Der acht und zwanzigste Brief von dem Obrist Morden an die Fräulein Cla- rissa Harlowe.
Dienstags, den 29ten Aug.
Meine wertheste Base.
Erlauben Sie mir, über die Unglücksfälle, wel- che eine so unglückliche Mishelligkeit zwischen Jhnen und den übrigen Personen von ihrer Fa- milie veranlasset haben, mein Beyleid zu bezeugen, und meine Hülfe anzubieten, damit Sie in den Stand gesetzet werden, dasjenige, was geschehen ist, zu dem besten Ende zu bringen.
Sie sind in die schändlichsten Hände gefallen. Der Brief, den ich von Florenz aus an Sie schrieb (*), ist, wie ich finde, zu spät gekommen, daß er die gehoffte Wirkung hätte haben können. Es ist mir sehr leid, daß dieß geschehen ist: gleich- wie ich auch sehr bedaure, daß ich nicht eher in Person nach England gekommen bin.
Allein lassen Sie uns das Vergangene verges- sen und auf das Künftige hinaussehen. Jch bin bey dem Herrn Lovelace und dem Lord M. ge- wesen. Es ist nicht nöthig, wie es scheint, daß ich Jhnen erst melde, was für ein großes Ver-
langen
(*) Man sehe den III Th. S. 550 u. f.
Der acht und zwanzigſte Brief von dem Obriſt Morden an die Fraͤulein Cla- riſſa Harlowe.
Dienſtags, den 29ten Aug.
Meine wertheſte Baſe.
Erlauben Sie mir, uͤber die Ungluͤcksfaͤlle, wel- che eine ſo ungluͤckliche Mishelligkeit zwiſchen Jhnen und den uͤbrigen Perſonen von ihrer Fa- milie veranlaſſet haben, mein Beyleid zu bezeugen, und meine Huͤlfe anzubieten, damit Sie in den Stand geſetzet werden, dasjenige, was geſchehen iſt, zu dem beſten Ende zu bringen.
Sie ſind in die ſchaͤndlichſten Haͤnde gefallen. Der Brief, den ich von Florenz aus an Sie ſchrieb (*), iſt, wie ich finde, zu ſpaͤt gekommen, daß er die gehoffte Wirkung haͤtte haben koͤnnen. Es iſt mir ſehr leid, daß dieß geſchehen iſt: gleich- wie ich auch ſehr bedaure, daß ich nicht eher in Perſon nach England gekommen bin.
Allein laſſen Sie uns das Vergangene vergeſ- ſen und auf das Kuͤnftige hinausſehen. Jch bin bey dem Herrn Lovelace und dem Lord M. ge- weſen. Es iſt nicht noͤthig, wie es ſcheint, daß ich Jhnen erſt melde, was fuͤr ein großes Ver-
langen
(*) Man ſehe den III Th. S. 550 u. f.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0259"n="253"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der acht und zwanzigſte Brief</hi><lb/>
von dem<lb/><hirendition="#fr">Obriſt Morden an die Fraͤulein Cla-<lb/>
riſſa Harlowe.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Dienſtags, den 29ten Aug.</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#b">Meine wertheſte Baſe.</hi></salute><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>rlauben Sie mir, uͤber die Ungluͤcksfaͤlle, wel-<lb/>
che eine ſo ungluͤckliche Mishelligkeit zwiſchen<lb/>
Jhnen und den uͤbrigen Perſonen von ihrer Fa-<lb/>
milie veranlaſſet haben, mein Beyleid zu bezeugen,<lb/>
und meine Huͤlfe anzubieten, damit Sie in den<lb/>
Stand geſetzet werden, dasjenige, was geſchehen<lb/>
iſt, zu dem beſten Ende zu bringen.</p><lb/><p>Sie ſind in die ſchaͤndlichſten Haͤnde gefallen.<lb/>
Der Brief, den ich von Florenz aus an Sie<lb/>ſchrieb <noteplace="foot"n="(*)">Man ſehe den <hirendition="#aq">III</hi> Th. S. 550 u. f.</note>, iſt, wie ich finde, zu ſpaͤt gekommen,<lb/>
daß er die gehoffte Wirkung haͤtte haben koͤnnen.<lb/>
Es iſt mir ſehr leid, daß dieß geſchehen iſt: gleich-<lb/>
wie ich auch ſehr bedaure, daß ich nicht eher in<lb/>
Perſon nach England gekommen bin.</p><lb/><p>Allein laſſen Sie uns das Vergangene vergeſ-<lb/>ſen und auf das Kuͤnftige hinausſehen. Jch bin<lb/>
bey dem Herrn Lovelace und dem Lord M. ge-<lb/>
weſen. Es iſt nicht noͤthig, wie es ſcheint, daß<lb/>
ich <hirendition="#fr">Jhnen</hi> erſt melde, was fuͤr ein großes Ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">langen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[253/0259]
Der acht und zwanzigſte Brief
von dem
Obriſt Morden an die Fraͤulein Cla-
riſſa Harlowe.
Dienſtags, den 29ten Aug.
Meine wertheſte Baſe.
Erlauben Sie mir, uͤber die Ungluͤcksfaͤlle, wel-
che eine ſo ungluͤckliche Mishelligkeit zwiſchen
Jhnen und den uͤbrigen Perſonen von ihrer Fa-
milie veranlaſſet haben, mein Beyleid zu bezeugen,
und meine Huͤlfe anzubieten, damit Sie in den
Stand geſetzet werden, dasjenige, was geſchehen
iſt, zu dem beſten Ende zu bringen.
Sie ſind in die ſchaͤndlichſten Haͤnde gefallen.
Der Brief, den ich von Florenz aus an Sie
ſchrieb (*), iſt, wie ich finde, zu ſpaͤt gekommen,
daß er die gehoffte Wirkung haͤtte haben koͤnnen.
Es iſt mir ſehr leid, daß dieß geſchehen iſt: gleich-
wie ich auch ſehr bedaure, daß ich nicht eher in
Perſon nach England gekommen bin.
Allein laſſen Sie uns das Vergangene vergeſ-
ſen und auf das Kuͤnftige hinausſehen. Jch bin
bey dem Herrn Lovelace und dem Lord M. ge-
weſen. Es iſt nicht noͤthig, wie es ſcheint, daß
ich Jhnen erſt melde, was fuͤr ein großes Ver-
langen
(*) Man ſehe den III Th. S. 550 u. f.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/259>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.