Der achtzehnte Brief von Herrn Wyerley an Fräulein Clarissa Harlowe.
Mittwoch. den 23ten Aug.
Wertheste Fräulein.
Sie werden sich wundern, daß Sie, nach Ver- lauf so langer Zeit, einen Antrag, der so aus- drücklich, ob gleich so höflich, abgelehnet ist, wie- der erneuret finden: allein, es mag aufgenommen werden, wie es will, ich muß ihn erneuren. Je- dermann hat gehöret, daß auf eine schändliche Art mit Jhnen umgegangen ist: von einem Men- schen, welcher der schändlichste Kerl in der Welt seyn mußte, daß er Jhnen übel begegnen konnte. Jedermann weiß Jhren gerechten Unwillen über seine niederträchtige Begegnung: daß Sie fest entschlossen sind, sich niemals mit ihm wieder aus- zusöhnen; und daß Sie gegen alles Flehen seiner edlen Anverwandten, gegen alles Bitten und alle Reue des unedlen Menschen selbst, in dieser Ent- schließung beharren. Und alle Welt, die die Eh- re hat, Sie zu kennen, oder von ihm gehöret hat, loben Jhren Entschluß mit vielem Beyfall, als einen Vorsatz, der sich für Sie selbst, der sich für Jhre Tugend und die genaue Beobachtung der
Ehre
Der achtzehnte Brief von Herrn Wyerley an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Mittwoch. den 23ten Aug.
Wertheſte Fraͤulein.
Sie werden ſich wundern, daß Sie, nach Ver- lauf ſo langer Zeit, einen Antrag, der ſo aus- druͤcklich, ob gleich ſo hoͤflich, abgelehnet iſt, wie- der erneuret finden: allein, es mag aufgenommen werden, wie es will, ich muß ihn erneuren. Je- dermann hat gehoͤret, daß auf eine ſchaͤndliche Art mit Jhnen umgegangen iſt: von einem Men- ſchen, welcher der ſchaͤndlichſte Kerl in der Welt ſeyn mußte, daß er Jhnen uͤbel begegnen konnte. Jedermann weiß Jhren gerechten Unwillen uͤber ſeine niedertraͤchtige Begegnung: daß Sie feſt entſchloſſen ſind, ſich niemals mit ihm wieder aus- zuſoͤhnen; und daß Sie gegen alles Flehen ſeiner edlen Anverwandten, gegen alles Bitten und alle Reue des unedlen Menſchen ſelbſt, in dieſer Ent- ſchließung beharren. Und alle Welt, die die Eh- re hat, Sie zu kennen, oder von ihm gehoͤret hat, loben Jhren Entſchluß mit vielem Beyfall, als einen Vorſatz, der ſich fuͤr Sie ſelbſt, der ſich fuͤr Jhre Tugend und die genaue Beobachtung der
Ehre
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Der achtzehnte Brief
von
Herrn Wyerley an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Mittwoch. den 23ten Aug.
Wertheſte Fraͤulein.
Sie werden ſich wundern, daß Sie, nach Ver-
lauf ſo langer Zeit, einen Antrag, der ſo aus-
druͤcklich, ob gleich ſo hoͤflich, abgelehnet iſt, wie-
der erneuret finden: allein, es mag aufgenommen
werden, wie es will, ich muß ihn erneuren. Je-
dermann hat gehoͤret, daß auf eine ſchaͤndliche Art
mit Jhnen umgegangen iſt: von einem Men-
ſchen, welcher der ſchaͤndlichſte Kerl in der Welt
ſeyn mußte, daß er Jhnen uͤbel begegnen konnte.
Jedermann weiß Jhren gerechten Unwillen uͤber
ſeine niedertraͤchtige Begegnung: daß Sie feſt
entſchloſſen ſind, ſich niemals mit ihm wieder aus-
zuſoͤhnen; und daß Sie gegen alles Flehen ſeiner
edlen Anverwandten, gegen alles Bitten und alle
Reue des unedlen Menſchen ſelbſt, in dieſer Ent-
ſchließung beharren. Und alle Welt, die die Eh-
re hat, Sie zu kennen, oder von ihm gehoͤret hat,
loben Jhren Entſchluß mit vielem Beyfall, als
einen Vorſatz, der ſich fuͤr Sie ſelbſt, der ſich fuͤr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/150>, abgerufen am 30.12.2024.
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