den gelassen: und jetzt ist alle meine vorige geneigte Gesinnung in Unwillen verwandelt worden. Es ist meine eintzige Sorge, wie ich mich von seiner Gesellschaft los machen soll.
Jch verharre indessen Dero ergebenste und treueste Dienerin Cl. Harlowe.
Der funfzehente Brief von Herrn Lovelace an Herrn Johann Belford.
Was kann man mit einem Frauenzimmer an- fangen, das die Schmeicheley verachtet, und kein Lob annimt, welches ihr nicht von ihrem eige- nen Hertzen gegeben wird?
Warum will aber das liebe Kind sein Unglück gleichsam erzwingen? Warum trotzt es der Ge- walt, darunter es doch völlig stehet? Warum kränckt es mich noch durch den Wunsch, daß es sei- nes Vaters Haus niemahls verlassen haben möchte? Warum schlägt es mir seine Gesellschaft so lange ab, bis ich endlich die Geduld verliere, und mich so weit vergehe, daß es über mich zürnen kann? Warum zürnt es über meine Beleidigungen so sehr, und treibt seine Empfindlichkeit so weit, als es die hochmüthigste Schöne, die alle Gewalt in Händen hat, würde thun können?
Was
den gelaſſen: und jetzt iſt alle meine vorige geneigte Geſinnung in Unwillen verwandelt worden. Es iſt meine eintzige Sorge, wie ich mich von ſeiner Geſellſchaft los machen ſoll.
Jch verharre indeſſen Dero ergebenſte und treueſte Dienerin Cl. Harlowe.
Der funfzehente Brief von Herrn Lovelace an Herrn Johann Belford.
Was kann man mit einem Frauenzimmer an- fangen, das die Schmeicheley verachtet, und kein Lob annimt, welches ihr nicht von ihrem eige- nen Hertzen gegeben wird?
Warum will aber das liebe Kind ſein Ungluͤck gleichſam erzwingen? Warum trotzt es der Ge- walt, darunter es doch voͤllig ſtehet? Warum kraͤnckt es mich noch durch den Wunſch, daß es ſei- nes Vaters Haus niemahls verlaſſen haben moͤchte? Warum ſchlaͤgt es mir ſeine Geſellſchaft ſo lange ab, bis ich endlich die Geduld verliere, und mich ſo weit vergehe, daß es uͤber mich zuͤrnen kann? Warum zuͤrnt es uͤber meine Beleidigungen ſo ſehr, und treibt ſeine Empfindlichkeit ſo weit, als es die hochmuͤthigſte Schoͤne, die alle Gewalt in Haͤnden hat, wuͤrde thun koͤnnen?
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den gelaſſen: und jetzt iſt alle meine vorige geneigte
Geſinnung in Unwillen verwandelt worden. Es
iſt meine eintzige Sorge, wie ich mich von ſeiner
Geſellſchaft los machen ſoll.
Jch verharre indeſſen
Dero ergebenſte und treueſte Dienerin
Cl. Harlowe.
Der funfzehente Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Johann Belford.
Was kann man mit einem Frauenzimmer an-
fangen, das die Schmeicheley verachtet, und
kein Lob annimt, welches ihr nicht von ihrem eige-
nen Hertzen gegeben wird?
Warum will aber das liebe Kind ſein Ungluͤck
gleichſam erzwingen? Warum trotzt es der Ge-
walt, darunter es doch voͤllig ſtehet? Warum
kraͤnckt es mich noch durch den Wunſch, daß es ſei-
nes Vaters Haus niemahls verlaſſen haben moͤchte?
Warum ſchlaͤgt es mir ſeine Geſellſchaft ſo lange ab,
bis ich endlich die Geduld verliere, und mich ſo
weit vergehe, daß es uͤber mich zuͤrnen kann?
Warum zuͤrnt es uͤber meine Beleidigungen ſo
ſehr, und treibt ſeine Empfindlichkeit ſo weit, als
es die hochmuͤthigſte Schoͤne, die alle Gewalt in
Haͤnden hat, wuͤrde thun koͤnnen?
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/171>, abgerufen am 21.11.2024.
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