Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Von dem weltlichen Stande. Muß derowegen ein verständiger kluger Regent nicht allemahl Hertzog Johann Albrecht zu Mecklenburg der Elter/ erinnert in AXIOMA LXIV. Was einmahl im Rath mit gutem Vorbedacht ge- schlossen/ auch sonsten mit Hand vnd Sigel vollzogen ist/ darüber sollen Re- genten fest halten.(1) ALs der Landpfleger Pilatus über das Creutz Christi diese Wort in bliebe Xx iij
Von dem weltlichen Stande. Muß derowegen ein verſtaͤndiger kluger Regent nicht allemahl Hertzog Johann Albrecht zu Mecklenburg der Elter/ erinnert in AXIOMA LXIV. Was einmahl im Rath mit gutem Vorbedacht ge- ſchloſſen/ auch ſonſten mit Hand vnd Sigel vollzogen iſt/ daruͤber ſollen Re- genten feſt halten.(1) ALs der Landpfleger Pilatus uͤber das Creutz Chriſti dieſe Wort in bliebe Xx iij
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Von dem weltlichen Stande.
Muß derowegen ein verſtaͤndiger kluger Regent nicht allemahl
auff die maiora oder wohin die mehrere Stimmen ſeiner Raͤthe gehen/
ſehen/ ſondern alles auff die Wagſchale ſtellen/ reifflich vnd wol uͤberle-
gen vnd die ſaniora, nutzbarſte vnd erſprießlichſte Conſilia ergreiffen/ vnd
denen nachgehen. (1)
(1) Multi-
tudo er-
rantium,
non facit
errori pa-
trociniũ.
Hertzog Johann Albrecht zu Mecklenburg der Elter/ erinnert in
ſeinem Teſtament ſehr weißlich/ daß ſeine Soͤhne ohne vorgehenden„
Rath nichts wichtiges vornehmen auch im Rath einem jeden ſein„
Bedencken vnd Stimme frey laſſen/ vnd nicht darauff vornemblich„
ſehen/ wie viel Raͤthe einer Meynung ſeyn/ ſondern wie dieſelbe Mey-„
nung begruͤndet vnd bewehret. Jn einer Commun vnd Republique,„
wann die vorſtehende Obriſten vnd Elteſte bey welchen die Regierung
ſtehet/ oder die gantze Gemeinde zuſammen kommen vnd einen Schluß
machen/ da kan es wol nicht anders ſeyn als daß die mehrere den Schluß
machen/ (2) aber ein anders iſt es/ wann ein Herꝛ ſeine Raͤthe vnd jhre
vota vnd Meynungen anhoͤret vnd vernimbt die vnder ſich diſcrepant
vnd nicht gleichſtimmmig ſind/ iſt er an den mehrern Einrath nicht ge-
bunden/ ſondern thut wol vnd am beſten/ wann er die ſaniora vnd nutz-
lichſte Meynunge vollbringet. Jenes heiſt man ſuffragia, dieſes ſind
conſilia, darvon ich ein mehrers gemeldet in meinem Tractat. de Re-
gim. Sec. & Eccleſiaſt. lib. 1. claſſ. 5. cap. 8. n. 95.
(2) Plin ad
Arrian.
epiſt. 12
lib. 2. Hoc
pluribus
viſum eſt.
Nume-
ranture-
nim ſen-
tentiæ nõ
ponderã-
tur. Nec
aliud in
publico
conſilio
poteſt fie-
ri, in quo
nihil eſt
tam inæ-
quale, quã
æqualitas
ipſa. Nam
cum ſit
impar pru-
dentia,
par omni-
um jus
eſt. Et
Qui volet
ingenio
cedere ra-
rus erit.
Martialis.
AXIOMA LXIV.
Was einmahl im Rath mit gutem Vorbedacht ge-
ſchloſſen/ auch ſonſten mit Hand vnd Sigel
vollzogen iſt/ daruͤber ſollen Re-
genten feſt halten.(1)
ALs der Landpfleger Pilatus uͤber das Creutz Chriſti dieſe Wort in
Hebraiſcher Sprach hatte ſchreiben laſſen/ Jeſus von Nazareth
der Juden Koͤnig/ beſchwerten ſich deſſen bey jhme die Juden/ ſup-
plicirten vnd bathen er moͤchte ſolches endern laſſen/ weil jhnen jh-
rer Meynung nach ſolches zur Verkleinerung gereichete/ aber Pilatus
bliebe
(1) Prinei-
pes conſtantiſſimâ uti debent voluntate, mentis linguæque concordia. Mamert. in Pane-
gyr. Jul. Imper. dict. verba reſancire: Plin. in Panegyr. Et ſemel placita pro æternis ſervare.
Tacit. lib. 1. annal. circ. fin.
Xx iij
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