Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



will: so wird es eine große Herablassung und
Gefälligkeit seyn.

Arabelle Harlowe.


Der zwölfte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Arabelle Harlowe.

Schreibet immerhin an mich, meine unbarm-
herzige Schwester, auf was für Art es Euch
gefällt: ich werde für die Nachricht, welche Jhr
mir gebet, Euch allezeit dankbar seyn. Aber,
Jhr möget von mir gedenken, was Jhr wollet,
Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu
einem solchen Gewerbe, als Jhr erwähnet, nicht
sehen.

Gott sey mir gnädig, in Wahrheit!
Denn sonst wird es niemand seyn.

Gewiß, man hält mich für eine Person, die
alle Schamhaftigkeit verlohren hat: sonst könnte
man sich nicht in den Sinn kommen lassen, zween
Mannspersonen in einer solchen Angelegenheit
zu mir zu schicken.

Hätte meine Mutter mich nach den Umstän-
den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder
hätte Euch die Sittsamkeit erlaubet, Euch dar-

nach
Siebenter Theil. H



will: ſo wird es eine große Herablaſſung und
Gefaͤlligkeit ſeyn.

Arabelle Harlowe.


Der zwoͤlfte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Arabelle Harlowe.

Schreibet immerhin an mich, meine unbarm-
herzige Schweſter, auf was fuͤr Art es Euch
gefaͤllt: ich werde fuͤr die Nachricht, welche Jhr
mir gebet, Euch allezeit dankbar ſeyn. Aber,
Jhr moͤget von mir gedenken, was Jhr wollet,
Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu
einem ſolchen Gewerbe, als Jhr erwaͤhnet, nicht
ſehen.

Gott ſey mir gnaͤdig, in Wahrheit!
Denn ſonſt wird es niemand ſeyn.

Gewiß, man haͤlt mich fuͤr eine Perſon, die
alle Schamhaftigkeit verlohren hat: ſonſt koͤnnte
man ſich nicht in den Sinn kommen laſſen, zween
Mannsperſonen in einer ſolchen Angelegenheit
zu mir zu ſchicken.

Haͤtte meine Mutter mich nach den Umſtaͤn-
den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder
haͤtte Euch die Sittſamkeit erlaubet, Euch dar-

nach
Siebenter Theil. H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="113"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
will: &#x017F;o wird es eine große Herabla&#x017F;&#x017F;ung und<lb/>
Gefa&#x0364;lligkeit &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Arabelle Harlowe.</hi> </hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der zwo&#x0364;lfte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/><hi rendition="#g">Arabelle Harlowe</hi>.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Dien&#x017F;tags, den 22ten Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>chreibet immerhin an mich, meine unbarm-<lb/>
herzige Schwe&#x017F;ter, auf was fu&#x0364;r Art es Euch<lb/>
gefa&#x0364;llt: ich werde fu&#x0364;r die Nachricht, welche Jhr<lb/>
mir gebet, Euch allezeit dankbar &#x017F;eyn. Aber,<lb/>
Jhr mo&#x0364;get von mir gedenken, was Jhr wollet,<lb/>
Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu<lb/>
einem &#x017F;olchen Gewerbe, als Jhr erwa&#x0364;hnet, nicht<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gott &#x017F;ey mir gna&#x0364;dig, in Wahrheit!</hi><lb/>
Denn &#x017F;on&#x017F;t wird es niemand &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Gewiß, man ha&#x0364;lt mich fu&#x0364;r eine Per&#x017F;on, die<lb/>
alle Schamhaftigkeit verlohren hat: &#x017F;on&#x017F;t ko&#x0364;nnte<lb/>
man &#x017F;ich nicht in den Sinn kommen la&#x017F;&#x017F;en, zween<lb/><hi rendition="#fr">Mannsper&#x017F;onen</hi> in einer &#x017F;olchen Angelegenheit<lb/>
zu mir zu &#x017F;chicken.</p><lb/>
          <p>Ha&#x0364;tte meine Mutter mich nach den Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder<lb/>
ha&#x0364;tte Euch die <hi rendition="#fr">Sitt&#x017F;amkeit</hi> erlaubet, Euch dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Siebenter Theil.</hi> H</fw><fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0119] will: ſo wird es eine große Herablaſſung und Gefaͤlligkeit ſeyn. Arabelle Harlowe. Der zwoͤlfte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Arabelle Harlowe. Dienſtags, den 22ten Aug. Schreibet immerhin an mich, meine unbarm- herzige Schweſter, auf was fuͤr Art es Euch gefaͤllt: ich werde fuͤr die Nachricht, welche Jhr mir gebet, Euch allezeit dankbar ſeyn. Aber, Jhr moͤget von mir gedenken, was Jhr wollet, Herrn Ackland und den Sachwalter kann ich zu einem ſolchen Gewerbe, als Jhr erwaͤhnet, nicht ſehen. Gott ſey mir gnaͤdig, in Wahrheit! Denn ſonſt wird es niemand ſeyn. Gewiß, man haͤlt mich fuͤr eine Perſon, die alle Schamhaftigkeit verlohren hat: ſonſt koͤnnte man ſich nicht in den Sinn kommen laſſen, zween Mannsperſonen in einer ſolchen Angelegenheit zu mir zu ſchicken. Haͤtte meine Mutter mich nach den Umſtaͤn- den meiner traurigen Begebenheit gefragt; oder haͤtte Euch die Sittſamkeit erlaubet, Euch dar- nach Siebenter Theil. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/119
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/119>, abgerufen am 21.11.2024.