Der acht und dreyßigste Brief von Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.
Sonnabends Abends.
Mein Spaziergang ist sehr vergnügt gewesen. Die Kranckheit hat gäntzlich nachgelas- sen. Mein Hertz ist ruhig; und wie kann ich anders als guten Appetit haben?
Als ich nach Hause kam, fand ich mein Kind in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in blauer Liverey mit gelben Aufschlägen, sich nach uns auf eine verdächtige Art erkundiget. Ohne unse- re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unsere Per- son beschrieben. Dorcas ward gerufen, weil sie unter den Bedienten die vornehmste ist. Sie wollte aber auf seine Fragen nicht antworten, wenn er ihr nicht sagte, von wem er geschickt wäre, und weswegen er sich um uns bekümmerte. Er antwor- tete hierauf eben so kurtz, als sie: wenn sie ihm nicht antworten wollte, so würde sie vielleicht einem an- dern antworten: und ging misvergnügt von ihr.
Dorcas lief geschwind zu ihrer Fräulein hin- auf, und beunruhigte sie nicht allein durch Erzäh- lung der Sache, sondern auch durch die Mitthei- lung ihrer Erklärungen und Vermuthungen. Sie sagte: der Kerl hätte gar nicht gut ausgesehen, und er könnte ohnmöglich eine gute Absicht haben.
Sie erkundigte sich genauer nach Liverey und Gesichte; und erhielt eine umständliche Antwort.
Ach
Der acht und dreyßigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.
Sonnabends Abends.
Mein Spaziergang iſt ſehr vergnuͤgt geweſen. Die Kranckheit hat gaͤntzlich nachgelaſ- ſen. Mein Hertz iſt ruhig; und wie kann ich anders als guten Appetit haben?
Als ich nach Hauſe kam, fand ich mein Kind in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in blauer Liverey mit gelben Aufſchlaͤgen, ſich nach uns auf eine verdaͤchtige Art erkundiget. Ohne unſe- re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unſere Per- ſon beſchrieben. Dorcas ward gerufen, weil ſie unter den Bedienten die vornehmſte iſt. Sie wollte aber auf ſeine Fragen nicht antworten, wenn er ihr nicht ſagte, von wem er geſchickt waͤre, und weswegen er ſich um uns bekuͤmmerte. Er antwor- tete hierauf eben ſo kurtz, als ſie: wenn ſie ihm nicht antworten wollte, ſo wuͤrde ſie vielleicht einem an- dern antworten: und ging misvergnuͤgt von ihr.
Dorcas lief geſchwind zu ihrer Fraͤulein hin- auf, und beunruhigte ſie nicht allein durch Erzaͤh- lung der Sache, ſondern auch durch die Mitthei- lung ihrer Erklaͤrungen und Vermuthungen. Sie ſagte: der Kerl haͤtte gar nicht gut ausgeſehen, und er koͤnnte ohnmoͤglich eine gute Abſicht haben.
Sie erkundigte ſich genauer nach Liverey und Geſichte; und erhielt eine umſtaͤndliche Antwort.
Ach
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0338"n="332"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der acht und dreyßigſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Sonnabends Abends.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>ein Spaziergang iſt ſehr vergnuͤgt geweſen.<lb/>
Die Kranckheit hat gaͤntzlich nachgelaſ-<lb/>ſen. Mein Hertz iſt ruhig; und wie kann ich<lb/>
anders als guten Appetit haben?</p><lb/><p>Als ich nach Hauſe kam, fand ich mein Kind<lb/>
in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in<lb/>
blauer Liverey mit gelben Aufſchlaͤgen, ſich nach uns<lb/>
auf eine verdaͤchtige Art erkundiget. Ohne unſe-<lb/>
re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unſere Per-<lb/>ſon beſchrieben. <hirendition="#fr">Dorcas</hi> ward gerufen, weil ſie<lb/>
unter den Bedienten die vornehmſte iſt. Sie<lb/>
wollte aber auf ſeine Fragen nicht antworten, wenn<lb/>
er ihr nicht ſagte, von wem er geſchickt waͤre, und<lb/>
weswegen er ſich um uns bekuͤmmerte. Er antwor-<lb/>
tete hierauf eben ſo kurtz, als ſie: wenn ſie ihm nicht<lb/>
antworten wollte, ſo wuͤrde ſie vielleicht einem an-<lb/>
dern antworten: und ging misvergnuͤgt von ihr.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Dorcas</hi> lief geſchwind zu ihrer Fraͤulein hin-<lb/>
auf, und beunruhigte ſie nicht allein durch Erzaͤh-<lb/>
lung der Sache, ſondern auch durch die Mitthei-<lb/>
lung ihrer Erklaͤrungen und Vermuthungen.<lb/>
Sie ſagte: der Kerl haͤtte gar nicht gut ausgeſehen,<lb/>
und er koͤnnte ohnmoͤglich eine gute Abſicht haben.</p><lb/><p>Sie erkundigte ſich genauer nach Liverey und<lb/>
Geſichte; und erhielt eine umſtaͤndliche Antwort.<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Ach</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[332/0338]
Der acht und dreyßigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn J. Belford.
Sonnabends Abends.
Mein Spaziergang iſt ſehr vergnuͤgt geweſen.
Die Kranckheit hat gaͤntzlich nachgelaſ-
ſen. Mein Hertz iſt ruhig; und wie kann ich
anders als guten Appetit haben?
Als ich nach Hauſe kam, fand ich mein Kind
in einer neuen Unruhe. Es hatte ein Diener, in
blauer Liverey mit gelben Aufſchlaͤgen, ſich nach uns
auf eine verdaͤchtige Art erkundiget. Ohne unſe-
re Nahmen zu nennen, hatte er bloß unſere Per-
ſon beſchrieben. Dorcas ward gerufen, weil ſie
unter den Bedienten die vornehmſte iſt. Sie
wollte aber auf ſeine Fragen nicht antworten, wenn
er ihr nicht ſagte, von wem er geſchickt waͤre, und
weswegen er ſich um uns bekuͤmmerte. Er antwor-
tete hierauf eben ſo kurtz, als ſie: wenn ſie ihm nicht
antworten wollte, ſo wuͤrde ſie vielleicht einem an-
dern antworten: und ging misvergnuͤgt von ihr.
Dorcas lief geſchwind zu ihrer Fraͤulein hin-
auf, und beunruhigte ſie nicht allein durch Erzaͤh-
lung der Sache, ſondern auch durch die Mitthei-
lung ihrer Erklaͤrungen und Vermuthungen.
Sie ſagte: der Kerl haͤtte gar nicht gut ausgeſehen,
und er koͤnnte ohnmoͤglich eine gute Abſicht haben.
Sie erkundigte ſich genauer nach Liverey und
Geſichte; und erhielt eine umſtaͤndliche Antwort.
Ach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/338>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.