de seyn: meine letzte Beleidigung sey so groß, als sie wolle.
Was deine Furcht betrifft, sie möchte gegen sich selbst etwas übereiltes und heftiges vorneh- men: so unterstehe ich mich zu behaupten, daß man dergleichen von ihrem Gemüthe, wenn es einer Ueberlegung gelassen ist, nicht besorgen dürfe; was sie auch in ihrer Hitze immer gethan haben möchte, wenn sie ihre Scheeren zu erha- schen oder irgend ein anderes Gewehr zu finden vermögend gewesen wäre. Eine Mannsperson hat mit solchen wahrhaftig frommen und wirk- lich tugendhaften Frauenzimmern, nun glaube ich, daß es dergleichen giebt, ohne das Mühe genug. Es ist wohl nöthig, daß er einigen Vor- theil von, einige Sicherheit in ihrer tugendhaften Gemüthsart habe.
Kurz, mir ist bey diesem Frauenzimmer vor nichts, als vor der Traurigkeit, bange. Doch diese, weißt du wohl, wirket langsam und träge, und giebt Zeit, zwischen ihre verdrießliche Anfälle eine kleine Freude einzuschieben.
Der achte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Donnerstags, des Morgens um acht Uhr.
Jhre Kammerthür ist noch nicht geöffnet. Jch darf nicht erwarten, daß sie das Frühstück
mit
F 4
de ſeyn: meine letzte Beleidigung ſey ſo groß, als ſie wolle.
Was deine Furcht betrifft, ſie moͤchte gegen ſich ſelbſt etwas uͤbereiltes und heftiges vorneh- men: ſo unterſtehe ich mich zu behaupten, daß man dergleichen von ihrem Gemuͤthe, wenn es einer Ueberlegung gelaſſen iſt, nicht beſorgen duͤrfe; was ſie auch in ihrer Hitze immer gethan haben moͤchte, wenn ſie ihre Scheeren zu erha- ſchen oder irgend ein anderes Gewehr zu finden vermoͤgend geweſen waͤre. Eine Mannsperſon hat mit ſolchen wahrhaftig frommen und wirk- lich tugendhaften Frauenzimmern, nun glaube ich, daß es dergleichen giebt, ohne das Muͤhe genug. Es iſt wohl noͤthig, daß er einigen Vor- theil von, einige Sicherheit in ihrer tugendhaften Gemuͤthsart habe.
Kurz, mir iſt bey dieſem Frauenzimmer vor nichts, als vor der Traurigkeit, bange. Doch dieſe, weißt du wohl, wirket langſam und traͤge, und giebt Zeit, zwiſchen ihre verdrießliche Anfaͤlle eine kleine Freude einzuſchieben.
Der achte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Donnerſtags, des Morgens um acht Uhr.
Jhre Kammerthuͤr iſt noch nicht geoͤffnet. Jch darf nicht erwarten, daß ſie das Fruͤhſtuͤck
mit
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de ſeyn: meine letzte Beleidigung ſey ſo groß, als
ſie wolle.
Was deine Furcht betrifft, ſie moͤchte gegen
ſich ſelbſt etwas uͤbereiltes und heftiges vorneh-
men: ſo unterſtehe ich mich zu behaupten, daß
man dergleichen von ihrem Gemuͤthe, wenn es
einer Ueberlegung gelaſſen iſt, nicht beſorgen
duͤrfe; was ſie auch in ihrer Hitze immer gethan
haben moͤchte, wenn ſie ihre Scheeren zu erha-
ſchen oder irgend ein anderes Gewehr zu finden
vermoͤgend geweſen waͤre. Eine Mannsperſon
hat mit ſolchen wahrhaftig frommen und wirk-
lich tugendhaften Frauenzimmern, nun glaube
ich, daß es dergleichen giebt, ohne das Muͤhe
genug. Es iſt wohl noͤthig, daß er einigen Vor-
theil von, einige Sicherheit in ihrer tugendhaften
Gemuͤthsart habe.
Kurz, mir iſt bey dieſem Frauenzimmer vor
nichts, als vor der Traurigkeit, bange. Doch
dieſe, weißt du wohl, wirket langſam und traͤge,
und giebt Zeit, zwiſchen ihre verdrießliche Anfaͤlle
eine kleine Freude einzuſchieben.
Der achte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Donnerſtags, des Morgens um acht Uhr.
Jhre Kammerthuͤr iſt noch nicht geoͤffnet. Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/93>, abgerufen am 30.12.2024.
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