Der erste Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Freytags, den 30ten Jun.
Jch bin hin, verlohren, zu nichte, zu Grunde gerichtet und ärger, als zernich- tet, das ist gewiß! - - Aber war denn die Zeitung selbst nach deinen Gedan- ken nicht hart genug: wenn du nicht in die schon allzusehr überwiegende Schale noch deine Vor- würfe legetest, die du nicht einmal zu machen Ge- legenheit haben könntest, wofern ich dir nicht frey- willig alles offenbaret hätte? Und dieß so gar eben zu der Zeit, da ich noch ein anderes sehr em- pfindliches Misvergnügen, wie der Ausgang zeigt, über eine fehlgeschlagene Hoffnung zu be- streiten habe?
Jch stelle mir vor; wo wirklich ein solches Ding ist, das man zukünftige Strafe nennet; es müsse keine der geringsten Kränkungen seyn, daß ein neuer Teufel von einem alten und är- gern gestraft werden soll, und ertragen muß, daß dieser, wie ein alter Satyr mit gekrümmten Schwanze, ihm bey seinem Leiden und Klagege-
schrey
Sechster Theil. A
Clariſſa. Der ſechſte Theil.
Der erſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Freytags, den 30ten Jun.
Jch bin hin, verlohren, zu nichte, zu Grunde gerichtet und aͤrger, als zernich- tet, das iſt gewiß! ‒ ‒ Aber war denn die Zeitung ſelbſt nach deinen Gedan- ken nicht hart genug: wenn du nicht in die ſchon allzuſehr uͤberwiegende Schale noch deine Vor- wuͤrfe legeteſt, die du nicht einmal zu machen Ge- legenheit haben koͤnnteſt, wofern ich dir nicht frey- willig alles offenbaret haͤtte? Und dieß ſo gar eben zu der Zeit, da ich noch ein anderes ſehr em- pfindliches Misvergnuͤgen, wie der Ausgang zeigt, uͤber eine fehlgeſchlagene Hoffnung zu be- ſtreiten habe?
Jch ſtelle mir vor; wo wirklich ein ſolches Ding iſt, das man zukuͤnftige Strafe nennet; es muͤſſe keine der geringſten Kraͤnkungen ſeyn, daß ein neuer Teufel von einem alten und aͤr- gern geſtraft werden ſoll, und ertragen muß, daß dieſer, wie ein alter Satyr mit gekruͤmmten Schwanze, ihm bey ſeinem Leiden und Klagege-
ſchrey
Sechſter Theil. A
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[[1]/0007]
Clariſſa.
Der ſechſte Theil.
Der erſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Freytags, den 30ten Jun.
Jch bin hin, verlohren, zu nichte, zu
Grunde gerichtet und aͤrger, als zernich-
tet, das iſt gewiß! ‒ ‒ Aber war denn
die Zeitung ſelbſt nach deinen Gedan-
ken nicht hart genug: wenn du nicht in die ſchon
allzuſehr uͤberwiegende Schale noch deine Vor-
wuͤrfe legeteſt, die du nicht einmal zu machen Ge-
legenheit haben koͤnnteſt, wofern ich dir nicht frey-
willig alles offenbaret haͤtte? Und dieß ſo gar
eben zu der Zeit, da ich noch ein anderes ſehr em-
pfindliches Misvergnuͤgen, wie der Ausgang
zeigt, uͤber eine fehlgeſchlagene Hoffnung zu be-
ſtreiten habe?
Jch ſtelle mir vor; wo wirklich ein ſolches
Ding iſt, das man zukuͤnftige Strafe nennet;
es muͤſſe keine der geringſten Kraͤnkungen ſeyn,
daß ein neuer Teufel von einem alten und aͤr-
gern geſtraft werden ſoll, und ertragen muß, daß
dieſer, wie ein alter Satyr mit gekruͤmmten
Schwanze, ihm bey ſeinem Leiden und Klagege-
ſchrey
Sechſter Theil. A
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/7>, abgerufen am 21.12.2024.
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