Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



ihren lieben Hickman, versetzt ihn in den Him-
mel, und macht, daß sie sich einigermaßen
fasset.

Jndessen geht mir Jhr Unglück sehr zu Hertzen,
und meiner Leichtsinnigkeit ohngeachtet haben doch
beyde etwas von meiner Verdrießlichkeit zu empfin-
den, die so lange währen wird, als Sie zwischen
Furcht und Hoffnung schweben. Es vermehrt
meine Verdrießlichkeit, daß ich nicht im Stande ge-
wesen bin, Jhnen die verlangte Zuflucht in unserm
Hause zu verschaffen, und dadurch den gefährlichen
Schritt unnöthig zu machen, den Sie endlich zu
unserer beyder Betrübniß haben wagen müssen.

Jch habe nichts weiter zu schreiben, als diese
Jhnen bekannte und überflüßige Wahrheit, daß
ich bin, und ewig seyn werde

Jhre ergebenste Freundin und Dienerin
Anna Howe.


Der neunzehente Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Sie benehmen mir alle Hofnung, meine Kleider
und das wenige Geld zu erhalten: allein ich
will dennoch meine Hofnung nicht fahren lassen.
Die Sache ist noch zu neu. Wenn der erste Zorn
vorüber ist, so werden sie die Sache besser überle-

gen,



ihren lieben Hickman, verſetzt ihn in den Him-
mel, und macht, daß ſie ſich einigermaßen
faſſet.

Jndeſſen geht mir Jhr Ungluͤck ſehr zu Hertzen,
und meiner Leichtſinnigkeit ohngeachtet haben doch
beyde etwas von meiner Verdrießlichkeit zu empfin-
den, die ſo lange waͤhren wird, als Sie zwiſchen
Furcht und Hoffnung ſchweben. Es vermehrt
meine Verdrießlichkeit, daß ich nicht im Stande ge-
weſen bin, Jhnen die verlangte Zuflucht in unſerm
Hauſe zu verſchaffen, und dadurch den gefaͤhrlichen
Schritt unnoͤthig zu machen, den Sie endlich zu
unſerer beyder Betruͤbniß haben wagen muͤſſen.

Jch habe nichts weiter zu ſchreiben, als dieſe
Jhnen bekannte und uͤberfluͤßige Wahrheit, daß
ich bin, und ewig ſeyn werde

Jhre ergebenſte Freundin und Dienerin
Anna Howe.


Der neunzehente Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Sie benehmen mir alle Hofnung, meine Kleider
und das wenige Geld zu erhalten: allein ich
will dennoch meine Hofnung nicht fahren laſſen.
Die Sache iſt noch zu neu. Wenn der erſte Zorn
voruͤber iſt, ſo werden ſie die Sache beſſer uͤberle-

gen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0201" n="187"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ihren lieben <hi rendition="#fr">Hickman,</hi> ver&#x017F;etzt ihn in den Him-<lb/>
mel, und macht, daß &#x017F;ie &#x017F;ich einigermaßen<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
          <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en geht mir Jhr Unglu&#x0364;ck &#x017F;ehr zu Hertzen,<lb/>
und meiner Leicht&#x017F;innigkeit ohngeachtet haben doch<lb/>
beyde etwas von meiner Verdrießlichkeit zu empfin-<lb/>
den, die &#x017F;o lange wa&#x0364;hren wird, als Sie zwi&#x017F;chen<lb/>
Furcht und Hoffnung &#x017F;chweben. Es vermehrt<lb/>
meine Verdrießlichkeit, daß ich nicht im Stande ge-<lb/>
we&#x017F;en bin, Jhnen die verlangte Zuflucht in un&#x017F;erm<lb/>
Hau&#x017F;e zu ver&#x017F;chaffen, und dadurch den gefa&#x0364;hrlichen<lb/>
Schritt unno&#x0364;thig zu machen, den Sie endlich zu<lb/>
un&#x017F;erer beyder Betru&#x0364;bniß haben wagen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Jch habe nichts weiter zu &#x017F;chreiben, als die&#x017F;e<lb/>
Jhnen bekannte und u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Wahrheit, daß<lb/>
ich bin, und ewig &#x017F;eyn werde</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhre ergeben&#x017F;te Freundin und Dienerin<lb/><hi rendition="#fr">Anna Howe.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der neunzehente Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>ie benehmen mir alle Hofnung, meine Kleider<lb/>
und das wenige Geld zu erhalten: allein ich<lb/>
will dennoch meine Hofnung nicht fahren la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die Sache i&#x017F;t noch zu neu. Wenn der er&#x017F;te Zorn<lb/>
voru&#x0364;ber i&#x017F;t, &#x017F;o werden &#x017F;ie die Sache be&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;berle-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0201] ihren lieben Hickman, verſetzt ihn in den Him- mel, und macht, daß ſie ſich einigermaßen faſſet. Jndeſſen geht mir Jhr Ungluͤck ſehr zu Hertzen, und meiner Leichtſinnigkeit ohngeachtet haben doch beyde etwas von meiner Verdrießlichkeit zu empfin- den, die ſo lange waͤhren wird, als Sie zwiſchen Furcht und Hoffnung ſchweben. Es vermehrt meine Verdrießlichkeit, daß ich nicht im Stande ge- weſen bin, Jhnen die verlangte Zuflucht in unſerm Hauſe zu verſchaffen, und dadurch den gefaͤhrlichen Schritt unnoͤthig zu machen, den Sie endlich zu unſerer beyder Betruͤbniß haben wagen muͤſſen. Jch habe nichts weiter zu ſchreiben, als dieſe Jhnen bekannte und uͤberfluͤßige Wahrheit, daß ich bin, und ewig ſeyn werde Jhre ergebenſte Freundin und Dienerin Anna Howe. Der neunzehente Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Sie benehmen mir alle Hofnung, meine Kleider und das wenige Geld zu erhalten: allein ich will dennoch meine Hofnung nicht fahren laſſen. Die Sache iſt noch zu neu. Wenn der erſte Zorn voruͤber iſt, ſo werden ſie die Sache beſſer uͤberle- gen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/201
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/201>, abgerufen am 21.11.2024.