Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.8 7. Februar Am späteren Nachmittag im Eckhaus. Unten im Hof spielt das Kind, das ich hier schon neulich gesehen habe. Susanna empfängt mich wieder in der großen Küche. Was ich inzwischen gemacht habe? "Nun -- versucht, mir über verschiedene Eindrücke klar zu werden und mich mit dem Philosophen unterhalten." "Jetzt im Karneval?" sie schüttelt den Kopf, "warum sind Sie nicht lieber mit uns zur Redoute gegangen, und heute ist draußen auf dem Lande ein Fest, man fährt mit Schlitten hinaus." Sie seufzt etwas -- Orlonski erscheint -- schon wieder im Henkerskostüm -- oder hat er es inzwischen gar nicht abgelegt -- er frägt nach Willy: "In seinem Zimmer -- er liest Maria Märchen vor." Wir gehen hinüber, Konstantin, der Sonnenknabe, ist auch da. Maria liegt matt auf dem Diwan, sie sind alle schon im Kostüm für heute abend, alle etwas bleich und 8 7. Februar Am späteren Nachmittag im Eckhaus. Unten im Hof spielt das Kind, das ich hier schon neulich gesehen habe. Susanna empfängt mich wieder in der großen Küche. Was ich inzwischen gemacht habe? „Nun — versucht, mir über verschiedene Eindrücke klar zu werden und mich mit dem Philosophen unterhalten.“ „Jetzt im Karneval?“ sie schüttelt den Kopf, „warum sind Sie nicht lieber mit uns zur Redoute gegangen, und heute ist draußen auf dem Lande ein Fest, man fährt mit Schlitten hinaus.“ Sie seufzt etwas — Orlonski erscheint — schon wieder im Henkerskostüm — oder hat er es inzwischen gar nicht abgelegt — er frägt nach Willy: „In seinem Zimmer — er liest Maria Märchen vor.“ Wir gehen hinüber, Konstantin, der Sonnenknabe, ist auch da. Maria liegt matt auf dem Diwan, sie sind alle schon im Kostüm für heute abend, alle etwas bleich und <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0083" n="79"/> <div n="1"> <head>8</head> <div type="letter" n="2"> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">7. Februar</hi> </dateline> </opener> <p>Am späteren Nachmittag im Eckhaus. Unten im Hof spielt das Kind, das ich hier schon neulich gesehen habe. Susanna empfängt mich wieder in der großen Küche. Was ich inzwischen gemacht habe?</p> <p>„Nun — versucht, mir über verschiedene Eindrücke klar zu werden und mich mit dem Philosophen unterhalten.“</p> <p>„Jetzt im Karneval?“ sie schüttelt den Kopf, „warum sind Sie nicht lieber mit uns zur Redoute gegangen, und heute ist draußen auf dem Lande ein Fest, man fährt mit Schlitten hinaus.“ Sie seufzt etwas — Orlonski erscheint — schon wieder im Henkerskostüm — oder hat er es inzwischen gar nicht abgelegt — er frägt nach Willy:</p> <p>„In seinem Zimmer — er liest Maria Märchen vor.“</p> <p>Wir gehen hinüber, Konstantin, der Sonnenknabe, ist auch da.</p> <p>Maria liegt matt auf dem Diwan, sie sind alle schon im Kostüm für heute abend, alle etwas bleich und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0083]
8 7. Februar Am späteren Nachmittag im Eckhaus. Unten im Hof spielt das Kind, das ich hier schon neulich gesehen habe. Susanna empfängt mich wieder in der großen Küche. Was ich inzwischen gemacht habe?
„Nun — versucht, mir über verschiedene Eindrücke klar zu werden und mich mit dem Philosophen unterhalten.“
„Jetzt im Karneval?“ sie schüttelt den Kopf, „warum sind Sie nicht lieber mit uns zur Redoute gegangen, und heute ist draußen auf dem Lande ein Fest, man fährt mit Schlitten hinaus.“ Sie seufzt etwas — Orlonski erscheint — schon wieder im Henkerskostüm — oder hat er es inzwischen gar nicht abgelegt — er frägt nach Willy:
„In seinem Zimmer — er liest Maria Märchen vor.“
Wir gehen hinüber, Konstantin, der Sonnenknabe, ist auch da.
Maria liegt matt auf dem Diwan, sie sind alle schon im Kostüm für heute abend, alle etwas bleich und
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