Dieß Werk der mütterlichen Liebe sollte nur einen Monath und nicht länger dauren.
Mich deucht, ich sehe schon itzt die Schönste unter den Weibern in diesem angenehmen Dienste begriffen. Jch sehe, wie sie mit ihren zarten Fingern einem jeden der begierigen Säuglinge wechselsweise das edle Naß in den purpurrothen Mund drücket. Jch sehe, wie ihr sich be- wußtes Auge mit einem Seufzer von mütterli- cher Zärtlichkeit bald auf den einen, bald auf den andern fällt, und sich alsdenn zu meinem er- götzten Auge aufschläget, voll von Wünschen um der artigen Bübchen und ihrer selbst willen, daß ich sie doch würdigen möchte, sie zu recht- mäßigen Kindern zu machen, daß ich mir doch gefallen lassen möchte, die Fesseln des ehlichen Bundes auf mich zu nehmen.
Der dritte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Montags, nach Mittage.
Ein Brief, den ich von dem braven Capitain Tomlinson empfangen habe, hat mir den
Zutritt
Dieß Werk der muͤtterlichen Liebe ſollte nur einen Monath und nicht laͤnger dauren.
Mich deucht, ich ſehe ſchon itzt die Schoͤnſte unter den Weibern in dieſem angenehmen Dienſte begriffen. Jch ſehe, wie ſie mit ihren zarten Fingern einem jeden der begierigen Saͤuglinge wechſelsweiſe das edle Naß in den purpurrothen Mund druͤcket. Jch ſehe, wie ihr ſich be- wußtes Auge mit einem Seufzer von muͤtterli- cher Zaͤrtlichkeit bald auf den einen, bald auf den andern faͤllt, und ſich alsdenn zu meinem er- goͤtzten Auge aufſchlaͤget, voll von Wuͤnſchen um der artigen Buͤbchen und ihrer ſelbſt willen, daß ich ſie doch wuͤrdigen moͤchte, ſie zu recht- maͤßigen Kindern zu machen, daß ich mir doch gefallen laſſen moͤchte, die Feſſeln des ehlichen Bundes auf mich zu nehmen.
Der dritte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Montags, nach Mittage.
Ein Brief, den ich von dem braven Capitain Tomlinſon empfangen habe, hat mir den
Zutritt
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[15/0021]
Dieß Werk der muͤtterlichen Liebe ſollte nur
einen Monath und nicht laͤnger dauren.
Mich deucht, ich ſehe ſchon itzt die Schoͤnſte
unter den Weibern in dieſem angenehmen Dienſte
begriffen. Jch ſehe, wie ſie mit ihren zarten
Fingern einem jeden der begierigen Saͤuglinge
wechſelsweiſe das edle Naß in den purpurrothen
Mund druͤcket. Jch ſehe, wie ihr ſich be-
wußtes Auge mit einem Seufzer von muͤtterli-
cher Zaͤrtlichkeit bald auf den einen, bald auf
den andern faͤllt, und ſich alsdenn zu meinem er-
goͤtzten Auge aufſchlaͤget, voll von Wuͤnſchen
um der artigen Buͤbchen und ihrer ſelbſt willen,
daß ich ſie doch wuͤrdigen moͤchte, ſie zu recht-
maͤßigen Kindern zu machen, daß ich mir doch
gefallen laſſen moͤchte, die Feſſeln des ehlichen
Bundes auf mich zu nehmen.
Der dritte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Joh. Belford.
Montags, nach Mittage.
Ein Brief, den ich von dem braven Capitain
Tomlinſon empfangen habe, hat mir den
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/21>, abgerufen am 30.12.2024.
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