Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



sen. Nichts desto weniger muß ich sagen, daß,
wo sie sortfähret, ihre Begebenheit bey allen an-
zubringen, und uns beyde ungütigen Urtheilen
auszusetzen, wie sie thut, es unmöglich sey, mit
Ehren für sie, oder für mich, das Band zu
knüpfen. Und ob ich gleich meine Furcht für
ihr Leben unter einem so kurzweiligen Bilde vor-
gestellt habe: so bin ich doch wirklich besorgt, Hr.
Hickmann, daß sie ihre Natur verderben, und
sich, weil sie den Tod suchet, da sie ihn vermeiden
kann, außer Stande setzen werde, ihm zu entge-
hen, wenn sie es gern wollte.

Diese gesetzte und ehrliche Sprache brachte
seine steife Muskeln wieder nieder, daß er ganz
höflich und gefällig aussahe. Er war mein gehor-
samster und aufrichtig unterthäniger Diener ein-
mal über das andere, wie ich ihn an seinen Wa-
gen begleitete: und ich seiner beynahe eben so oft.

So tritt Hickmann ab.



Der vier und funfzigste Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Eine Antwort auf den XLVII. LI.
und LII. Brief.

Jch will einige Zeilen über den Jnhalt von
deinen letzten ärgerlichen Briefen, die mir

eben



ſen. Nichts deſto weniger muß ich ſagen, daß,
wo ſie ſortfaͤhret, ihre Begebenheit bey allen an-
zubringen, und uns beyde unguͤtigen Urtheilen
auszuſetzen, wie ſie thut, es unmoͤglich ſey, mit
Ehren fuͤr ſie, oder fuͤr mich, das Band zu
knuͤpfen. Und ob ich gleich meine Furcht fuͤr
ihr Leben unter einem ſo kurzweiligen Bilde vor-
geſtellt habe: ſo bin ich doch wirklich beſorgt, Hr.
Hickmann, daß ſie ihre Natur verderben, und
ſich, weil ſie den Tod ſuchet, da ſie ihn vermeiden
kann, außer Stande ſetzen werde, ihm zu entge-
hen, wenn ſie es gern wollte.

Dieſe geſetzte und ehrliche Sprache brachte
ſeine ſteife Muskeln wieder nieder, daß er ganz
hoͤflich und gefaͤllig ausſahe. Er war mein gehor-
ſamſter und aufrichtig unterthaͤniger Diener ein-
mal uͤber das andere, wie ich ihn an ſeinen Wa-
gen begleitete: und ich ſeiner beynahe eben ſo oft.

So tritt Hickmann ab.



Der vier und funfzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Eine Antwort auf den XLVII. LI.
und LII. Brief.

Jch will einige Zeilen uͤber den Jnhalt von
deinen letzten aͤrgerlichen Briefen, die mir

eben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0432" n="426"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;en. Nichts de&#x017F;to weniger muß ich &#x017F;agen, daß,<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;ortfa&#x0364;hret, ihre Begebenheit bey allen an-<lb/>
zubringen, und uns beyde ungu&#x0364;tigen Urtheilen<lb/>
auszu&#x017F;etzen, wie &#x017F;ie thut, es unmo&#x0364;glich &#x017F;ey, mit<lb/>
Ehren fu&#x0364;r &#x017F;ie, oder fu&#x0364;r mich, das Band zu<lb/>
knu&#x0364;pfen. Und ob ich gleich meine Furcht fu&#x0364;r<lb/>
ihr Leben unter einem &#x017F;o kurzweiligen Bilde vor-<lb/>
ge&#x017F;tellt habe: &#x017F;o bin ich doch wirklich be&#x017F;orgt, Hr.<lb/>
Hickmann, daß &#x017F;ie ihre Natur verderben, und<lb/>
&#x017F;ich, weil &#x017F;ie den Tod &#x017F;uchet, da &#x017F;ie ihn vermeiden<lb/>
kann, außer Stande &#x017F;etzen werde, ihm zu entge-<lb/>
hen, wenn &#x017F;ie es gern wollte.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e ge&#x017F;etzte und ehrliche Sprache brachte<lb/>
&#x017F;eine &#x017F;teife Muskeln wieder nieder, daß er ganz<lb/>
ho&#x0364;flich und gefa&#x0364;llig aus&#x017F;ahe. Er war mein gehor-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;ter und aufrichtig untertha&#x0364;niger Diener ein-<lb/>
mal u&#x0364;ber das andere, wie ich ihn an &#x017F;einen Wa-<lb/>
gen begleitete: und ich &#x017F;einer beynahe eben &#x017F;o oft.</p><lb/>
          <p>So <hi rendition="#fr">tritt</hi> Hickmann <hi rendition="#fr">ab.</hi></p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der vier und funfzig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.</hi><lb/>
Eine Antwort auf den <hi rendition="#aq">XLVII. LI.</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">LII.</hi> Brief.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Freytags, Abends, den 21ten Jul.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch will einige Zeilen u&#x0364;ber den Jnhalt von<lb/>
deinen letzten a&#x0364;rgerlichen Briefen, die mir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[426/0432] ſen. Nichts deſto weniger muß ich ſagen, daß, wo ſie ſortfaͤhret, ihre Begebenheit bey allen an- zubringen, und uns beyde unguͤtigen Urtheilen auszuſetzen, wie ſie thut, es unmoͤglich ſey, mit Ehren fuͤr ſie, oder fuͤr mich, das Band zu knuͤpfen. Und ob ich gleich meine Furcht fuͤr ihr Leben unter einem ſo kurzweiligen Bilde vor- geſtellt habe: ſo bin ich doch wirklich beſorgt, Hr. Hickmann, daß ſie ihre Natur verderben, und ſich, weil ſie den Tod ſuchet, da ſie ihn vermeiden kann, außer Stande ſetzen werde, ihm zu entge- hen, wenn ſie es gern wollte. Dieſe geſetzte und ehrliche Sprache brachte ſeine ſteife Muskeln wieder nieder, daß er ganz hoͤflich und gefaͤllig ausſahe. Er war mein gehor- ſamſter und aufrichtig unterthaͤniger Diener ein- mal uͤber das andere, wie ich ihn an ſeinen Wa- gen begleitete: und ich ſeiner beynahe eben ſo oft. So tritt Hickmann ab. Der vier und funfzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford. Eine Antwort auf den XLVII. LI. und LII. Brief. Freytags, Abends, den 21ten Jul. Jch will einige Zeilen uͤber den Jnhalt von deinen letzten aͤrgerlichen Briefen, die mir eben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/432
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/432>, abgerufen am 21.11.2024.