Lebe wohl, Bruder. Jch muß bald aus meiner Pein heraus seyn, und meine Clarissa soll bald aus der ihrigen heraus seyn. So erfordert es selbst die Härte, welche diesen Zufall begleitet.
Der dreyßigste Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Sonntags frühe.
Jch habe die Ehre gehabt auf zwo volle Stun- den in der Gesellschaft meiner bezaubernden Schöne zu seyn. Wir kamen vor sechsen in der Frau Moore Garten zusammen. Ein Spatzier- gang auf die Haide ward mir abgeschlagen.
Das ruhige Wesen in ihrem Gesichte und ihre gütige Gefälllgkeit bey dieser Zusammenkunst machte mir gute Hoffnung. Alles was entwe- der der Capitain oder ich selbst gestern vorgestel- let hatte, eine völlige und freye Verzeihung von ihr zu erlangen, das wiederhohlte ich auf das nachdrücklichste. Jch eröffnete ihr noch außer- dem, daß der Capitain Tomlinson mit der Hoff- nung hinunter gereiset wäre, ihren Onkel Har- lowe dahin zu vermögen, daß er in Person her- aufkäme, mich mit dem größten Gute, das je- mals ein Mensch erlanget hätte, selbst zu be- schenken.
Das
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Lebe wohl, Bruder. Jch muß bald aus meiner Pein heraus ſeyn, und meine Clariſſa ſoll bald aus der ihrigen heraus ſeyn. So erfordert es ſelbſt die Haͤrte, welche dieſen Zufall begleitet.
Der dreyßigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Sonntags fruͤhe.
Jch habe die Ehre gehabt auf zwo volle Stun- den in der Geſellſchaft meiner bezaubernden Schoͤne zu ſeyn. Wir kamen vor ſechſen in der Frau Moore Garten zuſammen. Ein Spatzier- gang auf die Haide ward mir abgeſchlagen.
Das ruhige Weſen in ihrem Geſichte und ihre guͤtige Gefaͤlllgkeit bey dieſer Zuſammenkunſt machte mir gute Hoffnung. Alles was entwe- der der Capitain oder ich ſelbſt geſtern vorgeſtel- let hatte, eine voͤllige und freye Verzeihung von ihr zu erlangen, das wiederhohlte ich auf das nachdruͤcklichſte. Jch eroͤffnete ihr noch außer- dem, daß der Capitain Tomlinſon mit der Hoff- nung hinunter gereiſet waͤre, ihren Onkel Har- lowe dahin zu vermoͤgen, daß er in Perſon her- aufkaͤme, mich mit dem groͤßten Gute, das je- mals ein Menſch erlanget haͤtte, ſelbſt zu be- ſchenken.
Das
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Lebe wohl, Bruder. Jch muß bald aus
meiner Pein heraus ſeyn, und meine Clariſſa ſoll
bald aus der ihrigen heraus ſeyn. So erfordert
es ſelbſt die Haͤrte, welche dieſen Zufall begleitet.
Der dreyßigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Sonntags fruͤhe.
Jch habe die Ehre gehabt auf zwo volle Stun-
den in der Geſellſchaft meiner bezaubernden
Schoͤne zu ſeyn. Wir kamen vor ſechſen in der
Frau Moore Garten zuſammen. Ein Spatzier-
gang auf die Haide ward mir abgeſchlagen.
Das ruhige Weſen in ihrem Geſichte und
ihre guͤtige Gefaͤlllgkeit bey dieſer Zuſammenkunſt
machte mir gute Hoffnung. Alles was entwe-
der der Capitain oder ich ſelbſt geſtern vorgeſtel-
let hatte, eine voͤllige und freye Verzeihung von
ihr zu erlangen, das wiederhohlte ich auf das
nachdruͤcklichſte. Jch eroͤffnete ihr noch außer-
dem, daß der Capitain Tomlinſon mit der Hoff-
nung hinunter gereiſet waͤre, ihren Onkel Har-
lowe dahin zu vermoͤgen, daß er in Perſon her-
aufkaͤme, mich mit dem groͤßten Gute, das je-
mals ein Menſch erlanget haͤtte, ſelbſt zu be-
ſchenken.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/495>, abgerufen am 30.12.2024.
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