nossen habe, verdunckeln, will ich so gleich die Gele- genheit ergreiffen, mich zu unterzeichnen, als
Jhre nicht gantz Hoffnungs-lose und stets ergebene Dienerin und Freundin Clarissa Harlowe.
Der sieben und dreyßigste Brief von Herrn Lovelace an Herrn Johann Belford.
Donners-Tages den 20. April.
Er giebt zuerst Nachricht von seinem Briefe an Herrn Dolemann, den er mit Genehmhaltung der Fräulein geschrieben habe, und legt eine Abschrifft von der Ant- wort bey. Hierauf fährt er also fort.
Die Witwe kennest du! ihre Basen kennest du! das Haus kennest du auch. Hätte ein geschickterer Brief geschrieben werden können, als Dolemanns Brief ist? Alle Einwürffe sind zum voraus beant- wortet! Es ist vor alle Fälle gesorget? Es ist keine Lügen darin, die sich nicht als Wahrheit erwei- sen läßt.
Wer konnte das Lachen unterlassen, als mein Kind es eben so machte, wie ein Dechant mit seinem Capitel, die eine heilige Comödie zu spielen Befehl haben und wählen sollen, was schon gewählt ist; die Gott um seine Regierung und Geist anflehen. Sie überlegte alle Vorschläge, um mir weiß zu machen, daß sie Neigung zu einem der andern hät- te. Jhr kleines schelmisches Auge warf sie auf
mich,
noſſen habe, verdunckeln, will ich ſo gleich die Gele- genheit ergreiffen, mich zu unterzeichnen, als
Jhre nicht gantz Hoffnungs-loſe und ſtets ergebene Dienerin und Freundin Clariſſa Harlowe.
Der ſieben und dreyßigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Johann Belford.
Donners-Tages den 20. April.
Er giebt zuerſt Nachricht von ſeinem Briefe an Herrn Dolemann, den er mit Genehmhaltung der Fraͤulein geſchrieben habe, und legt eine Abſchrifft von der Ant- wort bey. Hierauf faͤhrt er alſo fort.
Die Witwe kenneſt du! ihre Baſen kenneſt du! das Haus kenneſt du auch. Haͤtte ein geſchickterer Brief geſchrieben werden koͤnnen, als Dolemanns Brief iſt? Alle Einwuͤrffe ſind zum voraus beant- wortet! Es iſt vor alle Faͤlle geſorget? Es iſt keine Luͤgen darin, die ſich nicht als Wahrheit erwei- ſen laͤßt.
Wer konnte das Lachen unterlaſſen, als mein Kind es eben ſo machte, wie ein Dechant mit ſeinem Capitel, die eine heilige Comoͤdie zu ſpielen Befehl haben und waͤhlen ſollen, was ſchon gewaͤhlt iſt; die Gott um ſeine Regierung und Geiſt anflehen. Sie uͤberlegte alle Vorſchlaͤge, um mir weiß zu machen, daß ſie Neigung zu einem der andern haͤt- te. Jhr kleines ſchelmiſches Auge warf ſie auf
mich,
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noſſen habe, verdunckeln, will ich ſo gleich die Gele-
genheit ergreiffen, mich zu unterzeichnen, als
Jhre nicht gantz Hoffnungs-loſe und ſtets
ergebene Dienerin und Freundin
Clariſſa Harlowe.
Der ſieben und dreyßigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Johann Belford.
Donners-Tages den 20. April.
Er giebt zuerſt Nachricht von ſeinem
Briefe an Herrn Dolemann, den er mit
Genehmhaltung der Fraͤulein geſchrieben
habe, und legt eine Abſchrifft von der Ant-
wort bey. Hierauf faͤhrt er alſo fort.
Die Witwe kenneſt du! ihre Baſen kenneſt du!
das Haus kenneſt du auch. Haͤtte ein geſchickterer
Brief geſchrieben werden koͤnnen, als Dolemanns
Brief iſt? Alle Einwuͤrffe ſind zum voraus beant-
wortet! Es iſt vor alle Faͤlle geſorget? Es iſt
keine Luͤgen darin, die ſich nicht als Wahrheit erwei-
ſen laͤßt.
Wer konnte das Lachen unterlaſſen, als mein
Kind es eben ſo machte, wie ein Dechant mit ſeinem
Capitel, die eine heilige Comoͤdie zu ſpielen Befehl
haben und waͤhlen ſollen, was ſchon gewaͤhlt iſt;
die Gott um ſeine Regierung und Geiſt anflehen.
Sie uͤberlegte alle Vorſchlaͤge, um mir weiß zu
machen, daß ſie Neigung zu einem der andern haͤt-
te. Jhr kleines ſchelmiſches Auge warf ſie auf
mich,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/310>, abgerufen am 21.11.2024.
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