die ersten in meinem Leben, in denen ich erfahre, wie einem Menschen ohne Hoffnung zu Muthe ist. Jch muß Jhnen nicht allzu lange beschwerlich fallen. Leben Sie wohl meine gütigste und treueste Freun- din und beten Sie für
Jhre Cl. Harlowe.
Der sechs und funfzigste Brief von Fräulein Howe an Fräulein Clarissa Harlowe.
Donnerstags den 27. April.
Es thut mir leyd, daß Sie mir den Norris wieder zurück geschicket haben. Jch muß Jhnen Jhren Willen lassen, wie Sie mir meinen. Es scheint, daß keine von uns beyden von der andern das erwarten darf, das vollkommen recht ist: obgleich wenige Mädchens von so jungen Jahren so vollkommen wissen was recht ist als wir. Wir sage ich, denn ich kann mich nicht von Jhnen trennen: obgleich ich zweymahl in wenigen Zeilen meinen Hochmuth verrathe.
Jch freue mich von Hertzen, daß Jhre Umstän- de ein besseres Ansehen gewinnen, und, wie ich hof- fete, aus dem Bösen Gutes entstanden ist. Was müste Herr Lovelace vor ein Mensch gewesen seyn, und was für Absichten müste er gehabt haben, wenn ein so grausamer Brief und ein solches unnatür-
liches
die erſten in meinem Leben, in denen ich erfahre, wie einem Menſchen ohne Hoffnung zu Muthe iſt. Jch muß Jhnen nicht allzu lange beſchwerlich fallen. Leben Sie wohl meine guͤtigſte und treueſte Freun- din und beten Sie fuͤr
Jhre Cl. Harlowe.
Der ſechs und funfzigſte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Donnerſtags den 27. April.
Es thut mir leyd, daß Sie mir den Norris wieder zuruͤck geſchicket haben. Jch muß Jhnen Jhren Willen laſſen, wie Sie mir meinen. Es ſcheint, daß keine von uns beyden von der andern das erwarten darf, das vollkommen recht iſt: obgleich wenige Maͤdchens von ſo jungen Jahren ſo vollkommen wiſſen was recht iſt als wir. Wir ſage ich, denn ich kann mich nicht von Jhnen trennen: obgleich ich zweymahl in wenigen Zeilen meinen Hochmuth verrathe.
Jch freue mich von Hertzen, daß Jhre Umſtaͤn- de ein beſſeres Anſehen gewinnen, und, wie ich hof- fete, aus dem Boͤſen Gutes entſtanden iſt. Was muͤſte Herr Lovelace vor ein Menſch geweſen ſeyn, und was fuͤr Abſichten muͤſte er gehabt haben, wenn ein ſo grauſamer Brief und ein ſolches unnatuͤr-
liches
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die erſten in meinem Leben, in denen ich erfahre, wie
einem Menſchen ohne Hoffnung zu Muthe iſt. Jch
muß Jhnen nicht allzu lange beſchwerlich fallen.
Leben Sie wohl meine guͤtigſte und treueſte Freun-
din und beten Sie fuͤr
Jhre
Cl. Harlowe.
Der ſechs und funfzigſte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Donnerſtags den 27. April.
Es thut mir leyd, daß Sie mir den Norris
wieder zuruͤck geſchicket haben. Jch muß
Jhnen Jhren Willen laſſen, wie Sie mir
meinen. Es ſcheint, daß keine von uns beyden
von der andern das erwarten darf, das vollkommen
recht iſt: obgleich wenige Maͤdchens von ſo jungen
Jahren ſo vollkommen wiſſen was recht iſt als wir.
Wir ſage ich, denn ich kann mich nicht von Jhnen
trennen: obgleich ich zweymahl in wenigen Zeilen
meinen Hochmuth verrathe.
Jch freue mich von Hertzen, daß Jhre Umſtaͤn-
de ein beſſeres Anſehen gewinnen, und, wie ich hof-
fete, aus dem Boͤſen Gutes entſtanden iſt. Was
muͤſte Herr Lovelace vor ein Menſch geweſen ſeyn,
und was fuͤr Abſichten muͤſte er gehabt haben, wenn
ein ſo grauſamer Brief und ein ſolches unnatuͤr-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/429>, abgerufen am 21.11.2024.
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