Der acht und dreyßigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Freytags um Ein Uhr.
Jch habe einen Brief von Lovelacen voll entzückter Versprechungen und Gelübde. Jch will ihn beylegen: sie werden sehen, daß er mir den Schutz der Frau Lawrance verspricht, und daß mir die Fräulein Charlotte Mon- tague Gesellschaft leisten soll. Jch habe nun, sagt er, weiter nichts zu thun, als daß ich bey meinem Vorsatz bleibe, und mich bereit mache, die Glückwünsche seiner gantzen Familie anzu- nehmen.
Sie werden sehen, daß er dieses schon als ei- ne gewisse Folge der zu seiner Base genom- menen Zuflucht ansiehet, daß ich die seinige wer- den müßte.
Der Wagen mit sechs Pferden soll mich an dem bestimmten Ort erwarten. Sie werden se- hen, wie freymüthig oder dreiste er das beant- wortet, was ich von einem Flecken geschrieben habe, den mein guter Nahme hiedurch bekom- men könnte. Es wäre eine edelmüthige Ant- wort, wenn ich die seinige werden sollte, oder wenn ich ihm hiezu die Hoffnung gemacht hätte, die ich ihm nicht gemacht habe.
Wie leitet doch ein Schritt immer zu dem
andern,
Die Geſchichte
Der acht und dreyßigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Freytags um Ein Uhr.
Jch habe einen Brief von Lovelacen voll entzuͤckter Verſprechungen und Geluͤbde. Jch will ihn beylegen: ſie werden ſehen, daß er mir den Schutz der Frau Lawrance verſpricht, und daß mir die Fraͤulein Charlotte Mon- tague Geſellſchaft leiſten ſoll. Jch habe nun, ſagt er, weiter nichts zu thun, als daß ich bey meinem Vorſatz bleibe, und mich bereit mache, die Gluͤckwuͤnſche ſeiner gantzen Familie anzu- nehmen.
Sie werden ſehen, daß er dieſes ſchon als ei- ne gewiſſe Folge der zu ſeiner Baſe genom- menen Zuflucht anſiehet, daß ich die ſeinige wer- den muͤßte.
Der Wagen mit ſechs Pferden ſoll mich an dem beſtimmten Ort erwarten. Sie werden ſe- hen, wie freymuͤthig oder dreiſte er das beant- wortet, was ich von einem Flecken geſchrieben habe, den mein guter Nahme hiedurch bekom- men koͤnnte. Es waͤre eine edelmuͤthige Ant- wort, wenn ich die ſeinige werden ſollte, oder wenn ich ihm hiezu die Hoffnung gemacht haͤtte, die ich ihm nicht gemacht habe.
Wie leitet doch ein Schritt immer zu dem
andern,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0446"n="440"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der acht und dreyßigſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Freytags um Ein Uhr.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch habe einen Brief von <hirendition="#fr">Lovelacen</hi> voll<lb/>
entzuͤckter Verſprechungen und Geluͤbde.<lb/>
Jch will ihn beylegen: ſie werden ſehen, daß er<lb/>
mir den Schutz der Frau <hirendition="#fr">Lawrance</hi> verſpricht,<lb/>
und daß mir die Fraͤulein <hirendition="#fr">Charlotte Mon-<lb/>
tague</hi> Geſellſchaft leiſten ſoll. Jch habe nun,<lb/>ſagt er, weiter nichts zu thun, als daß ich bey<lb/>
meinem Vorſatz bleibe, und mich bereit mache,<lb/>
die Gluͤckwuͤnſche ſeiner gantzen Familie anzu-<lb/>
nehmen.</p><lb/><p>Sie werden ſehen, daß er dieſes ſchon als ei-<lb/>
ne gewiſſe Folge der zu ſeiner Baſe genom-<lb/>
menen Zuflucht anſiehet, daß ich die ſeinige wer-<lb/>
den muͤßte.</p><lb/><p>Der Wagen mit ſechs Pferden ſoll mich an<lb/>
dem beſtimmten Ort erwarten. Sie werden ſe-<lb/>
hen, wie freymuͤthig oder dreiſte er das beant-<lb/>
wortet, was ich von einem Flecken geſchrieben<lb/>
habe, den mein guter Nahme hiedurch bekom-<lb/>
men koͤnnte. Es waͤre eine edelmuͤthige Ant-<lb/>
wort, wenn ich die ſeinige werden ſollte, oder<lb/>
wenn ich ihm hiezu die Hoffnung gemacht haͤtte,<lb/>
die ich ihm nicht gemacht habe.</p><lb/><p>Wie leitet doch ein Schritt immer zu dem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">andern,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[440/0446]
Die Geſchichte
Der acht und dreyßigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Freytags um Ein Uhr.
Jch habe einen Brief von Lovelacen voll
entzuͤckter Verſprechungen und Geluͤbde.
Jch will ihn beylegen: ſie werden ſehen, daß er
mir den Schutz der Frau Lawrance verſpricht,
und daß mir die Fraͤulein Charlotte Mon-
tague Geſellſchaft leiſten ſoll. Jch habe nun,
ſagt er, weiter nichts zu thun, als daß ich bey
meinem Vorſatz bleibe, und mich bereit mache,
die Gluͤckwuͤnſche ſeiner gantzen Familie anzu-
nehmen.
Sie werden ſehen, daß er dieſes ſchon als ei-
ne gewiſſe Folge der zu ſeiner Baſe genom-
menen Zuflucht anſiehet, daß ich die ſeinige wer-
den muͤßte.
Der Wagen mit ſechs Pferden ſoll mich an
dem beſtimmten Ort erwarten. Sie werden ſe-
hen, wie freymuͤthig oder dreiſte er das beant-
wortet, was ich von einem Flecken geſchrieben
habe, den mein guter Nahme hiedurch bekom-
men koͤnnte. Es waͤre eine edelmuͤthige Ant-
wort, wenn ich die ſeinige werden ſollte, oder
wenn ich ihm hiezu die Hoffnung gemacht haͤtte,
die ich ihm nicht gemacht habe.
Wie leitet doch ein Schritt immer zu dem
andern,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/446>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.