Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite




Der acht und dreyßigste Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.

Mein Spaziergang ist sehr vergnügt gewesen.
Die Kranckheit hat gäntzlich nachgelas-
sen. Mein Hertz ist ruhig; und wie kann ich
anders als guten Appetit haben?

Als ich nach Hause kam, fand ich mein Kind
in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in
blauer Liverey mit gelben Aufschlägen, sich nach uns
auf eine verdächtige Art erkundiget. Ohne unse-
re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unsere Per-
son beschrieben. Dorcas ward gerufen, weil sie
unter den Bedienten die vornehmste ist. Sie
wollte aber auf seine Fragen nicht antworten, wenn
er ihr nicht sagte, von wem er geschickt wäre, und
weswegen er sich um uns bekümmerte. Er antwor-
tete hierauf eben so kurtz, als sie: wenn sie ihm nicht
antworten wollte, so würde sie vielleicht einem an-
dern antworten: und ging misvergnügt von ihr.

Dorcas lief geschwind zu ihrer Fräulein hin-
auf, und beunruhigte sie nicht allein durch Erzäh-
lung der Sache, sondern auch durch die Mitthei-
lung ihrer Erklärungen und Vermuthungen.
Sie sagte: der Kerl hätte gar nicht gut ausgesehen,
und er könnte ohnmöglich eine gute Absicht haben.

Sie erkundigte sich genauer nach Liverey und
Gesichte; und erhielt eine umständliche Antwort.

Ach




Der acht und dreyßigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.

Mein Spaziergang iſt ſehr vergnuͤgt geweſen.
Die Kranckheit hat gaͤntzlich nachgelaſ-
ſen. Mein Hertz iſt ruhig; und wie kann ich
anders als guten Appetit haben?

Als ich nach Hauſe kam, fand ich mein Kind
in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in
blauer Liverey mit gelben Aufſchlaͤgen, ſich nach uns
auf eine verdaͤchtige Art erkundiget. Ohne unſe-
re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unſere Per-
ſon beſchrieben. Dorcas ward gerufen, weil ſie
unter den Bedienten die vornehmſte iſt. Sie
wollte aber auf ſeine Fragen nicht antworten, wenn
er ihr nicht ſagte, von wem er geſchickt waͤre, und
weswegen er ſich um uns bekuͤmmerte. Er antwor-
tete hierauf eben ſo kurtz, als ſie: wenn ſie ihm nicht
antworten wollte, ſo wuͤrde ſie vielleicht einem an-
dern antworten: und ging misvergnuͤgt von ihr.

Dorcas lief geſchwind zu ihrer Fraͤulein hin-
auf, und beunruhigte ſie nicht allein durch Erzaͤh-
lung der Sache, ſondern auch durch die Mitthei-
lung ihrer Erklaͤrungen und Vermuthungen.
Sie ſagte: der Kerl haͤtte gar nicht gut ausgeſehen,
und er koͤnnte ohnmoͤglich eine gute Abſicht haben.

Sie erkundigte ſich genauer nach Liverey und
Geſichte; und erhielt eine umſtaͤndliche Antwort.

Ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0338" n="332"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der acht und dreyßig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Sonnabends Abends.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>ein Spaziergang i&#x017F;t &#x017F;ehr vergnu&#x0364;gt gewe&#x017F;en.<lb/>
Die Kranckheit hat ga&#x0364;ntzlich nachgela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Mein Hertz i&#x017F;t ruhig; und wie kann ich<lb/>
anders als guten Appetit haben?</p><lb/>
          <p>Als ich nach Hau&#x017F;e kam, fand ich mein Kind<lb/>
in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in<lb/>
blauer Liverey mit gelben Auf&#x017F;chla&#x0364;gen, &#x017F;ich nach uns<lb/>
auf eine verda&#x0364;chtige Art erkundiget. Ohne un&#x017F;e-<lb/>
re Nahmen zu nennen, hatte er bloß un&#x017F;ere Per-<lb/>
&#x017F;on be&#x017F;chrieben. <hi rendition="#fr">Dorcas</hi> ward gerufen, weil &#x017F;ie<lb/>
unter den Bedienten die vornehm&#x017F;te i&#x017F;t. Sie<lb/>
wollte aber auf &#x017F;eine Fragen nicht antworten, wenn<lb/>
er ihr nicht &#x017F;agte, von wem er ge&#x017F;chickt wa&#x0364;re, und<lb/>
weswegen er &#x017F;ich um uns beku&#x0364;mmerte. Er antwor-<lb/>
tete hierauf eben &#x017F;o kurtz, als &#x017F;ie: wenn &#x017F;ie ihm nicht<lb/>
antworten wollte, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ie vielleicht einem an-<lb/>
dern antworten: und ging misvergnu&#x0364;gt von ihr.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Dorcas</hi> lief ge&#x017F;chwind zu ihrer Fra&#x0364;ulein hin-<lb/>
auf, und beunruhigte &#x017F;ie nicht allein durch Erza&#x0364;h-<lb/>
lung der Sache, &#x017F;ondern auch durch die Mitthei-<lb/>
lung ihrer Erkla&#x0364;rungen und Vermuthungen.<lb/>
Sie &#x017F;agte: der Kerl ha&#x0364;tte gar nicht gut ausge&#x017F;ehen,<lb/>
und er ko&#x0364;nnte ohnmo&#x0364;glich eine gute Ab&#x017F;icht haben.</p><lb/>
          <p>Sie erkundigte &#x017F;ich genauer nach Liverey und<lb/>
Ge&#x017F;ichte; und erhielt eine um&#x017F;ta&#x0364;ndliche Antwort.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ach</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0338] Der acht und dreyßigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn J. Belford. Sonnabends Abends. Mein Spaziergang iſt ſehr vergnuͤgt geweſen. Die Kranckheit hat gaͤntzlich nachgelaſ- ſen. Mein Hertz iſt ruhig; und wie kann ich anders als guten Appetit haben? Als ich nach Hauſe kam, fand ich mein Kind in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in blauer Liverey mit gelben Aufſchlaͤgen, ſich nach uns auf eine verdaͤchtige Art erkundiget. Ohne unſe- re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unſere Per- ſon beſchrieben. Dorcas ward gerufen, weil ſie unter den Bedienten die vornehmſte iſt. Sie wollte aber auf ſeine Fragen nicht antworten, wenn er ihr nicht ſagte, von wem er geſchickt waͤre, und weswegen er ſich um uns bekuͤmmerte. Er antwor- tete hierauf eben ſo kurtz, als ſie: wenn ſie ihm nicht antworten wollte, ſo wuͤrde ſie vielleicht einem an- dern antworten: und ging misvergnuͤgt von ihr. Dorcas lief geſchwind zu ihrer Fraͤulein hin- auf, und beunruhigte ſie nicht allein durch Erzaͤh- lung der Sache, ſondern auch durch die Mitthei- lung ihrer Erklaͤrungen und Vermuthungen. Sie ſagte: der Kerl haͤtte gar nicht gut ausgeſehen, und er koͤnnte ohnmoͤglich eine gute Abſicht haben. Sie erkundigte ſich genauer nach Liverey und Geſichte; und erhielt eine umſtaͤndliche Antwort. Ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/338
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/338>, abgerufen am 30.12.2024.