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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Antwort. Daß die Heil. Schrifft in diesem oder jenen Verstand genommen und ausgelegt wird / solches kan man keines weges der Schrifft zumessen/ noch ist sie drum an sich selbst schlüpfferig: sondern vielmehr der Menschen Verstand und Meynung schlüpffert und strauchelt: bleibt demnach die Heil. Schrifft an sich steiff und beständig/ gleich wie der Lauff und Bewegung der Sternen am Himmel drum nicht unbeständig ist/ weilen etliche Sternseher in Beschreibung und Rechnung desselben nicht übereinstimmen/ dann die Sternen behalten doch/ unangesehen solcher ungleichen Meynungen/ ihren gewissen Lauff.

II. Es behelffen sich doch alle Ketzer mit der Schrifft/ und wöllen ihre Irrthüme darmit beschönen. Weßwegen Gregorius Nazianzenus Orat. 4. de Theolog. spricht: Die Heil. Schrifft seye ein solcher Bund-Schu/ den die Ketzer nach Belieben drehen und lencken können/ zu was Seiten sie wollen. So schreibt auch Chrysostomus homil. contra haeret. t. 5. Die Heil. Schrifft seye das Gold/ Silber/ und mit vielen Farben verbrämetes Kleid womit die Kerzer ihre Sötzen ausbutzen. So ist ja die Heil. Schrifft schlupfferig und unbeständig.

Antwort. Was vermags die Schrifft? die Schuld ist der Ketzer/ welche die Schrifft spitzbübisch verdrehen/ und mit etlichen Worten/ welche sie aus der Schrifft heraus zwacken/ ihre irrige Meynung schmücken/ und die Schrifft verschlagener weist verschrauffen und radbrechen. Wie könte auch die Heil. Schrifft immermehr einige Ketzerey wiederlegen/ wann sie selbst schlupfferig und unbeständig seyn solte? sie wird genennet ein Schwerdt des Geistes. Eph. 6. v. 17. wodurch alle Ketzereyenwerden niedergesäbelt. Mißbraucht nun einer diß Schwerdt zu seinen eignen Untergang/ wessen ist die Schuld? Und was kan die Rose darzu/ daß ihren schonen Safft eine Spinne zum Gifft verwende: oder was kan das nützliche Element des Feuers darzu/ daß selbiges ein Mordbrenner zu seinem bösen Vorhaben mißbrauche? wie die Papisten zur Beweisung ihres Römischen Felsen die Heil. Schrifft pflegen zu zwingen und nohtzüchtigen.

Das dritte Capitel.

Ob den Leyen die Heil. Schrifft zu lesen erlaubt seye? die Papisten sprechen nein/ wir aber ja darzu: und dessen haben wir nachfolgende Gründe und Ursachen.

Dann erstlich: Dieweil die heilige Schrifft den Menschen unterweiset zur Seeligkeit/ und ihn vollkommen machet/ zu allem Guten geschickt/ 2. Tim. 3. v. 16. So bedörffen ja derselbigen auch die Leyen/ als eines zur Seeligkeit verhülfflichen Werckzeugs.

Zweytens: So hat auch GOTT selbst befohlen/ daß der König (als eine politische Persohn oder Leye) solle in dem Buch des Gesetzes lesen sein Lebenlang/ Deut. 17. v. 19.

Drittens: Es haben auch die Aposteln ihre Episteln und Schrifften nicht allein an Bischöffe/ sondern auch an die Leyen geschrieben: inmassen solches erhellet aus der Epistel St. Pauli an die Galater/ darinnen er seine Zuhörer vermahnet/ daß sie die falsche Lehrer von den warhafftigen Lehreren unterscheiden sollen. Item, in der ersten und andern Epistel an die Corinther handelt und redeter sehr viel mit den Leyen. So vermahnet er auch alle Colosser:

Antwort. Daß die Heil. Schrifft in diesem oder jenen Verstand genommen und ausgelegt wird / solches kan man keines weges der Schrifft zumessen/ noch ist sie drum an sich selbst schlüpfferig: sondern vielmehr der Menschen Verstand und Meynung schlüpffert und strauchelt: bleibt demnach die Heil. Schrifft an sich steiff und beständig/ gleich wie der Lauff und Bewegung der Sternen am Himmel drum nicht unbeständig ist/ weilen etliche Sternseher in Beschreibung und Rechnung desselben nicht übereinstimmen/ dann die Sternen behalten doch/ unangesehen solcher ungleichen Meynungen/ ihren gewissen Lauff.

II. Es behelffen sich doch alle Ketzer mit der Schrifft/ und wöllen ihre Irrthüme darmit beschönen. Weßwegen Gregorius Nazianzenus Orat. 4. de Theolog. spricht: Die Heil. Schrifft seye ein solcher Bund-Schu/ den die Ketzer nach Belieben drehen und lencken können/ zu was Seiten sie wollen. So schreibt auch Chrysostomus homil. contra haeret. t. 5. Die Heil. Schrifft seye das Gold/ Silber/ und mit vielen Farben verbrämetes Kleid womit die Kerzer ihre Sötzen ausbutzen. So ist ja die Heil. Schrifft schlupfferig und unbeständig.

Antwort. Was vermags die Schrifft? die Schuld ist der Ketzer/ welche die Schrifft spitzbübisch verdrehen/ und mit etlichen Worten/ welche sie aus der Schrifft heraus zwacken/ ihre irrige Meynung schmücken/ und die Schrifft verschlagener weist verschrauffen und radbrechen. Wie könte auch die Heil. Schrifft immermehr einige Ketzerey wiederlegen/ wann sie selbst schlupfferig und unbeständig seyn solte? sie wird genennet ein Schwerdt des Geistes. Eph. 6. v. 17. wodurch alle Ketzereyenwerden niedergesäbelt. Mißbraucht nun einer diß Schwerdt zu seinen eignen Untergang/ wessen ist die Schuld? Und was kan die Rose darzu/ daß ihren schonen Safft eine Spinne zum Gifft verwende: oder was kan das nützliche Element des Feuers darzu/ daß selbiges ein Mordbrenner zu seinem bösen Vorhaben mißbrauche? wie die Papisten zur Beweisung ihres Römischen Felsen die Heil. Schrifft pflegen zu zwingen und nohtzüchtigen.

Das dritte Capitel.

Ob den Leyen die Heil. Schrifft zu lesen erlaubt seye? die Papisten sprechen nein/ wir aber ja darzu: und dessen haben wir nachfolgende Gründe und Ursachen.

Dann erstlich: Dieweil die heilige Schrifft den Menschen unterweiset zur Seeligkeit/ und ihn vollkommen machet/ zu allem Guten geschickt/ 2. Tim. 3. v. 16. So bedörffen ja derselbigen auch die Leyen/ als eines zur Seeligkeit verhülfflichen Werckzeugs.

Zweytens: So hat auch GOTT selbst befohlen/ daß der König (als eine politische Persohn oder Leye) solle in dem Buch des Gesetzes lesen sein Lebenlang/ Deut. 17. v. 19.

Drittens: Es haben auch die Aposteln ihre Episteln und Schrifften nicht allein an Bischöffe/ sondern auch an die Leyen geschrieben: inmassen solches erhellet aus der Epistel St. Pauli an die Galater/ darinnen er seine Zuhörer vermahnet/ daß sie die falsche Lehrer von den warhafftigen Lehreren unterscheiden sollen. Item, in der ersten und andern Epistel an die Corinther handelt und redeter sehr viel mit den Leyen. So vermahnet er auch alle Colosser:

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        <p>II. Es behelffen sich doch alle Ketzer mit der Schrifft/ und wöllen ihre Irrthüme darmit            beschönen. Weßwegen Gregorius Nazianzenus Orat. 4. de Theolog. spricht: Die Heil. Schrifft            seye ein solcher Bund-Schu/ den die Ketzer nach Belieben drehen und lencken können/ zu            was Seiten sie wollen. So schreibt auch Chrysostomus homil. contra haeret. t. 5. Die Heil.            Schrifft seye das Gold/ Silber/ und mit vielen Farben verbrämetes Kleid womit die Kerzer            ihre Sötzen ausbutzen. So ist ja die Heil. Schrifft schlupfferig und unbeständig.</p>
        <p>Antwort. Was vermags die Schrifft? die Schuld ist der Ketzer/ welche die Schrifft            spitzbübisch verdrehen/ und mit etlichen Worten/ welche sie aus der Schrifft heraus            zwacken/ ihre irrige Meynung schmücken/ und die Schrifft verschlagener weist            verschrauffen und radbrechen. Wie könte auch die Heil. Schrifft immermehr einige Ketzerey            wiederlegen/ wann sie selbst schlupfferig und unbeständig seyn solte? sie wird genennet            ein Schwerdt des Geistes. Eph. 6. v. 17. wodurch alle Ketzereyenwerden niedergesäbelt.            Mißbraucht nun einer diß Schwerdt zu seinen eignen Untergang/ wessen ist die Schuld? Und            was kan die Rose darzu/ daß ihren schonen Safft eine Spinne zum Gifft verwende: oder was            kan das nützliche Element des Feuers darzu/ daß selbiges ein Mordbrenner zu seinem bösen            Vorhaben mißbrauche? wie die Papisten zur Beweisung ihres Römischen Felsen die Heil.            Schrifft pflegen zu zwingen und nohtzüchtigen.</p>
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          <p>Ob den Leyen die Heil. Schrifft zu lesen erlaubt seye? die Papisten sprechen nein/ wir              aber ja darzu: und dessen haben wir nachfolgende Gründe und Ursachen.</p>
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        <p>Dann erstlich: Dieweil die heilige Schrifft den Menschen unterweiset zur Seeligkeit/ und            ihn vollkommen machet/ zu allem Guten geschickt/ 2. Tim. 3. v. 16. So bedörffen ja            derselbigen auch die Leyen/ als eines zur Seeligkeit verhülfflichen Werckzeugs.</p>
        <p>Zweytens: So hat auch GOTT selbst befohlen/ daß der König (als eine politische Persohn            oder Leye) solle in dem Buch des Gesetzes lesen sein Lebenlang/ Deut. 17. v. 19.</p>
        <p>Drittens: Es haben auch die Aposteln ihre Episteln und Schrifften nicht allein an            Bischöffe/ sondern auch an die Leyen geschrieben: inmassen solches erhellet aus der            Epistel St. Pauli an die Galater/ darinnen er seine Zuhörer vermahnet/ daß sie die            falsche Lehrer von den warhafftigen Lehreren unterscheiden sollen. Item, in der ersten und            andern Epistel an die Corinther handelt und redeter sehr viel mit den Leyen. So vermahnet            er auch alle Colosser:
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[49/0069] Antwort. Daß die Heil. Schrifft in diesem oder jenen Verstand genommen und ausgelegt wird / solches kan man keines weges der Schrifft zumessen/ noch ist sie drum an sich selbst schlüpfferig: sondern vielmehr der Menschen Verstand und Meynung schlüpffert und strauchelt: bleibt demnach die Heil. Schrifft an sich steiff und beständig/ gleich wie der Lauff und Bewegung der Sternen am Himmel drum nicht unbeständig ist/ weilen etliche Sternseher in Beschreibung und Rechnung desselben nicht übereinstimmen/ dann die Sternen behalten doch/ unangesehen solcher ungleichen Meynungen/ ihren gewissen Lauff. II. Es behelffen sich doch alle Ketzer mit der Schrifft/ und wöllen ihre Irrthüme darmit beschönen. Weßwegen Gregorius Nazianzenus Orat. 4. de Theolog. spricht: Die Heil. Schrifft seye ein solcher Bund-Schu/ den die Ketzer nach Belieben drehen und lencken können/ zu was Seiten sie wollen. So schreibt auch Chrysostomus homil. contra haeret. t. 5. Die Heil. Schrifft seye das Gold/ Silber/ und mit vielen Farben verbrämetes Kleid womit die Kerzer ihre Sötzen ausbutzen. So ist ja die Heil. Schrifft schlupfferig und unbeständig. Antwort. Was vermags die Schrifft? die Schuld ist der Ketzer/ welche die Schrifft spitzbübisch verdrehen/ und mit etlichen Worten/ welche sie aus der Schrifft heraus zwacken/ ihre irrige Meynung schmücken/ und die Schrifft verschlagener weist verschrauffen und radbrechen. Wie könte auch die Heil. Schrifft immermehr einige Ketzerey wiederlegen/ wann sie selbst schlupfferig und unbeständig seyn solte? sie wird genennet ein Schwerdt des Geistes. Eph. 6. v. 17. wodurch alle Ketzereyenwerden niedergesäbelt. Mißbraucht nun einer diß Schwerdt zu seinen eignen Untergang/ wessen ist die Schuld? Und was kan die Rose darzu/ daß ihren schonen Safft eine Spinne zum Gifft verwende: oder was kan das nützliche Element des Feuers darzu/ daß selbiges ein Mordbrenner zu seinem bösen Vorhaben mißbrauche? wie die Papisten zur Beweisung ihres Römischen Felsen die Heil. Schrifft pflegen zu zwingen und nohtzüchtigen. Das dritte Capitel. Ob den Leyen die Heil. Schrifft zu lesen erlaubt seye? die Papisten sprechen nein/ wir aber ja darzu: und dessen haben wir nachfolgende Gründe und Ursachen. Dann erstlich: Dieweil die heilige Schrifft den Menschen unterweiset zur Seeligkeit/ und ihn vollkommen machet/ zu allem Guten geschickt/ 2. Tim. 3. v. 16. So bedörffen ja derselbigen auch die Leyen/ als eines zur Seeligkeit verhülfflichen Werckzeugs. Zweytens: So hat auch GOTT selbst befohlen/ daß der König (als eine politische Persohn oder Leye) solle in dem Buch des Gesetzes lesen sein Lebenlang/ Deut. 17. v. 19. Drittens: Es haben auch die Aposteln ihre Episteln und Schrifften nicht allein an Bischöffe/ sondern auch an die Leyen geschrieben: inmassen solches erhellet aus der Epistel St. Pauli an die Galater/ darinnen er seine Zuhörer vermahnet/ daß sie die falsche Lehrer von den warhafftigen Lehreren unterscheiden sollen. Item, in der ersten und andern Epistel an die Corinther handelt und redeter sehr viel mit den Leyen. So vermahnet er auch alle Colosser:

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/69>, abgerufen am 21.11.2024.