Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
gungen zu viel nach, so werden sie unbändig und
albern: gehet man rauh mit ihnen um, so sind
sie kriechende Sclavinnen. Sollte uns nachge-
sagt werden, daß uns die Furcht willfärthiger, als
die Liebe mache? Da sey Ehre, Danckbarkeit und
Gerechtigkeit vor! daß ein verständiges Frauen-
zimmer eine solche Nachrede veranlassen sollte.

Wenn ich glaubte, daß der Jnhalt und die
Schreib-Art dieses Briefes Jhnen diejenige nicht
genug verriethen, deren Feder so ausschweifft,
so wollte ich meinen Nahmen gantz ausschreiben.
Denn ich schreibe zu sehr von Hertzen, als daß ich
ihn verhelen möchte. So aber mögen die An-
fangs-Buchstaben genug seyn, und ich schreibe
gleich noch mehr.

A. H.


Der dritte Brief
von
Fräulein Howe an Fräulein Clarissa
Harlowe.

Jch will manches übergehen, was ich in Ab-
sicht auf andere Stücke Jhres Briefes zu
schreiben hatte: um Jhnen von der Erkundigung

voll-

Die Geſchichte
gungen zu viel nach, ſo werden ſie unbaͤndig und
albern: gehet man rauh mit ihnen um, ſo ſind
ſie kriechende Sclavinnen. Sollte uns nachge-
ſagt werden, daß uns die Furcht willfaͤrthiger, als
die Liebe mache? Da ſey Ehre, Danckbarkeit und
Gerechtigkeit vor! daß ein verſtaͤndiges Frauen-
zimmer eine ſolche Nachrede veranlaſſen ſollte.

Wenn ich glaubte, daß der Jnhalt und die
Schreib-Art dieſes Briefes Jhnen diejenige nicht
genug verriethen, deren Feder ſo ausſchweifft,
ſo wollte ich meinen Nahmen gantz ausſchreiben.
Denn ich ſchreibe zu ſehr von Hertzen, als daß ich
ihn verhelen moͤchte. So aber moͤgen die An-
fangs-Buchſtaben genug ſeyn, und ich ſchreibe
gleich noch mehr.

A. H.


Der dritte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.

Jch will manches uͤbergehen, was ich in Ab-
ſicht auf andere Stuͤcke Jhres Briefes zu
ſchreiben hatte: um Jhnen von der Erkundigung

voll-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0028" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
gungen zu viel nach, &#x017F;o werden &#x017F;ie unba&#x0364;ndig und<lb/>
albern: gehet man rauh mit ihnen um, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie kriechende Sclavinnen. Sollte uns nachge-<lb/>
&#x017F;agt werden, daß uns die Furcht willfa&#x0364;rthiger, als<lb/>
die Liebe mache? Da &#x017F;ey Ehre, Danckbarkeit und<lb/>
Gerechtigkeit vor! daß ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiges Frauen-<lb/>
zimmer eine &#x017F;olche Nachrede veranla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Wenn ich glaubte, daß der Jnhalt und die<lb/>
Schreib-Art die&#x017F;es Briefes Jhnen diejenige nicht<lb/>
genug verriethen, deren Feder &#x017F;o aus&#x017F;chweifft,<lb/>
&#x017F;o wollte ich meinen Nahmen gantz aus&#x017F;chreiben.<lb/>
Denn ich &#x017F;chreibe zu &#x017F;ehr von Hertzen, als daß ich<lb/>
ihn verhelen mo&#x0364;chte. So aber mo&#x0364;gen die An-<lb/>
fangs-Buch&#x017F;taben genug &#x017F;eyn, und ich &#x017F;chreibe<lb/>
gleich noch mehr.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">A. H.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Der dritte Brief</hi><lb/> <hi rendition="#g">von</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Howe an Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a<lb/>
Harlowe.</hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Den 23. Mertz Donner&#x017F;tags<lb/>
Morgens um 10. Uhr.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch will manches u&#x0364;bergehen, was ich in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf andere Stu&#x0364;cke Jhres Briefes zu<lb/>
&#x017F;chreiben hatte: um Jhnen von der Erkundigung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">voll-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0028] Die Geſchichte gungen zu viel nach, ſo werden ſie unbaͤndig und albern: gehet man rauh mit ihnen um, ſo ſind ſie kriechende Sclavinnen. Sollte uns nachge- ſagt werden, daß uns die Furcht willfaͤrthiger, als die Liebe mache? Da ſey Ehre, Danckbarkeit und Gerechtigkeit vor! daß ein verſtaͤndiges Frauen- zimmer eine ſolche Nachrede veranlaſſen ſollte. Wenn ich glaubte, daß der Jnhalt und die Schreib-Art dieſes Briefes Jhnen diejenige nicht genug verriethen, deren Feder ſo ausſchweifft, ſo wollte ich meinen Nahmen gantz ausſchreiben. Denn ich ſchreibe zu ſehr von Hertzen, als daß ich ihn verhelen moͤchte. So aber moͤgen die An- fangs-Buchſtaben genug ſeyn, und ich ſchreibe gleich noch mehr. A. H. Der dritte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Den 23. Mertz Donnerſtags Morgens um 10. Uhr. Jch will manches uͤbergehen, was ich in Ab- ſicht auf andere Stuͤcke Jhres Briefes zu ſchreiben hatte: um Jhnen von der Erkundigung voll-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/28
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/28>, abgerufen am 21.12.2024.