Der eilfte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Es ist mir ein Brief zu Händen gekommen, den mir Wilson selbst gegeben hat -
Solch ein Brief! -
Ein Brief von der Fräulein Howe an ihre grausame Freundinn -
Jch machte mir kein Bedenken, ihn zu er- brechen.
Es ist ein großes Wunder, daß ich nicht in Ohnmacht gefallen bin, als ihn las, und gedachte, was die Folgen davon gewesen seyn würden, wenn er dieser Clarissa Harlowe, mein gerechter Un- muth mag meine Unehrerbietigkeit entschuldigen, zu Händen gekommen wäre.
Collins hat ihn diesen Nachmittag, ob es gleich sein Tag nicht gewesen ist, in Wilsons Haus gebracht, und dabey ausdrücklich verlanget, daß er ohne allen Verzug zu der Fräulein Beaumont gebracht, und wenn es möglich wäre, ihr selbst in die Hände gegeben würde. Er war vorher schon hier, in Frau Sinclairs Hause, gewesen, in Meynung ihn ihr selbst zuzustellen. Allein man hatte ihm gesagt, nur allzu wahr gesagt! daß sie weggegangen wäre, man wollte aber alles, was er für sie da lassen würde, ihr den Augen-
blick,
Der eilfte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Es iſt mir ein Brief zu Haͤnden gekommen, den mir Wilſon ſelbſt gegeben hat ‒
Solch ein Brief! ‒
Ein Brief von der Fraͤulein Howe an ihre grauſame Freundinn ‒
Jch machte mir kein Bedenken, ihn zu er- brechen.
Es iſt ein großes Wunder, daß ich nicht in Ohnmacht gefallen bin, als ihn las, und gedachte, was die Folgen davon geweſen ſeyn wuͤrden, wenn er dieſer Clariſſa Harlowe, mein gerechter Un- muth mag meine Unehrerbietigkeit entſchuldigen, zu Haͤnden gekommen waͤre.
Collins hat ihn dieſen Nachmittag, ob es gleich ſein Tag nicht geweſen iſt, in Wilſons Haus gebracht, und dabey ausdruͤcklich verlanget, daß er ohne allen Verzug zu der Fraͤulein Beaumont gebracht, und wenn es moͤglich waͤre, ihr ſelbſt in die Haͤnde gegeben wuͤrde. Er war vorher ſchon hier, in Frau Sinclairs Hauſe, geweſen, in Meynung ihn ihr ſelbſt zuzuſtellen. Allein man hatte ihm geſagt, nur allzu wahr geſagt! daß ſie weggegangen waͤre, man wollte aber alles, was er fuͤr ſie da laſſen wuͤrde, ihr den Augen-
blick,
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Der eilfte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Es iſt mir ein Brief zu Haͤnden gekommen,
den mir Wilſon ſelbſt gegeben hat ‒
Solch ein Brief! ‒
Ein Brief von der Fraͤulein Howe an ihre
grauſame Freundinn ‒
Jch machte mir kein Bedenken, ihn zu er-
brechen.
Es iſt ein großes Wunder, daß ich nicht in
Ohnmacht gefallen bin, als ihn las, und gedachte,
was die Folgen davon geweſen ſeyn wuͤrden, wenn
er dieſer Clariſſa Harlowe, mein gerechter Un-
muth mag meine Unehrerbietigkeit entſchuldigen,
zu Haͤnden gekommen waͤre.
Collins hat ihn dieſen Nachmittag, ob es
gleich ſein Tag nicht geweſen iſt, in Wilſons Haus
gebracht, und dabey ausdruͤcklich verlanget, daß
er ohne allen Verzug zu der Fraͤulein Beaumont
gebracht, und wenn es moͤglich waͤre, ihr ſelbſt in
die Haͤnde gegeben wuͤrde. Er war vorher ſchon
hier, in Frau Sinclairs Hauſe, geweſen, in
Meynung ihn ihr ſelbſt zuzuſtellen. Allein man
hatte ihm geſagt, nur allzu wahr geſagt! daß
ſie weggegangen waͤre, man wollte aber alles,
was er fuͤr ſie da laſſen wuͤrde, ihr den Augen-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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