nim- mermehr zu vergeben. Du haſt nur einen Weg, die Marter, welche du mir macheſt, auszuſoͤhnen: und der iſt dieſer, daß du mir meldeſt, es ſey beſ- ſer mit ihr, und ſie werde wieder geneſen. Es
mag
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Schuld! ‒ ‒ Aber es wuͤrde grauſam ſeyn, dei-
ner itzo nicht zu ſchonen.
Sie hat nach dem Geiſtlichen geſchickt, der
ſie ſonſt beſuchet, daß er mit ihr beten moͤge.
Der ein und funfzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Kenſington, Mittwoch. Mittags.
Du biſt wie der Wandersmann beym Aeſop:
du blaͤſeſt Hitze und Kaͤlte, Leben und Tod,
in einem Athem; ſonder Zweifel in der Abſicht,
mich verruͤckt zu machen. Wie dreiſt gehſt du
mit den Worten, Sterben, Dunkelheit des
Geſichts, Zittern der Glieder, um? Niemals
hat wohl ein Menſch mit ſo wenigen Klocken ſo
ſehr verſchieden gelaͤutet. Dein wahrer Vater,
duͤrfte ich wohl ſchwoͤren, iſt ein Metzger, oder ein
Leichenbeſorger geweſen: wenn man nach dem
Vergnuͤgen urtheilen ſoll, das du an den Trauer-
ſpielen des Schreckens und Todes zu finden ſchei-
neſt. Deine grauſame Anmerkung, daß du ſie
nicht durch deine eigne Schuld verliereſt, iſt nim-
mermehr zu vergeben. Du haſt nur einen Weg,
die Marter, welche du mir macheſt, auszuſoͤhnen:
und der iſt dieſer, daß du mir meldeſt, es ſey beſ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/414>, abgerufen am 21.12.2024.
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