Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

behtet mit bedeckten Haupt/ der schändet sein Haupt. Nun aber setzen die Mönche grosse Heiligkeit in dieser Schand/ indem sie auch zur Zeit ihres öffentlichen Gebehts das Haupt in der Kutten und Caputzen verhüllen und einwicklen. Hingegen spricht des Apostel daselbst v. 6. von einer Weibsperson/ es stehe übel das ein Weib verschnittene Haar habe/ oder beschoren seye / und dannoch müssen die Nonnen an dem Tag da ihnen das Haupt mit dem Ordens-Weihel bedecket wird/ Haar lassen und beschoren werden: Und aus dieser ihrer Schand wollen sie noch schnitzelen ein verdienstliches Werck/ und eine besondere Schönheit für den Augen ihres himmlischen Bräutigams. O Aberglaube!

Das elffte Capitel

Von Anruffung der Heiligen.

ES gedüncket den Papisten etwas rauh zu seyn/ daß sie mit Anruffung der Heiligen eine grobe wissentliche Abgötterey begehen solten: Drum wenden sie sich auff die schalcks-seiten/ mit Fürgeben sie verehren nur die Heiligen/ und diß seye oder heisse eigentlich nicht die Heiligen anruffen noch anbehten: Sondern seye nur ein zuständiger Dienst der Heiligen: Vermeinen also/ wann sie die Sprach und Wort veränderen/ so wolten sie mit solchem blauen Dunst wohl hindurch kommen/ und ihre Abgötterey darmit vergleisteren. Wir wollen aber sehen/ ob die Ehr so die Papisten den verstorbenen Heiligen erweisen/ nur ein blosser Dienst und Verehrung/ oder aber auch eine Anruffung und Gottes-Dienst seye: Das ist/ ob sie nicht von den verstorbenen Heiligen bitten dasjenige/ so sie allein von GOtt bitten solten/ und ob sie auch nicht dasjenige den Heiligen zueignen/ daß GOtt allein gebühret und angehörig ist. So seye demnach

Die erste Frage

Ob die Papisten unrecht/ GOtt zu nahe/ und der Sachen zu viel thun mit ihrer Anruffung der Heiligen?

WElcher da in Abred stehen/ und läugnen wolte/ daß die Junfrau Maria als eine Mutter des HErrn/ die den Brunnen des Lebens zur Welt gebohren/ aller ihr zuständigen Ehren würdig seye: Oder auch sie mit dem geringsten Schimpff- und Läster-Wort würde verunglimpffen/ selbiger wäre nicht würdig/ daß ihn der Erdboden trüge: Dann sie ist eine von GOtt dem HErrn von Ewigkeit erwehlte/ und in der Fülle der Zeit aus allem weiblichen Geschlecht auserkohrne/ und höchst begnädigte Mutter unsers HErrn JEsu Christi: Ein Weib/ so da gebenedeyet ist unter allen Weibern/ Luc. I. v. 42. Und selig zu preisen von allen Geschlechten. v. 48. Man muß ihr freylich die Ehr geben/ die ihr GOtt der HErr in seinem heiligen Wort zugelegt hat: Drum preisen wir sie billich als eine Mutter des Sohns GOttes/ eine begnadigte/ eine selige/ eine gebenedeyte unter allen Weiberen sc. stellen uns auch ihre hohe und ruhmwürdige Tugenden zur Nachfolge vor. So ist es aber doch auch unlaugbar/ und läst sich keines weges bemäntelen/ oder mit einem falschen Uberstrich beschönen/ daß die Papisten mit vielen der gebenedeyten Jungfrauen Mariä/ und den abgestorbenen Heiligen zugelegten Ehren-Titulen/ und denen allzuhoch gesteiger-

behtet mit bedeckten Haupt/ der schändet sein Haupt. Nun aber setzen die Mönche grosse Heiligkeit in dieser Schand/ indem sie auch zur Zeit ihres öffentlichen Gebehts das Haupt in der Kutten und Caputzen verhüllen und einwicklen. Hingegen spricht des Apostel daselbst v. 6. von einer Weibsperson/ es stehe übel das ein Weib verschnittene Haar habe/ oder beschoren seye / und dannoch müssen die Nonnen an dem Tag da ihnen das Haupt mit dem Ordens-Weihel bedecket wird/ Haar lassen und beschoren werden: Und aus dieser ihrer Schand wollen sie noch schnitzelen ein verdienstliches Werck/ und eine besondere Schönheit für den Augen ihres himmlischen Bräutigams. O Aberglaube!

Das elffte Capitel

Von Anruffung der Heiligen.

ES gedüncket den Papisten etwas rauh zu seyn/ daß sie mit Anruffung der Heiligen eine grobe wissentliche Abgötterey begehen solten: Drum wenden sie sich auff die schalcks-seiten/ mit Fürgeben sie verehren nur die Heiligen/ und diß seye oder heisse eigentlich nicht die Heiligen anruffen noch anbehten: Sondern seye nur ein zuständiger Dienst der Heiligen: Vermeinen also/ wann sie die Sprach und Wort veränderen/ so wolten sie mit solchem blauen Dunst wohl hindurch kommen/ und ihre Abgötterey darmit vergleisteren. Wir wollen aber sehen/ ob die Ehr so die Papisten den verstorbenen Heiligen erweisen/ nur ein blosser Dienst und Verehrung/ oder aber auch eine Anruffung und Gottes-Dienst seye: Das ist/ ob sie nicht von den verstorbenen Heiligen bitten dasjenige/ so sie allein von GOtt bitten solten/ und ob sie auch nicht dasjenige den Heiligen zueignen/ daß GOtt allein gebühret und angehörig ist. So seye demnach

Die erste Frage

Ob die Papisten unrecht/ GOtt zu nahe/ und der Sachen zu viel thun mit ihrer Anruffung der Heiligen?

WElcher da in Abred stehen/ und läugnen wolte/ daß die Junfrau Maria als eine Mutter des HErrn/ die den Brunnen des Lebens zur Welt gebohren/ aller ihr zuständigen Ehren würdig seye: Oder auch sie mit dem geringsten Schimpff- und Läster-Wort würde verunglimpffen/ selbiger wäre nicht würdig/ daß ihn der Erdboden trüge: Dann sie ist eine von GOtt dem HErrn von Ewigkeit erwehlte/ und in der Fülle der Zeit aus allem weiblichen Geschlecht auserkohrne/ und höchst begnädigte Mutter unsers HErrn JEsu Christi: Ein Weib/ so da gebenedeyet ist unter allen Weibern/ Luc. I. v. 42. Und selig zu preisen von allen Geschlechten. v. 48. Man muß ihr freylich die Ehr geben/ die ihr GOtt der HErr in seinem heiligen Wort zugelegt hat: Drum preisen wir sie billich als eine Mutter des Sohns GOttes/ eine begnadigte/ eine selige/ eine gebenedeyte unter allen Weiberen sc. stellen uns auch ihre hohe und ruhmwürdige Tugenden zur Nachfolge vor. So ist es aber doch auch unlaugbar/ und läst sich keines weges bemäntelen/ oder mit einem falschen Uberstrich beschönen/ daß die Papisten mit vielen der gebenedeyten Jungfrauen Mariä/ und den abgestorbenen Heiligen zugelegten Ehren-Titulen/ und denen allzuhoch gesteiger-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0454" n="154"/>
behtet mit bedeckten            Haupt/ der schändet sein Haupt. Nun aber setzen die Mönche grosse Heiligkeit in dieser            Schand/ indem sie auch zur Zeit ihres öffentlichen Gebehts das Haupt in der Kutten und            Caputzen verhüllen und einwicklen. Hingegen spricht des Apostel daselbst v. 6. von einer            Weibsperson/ es stehe übel das ein Weib verschnittene Haar habe/ oder beschoren seye /            und dannoch müssen die Nonnen an dem Tag da ihnen das Haupt mit dem Ordens-Weihel bedecket            wird/ Haar lassen und beschoren werden: Und aus dieser ihrer Schand wollen sie noch            schnitzelen ein verdienstliches Werck/ und eine besondere Schönheit für den Augen ihres            himmlischen Bräutigams. O Aberglaube!</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das elffte Capitel</head>
        <argument>
          <p>Von Anruffung der Heiligen.</p>
        </argument>
        <p>ES gedüncket den Papisten etwas rauh zu seyn/ daß sie mit Anruffung der Heiligen eine            grobe wissentliche Abgötterey begehen solten: Drum wenden sie sich auff die            schalcks-seiten/ mit Fürgeben sie verehren nur die Heiligen/ und diß seye oder heisse            eigentlich nicht die Heiligen anruffen noch anbehten: Sondern seye nur ein zuständiger            Dienst der Heiligen: Vermeinen also/ wann sie die Sprach und Wort veränderen/ so wolten            sie mit solchem blauen Dunst wohl hindurch kommen/ und ihre Abgötterey darmit            vergleisteren. Wir wollen aber sehen/ ob die Ehr so die Papisten den verstorbenen            Heiligen erweisen/ nur ein blosser Dienst und Verehrung/ oder aber auch eine Anruffung            und Gottes-Dienst seye: Das ist/ ob sie nicht von den verstorbenen Heiligen bitten            dasjenige/ so sie allein von GOtt bitten solten/ und ob sie auch nicht dasjenige den            Heiligen zueignen/ daß GOtt allein gebühret und angehörig ist. So seye demnach</p>
        <p>Die erste Frage</p>
        <p>Ob die Papisten unrecht/ GOtt zu nahe/ und der Sachen zu viel thun mit ihrer Anruffung            der Heiligen?</p>
        <p>WElcher da in Abred stehen/ und läugnen wolte/ daß die Junfrau Maria als eine Mutter            des HErrn/ die den Brunnen des Lebens zur Welt gebohren/ aller ihr zuständigen Ehren            würdig seye: Oder auch sie mit dem geringsten Schimpff- und Läster-Wort würde            verunglimpffen/ selbiger wäre nicht würdig/ daß ihn der Erdboden trüge: Dann sie ist            eine von GOtt dem HErrn von Ewigkeit erwehlte/ und in der Fülle der Zeit aus allem            weiblichen Geschlecht auserkohrne/ und höchst begnädigte Mutter unsers HErrn JEsu            Christi: Ein Weib/ so da gebenedeyet ist unter allen Weibern/ Luc. I. v. 42. Und selig            zu preisen von allen Geschlechten. v. 48. Man muß ihr freylich die Ehr geben/ die ihr            GOtt der HErr in seinem heiligen Wort zugelegt hat: Drum preisen wir sie billich als eine            Mutter des Sohns GOttes/ eine begnadigte/ eine selige/ eine gebenedeyte unter allen            Weiberen sc. stellen uns auch ihre hohe und ruhmwürdige Tugenden zur Nachfolge vor. So ist            es aber doch auch unlaugbar/ und läst sich keines weges bemäntelen/ oder mit einem            falschen Uberstrich beschönen/ daß die Papisten mit vielen der gebenedeyten Jungfrauen            Mariä/ und den abgestorbenen Heiligen zugelegten Ehren-Titulen/ und denen allzuhoch            gesteiger-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0454] behtet mit bedeckten Haupt/ der schändet sein Haupt. Nun aber setzen die Mönche grosse Heiligkeit in dieser Schand/ indem sie auch zur Zeit ihres öffentlichen Gebehts das Haupt in der Kutten und Caputzen verhüllen und einwicklen. Hingegen spricht des Apostel daselbst v. 6. von einer Weibsperson/ es stehe übel das ein Weib verschnittene Haar habe/ oder beschoren seye / und dannoch müssen die Nonnen an dem Tag da ihnen das Haupt mit dem Ordens-Weihel bedecket wird/ Haar lassen und beschoren werden: Und aus dieser ihrer Schand wollen sie noch schnitzelen ein verdienstliches Werck/ und eine besondere Schönheit für den Augen ihres himmlischen Bräutigams. O Aberglaube! Das elffte Capitel Von Anruffung der Heiligen. ES gedüncket den Papisten etwas rauh zu seyn/ daß sie mit Anruffung der Heiligen eine grobe wissentliche Abgötterey begehen solten: Drum wenden sie sich auff die schalcks-seiten/ mit Fürgeben sie verehren nur die Heiligen/ und diß seye oder heisse eigentlich nicht die Heiligen anruffen noch anbehten: Sondern seye nur ein zuständiger Dienst der Heiligen: Vermeinen also/ wann sie die Sprach und Wort veränderen/ so wolten sie mit solchem blauen Dunst wohl hindurch kommen/ und ihre Abgötterey darmit vergleisteren. Wir wollen aber sehen/ ob die Ehr so die Papisten den verstorbenen Heiligen erweisen/ nur ein blosser Dienst und Verehrung/ oder aber auch eine Anruffung und Gottes-Dienst seye: Das ist/ ob sie nicht von den verstorbenen Heiligen bitten dasjenige/ so sie allein von GOtt bitten solten/ und ob sie auch nicht dasjenige den Heiligen zueignen/ daß GOtt allein gebühret und angehörig ist. So seye demnach Die erste Frage Ob die Papisten unrecht/ GOtt zu nahe/ und der Sachen zu viel thun mit ihrer Anruffung der Heiligen? WElcher da in Abred stehen/ und läugnen wolte/ daß die Junfrau Maria als eine Mutter des HErrn/ die den Brunnen des Lebens zur Welt gebohren/ aller ihr zuständigen Ehren würdig seye: Oder auch sie mit dem geringsten Schimpff- und Läster-Wort würde verunglimpffen/ selbiger wäre nicht würdig/ daß ihn der Erdboden trüge: Dann sie ist eine von GOtt dem HErrn von Ewigkeit erwehlte/ und in der Fülle der Zeit aus allem weiblichen Geschlecht auserkohrne/ und höchst begnädigte Mutter unsers HErrn JEsu Christi: Ein Weib/ so da gebenedeyet ist unter allen Weibern/ Luc. I. v. 42. Und selig zu preisen von allen Geschlechten. v. 48. Man muß ihr freylich die Ehr geben/ die ihr GOtt der HErr in seinem heiligen Wort zugelegt hat: Drum preisen wir sie billich als eine Mutter des Sohns GOttes/ eine begnadigte/ eine selige/ eine gebenedeyte unter allen Weiberen sc. stellen uns auch ihre hohe und ruhmwürdige Tugenden zur Nachfolge vor. So ist es aber doch auch unlaugbar/ und läst sich keines weges bemäntelen/ oder mit einem falschen Uberstrich beschönen/ daß die Papisten mit vielen der gebenedeyten Jungfrauen Mariä/ und den abgestorbenen Heiligen zugelegten Ehren-Titulen/ und denen allzuhoch gesteiger-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/454
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/454>, abgerufen am 21.11.2024.