behüte mich vor allen schlimmen Unglück und vor einem schlimmen Ende: das ist meine Bitte. Denn ob gleich Jhre Gnaden mir den irrdischen Dreck reichlich genug geben, so sagt doch die Schrifft, wenn es ihre Gnaden nicht ungnädig nehmen wol- len, was hülffs den Menschen, wenn er die gantze Welt gewönne und nehme doch Schaden an seiner Seele. Aber ich hoffe, daß ich noch einmahl Busse thun will, wenn ich jetzt aus Unwissenheit sündige, weil ich noch jung bin. Jhre Gnaden sind ein vornehmer Herr und haben mehr Verstand als ich, und ich bin ein armer nichtswür- diger Kerl: so können es Jhre Gnaden alles ver- antworten. Jndessen bin ich doch Jhrer Gnaden
treuester Diener zu allen Diensten den 15. und 16. Aprill.Joseph Lehmann.
Der sechs und viertzigste Brief von Herrn Lovelace an Joseph Lehmann
den 17. Aprill.
Er meldet ihm, was mit der Jungfer Better- ton vorgegangen sey, wäre nur ein Jugend- Streich gewesen. Es sey nichts dabey vorgefallen, das man Nothzucht nennen könnte. Er wäre auch nicht um der Ursache willen ausser Landes ge- gangen. Die Jungfer hätte ihn liebt gehabt und er die Jungfer. Sie wäre nur eines Kauffmanns Tochter gewesen, der aber Lust gehabt hätte sich adeln
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behuͤte mich vor allen ſchlimmen Ungluͤck und vor einem ſchlimmen Ende: das iſt meine Bitte. Denn ob gleich Jhre Gnaden mir den irrdiſchen Dreck reichlich genug geben, ſo ſagt doch die Schrifft, wenn es ihre Gnaden nicht ungnaͤdig nehmen wol- len, was huͤlffs den Menſchen, wenn er die gantze Welt gewoͤnne und nehme doch Schaden an ſeiner Seele. Aber ich hoffe, daß ich noch einmahl Buſſe thun will, wenn ich jetzt aus Unwiſſenheit ſuͤndige, weil ich noch jung bin. Jhre Gnaden ſind ein vornehmer Herr und haben mehr Verſtand als ich, und ich bin ein armer nichtswuͤr- diger Kerl: ſo koͤnnen es Jhre Gnaden alles ver- antworten. Jndeſſen bin ich doch Jhrer Gnaden
treueſter Diener zu allen Dienſten den 15. und 16. Aprill.Joſeph Lehmann.
Der ſechs und viertzigſte Brief von Herrn Lovelace an Joſeph Lehmann
den 17. Aprill.
Er meldet ihm, was mit der Jungfer Better- ton vorgegangen ſey, waͤre nur ein Jugend- Streich geweſen. Es ſey nichts dabey vorgefallen, das man Nothzucht nennen koͤnnte. Er waͤre auch nicht um der Urſache willen auſſer Landes ge- gangen. Die Jungfer haͤtte ihn liebt gehabt und er die Jungfer. Sie waͤre nur eines Kauffmanns Tochter geweſen, der aber Luſt gehabt haͤtte ſich adeln
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behuͤte mich vor allen ſchlimmen Ungluͤck und vor
einem ſchlimmen Ende: das iſt meine Bitte. Denn
ob gleich Jhre Gnaden mir den irrdiſchen Dreck
reichlich genug geben, ſo ſagt doch die Schrifft,
wenn es ihre Gnaden nicht ungnaͤdig nehmen wol-
len, was huͤlffs den Menſchen, wenn er die
gantze Welt gewoͤnne und nehme doch
Schaden an ſeiner Seele. Aber ich hoffe, daß
ich noch einmahl Buſſe thun will, wenn ich jetzt aus
Unwiſſenheit ſuͤndige, weil ich noch jung bin. Jhre
Gnaden ſind ein vornehmer Herr und haben mehr
Verſtand als ich, und ich bin ein armer nichtswuͤr-
diger Kerl: ſo koͤnnen es Jhre Gnaden alles ver-
antworten. Jndeſſen bin ich doch Jhrer Gnaden
treueſter Diener zu allen Dienſten
den 15. und 16. Aprill.Joſeph Lehmann.
Der ſechs und viertzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Joſeph Lehmann
den 17. Aprill.
Er meldet ihm, was mit der Jungfer Better-
ton vorgegangen ſey, waͤre nur ein Jugend-
Streich geweſen. Es ſey nichts dabey vorgefallen,
das man Nothzucht nennen koͤnnte. Er waͤre auch
nicht um der Urſache willen auſſer Landes ge-
gangen. Die Jungfer haͤtte ihn liebt gehabt und er
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/373>, abgerufen am 22.02.2025.
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