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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das erste Buch/
Scripturae, inquit, ita proditae sunt, ut citius intelligantur ab idiota pio, modesto-
que, quam ab arrogante Philosopho. Hae Doctis pariter ac indoctis, Graecis aeque
ac Scythis, servis itidem ac liberis, quae faeminis simul ac viris, quae plebeis non mi-
nus atque Regibus proditae sunt. Quod docent, ex aequo ad omnes pertinet. Quod
pollicentur pariter ad omnes pertinent &c. ubi hoc thema latius & per quam ele-
ganter prosequitur. Et scriptura quod uno inloco verbis obscuris proponit, id si
non illico, alibi tamen clarioribus exponit, uti ex collatis scripturae dictis brevibus
demonstrat Schroder. de Capitib. Catechet. quae. 11.

DEr Königl. Prophet David saget; dein Wort ist meines Fusses Leuchte/
vnd ein Liecht auff meinem Wege/ Psalm. 119. v. 105. Ein Liecht das da
scheinet in einem dunckeln Orth/ biß der Tag anbreche. 2. Petr. c. 1. v. 19. ja
die vnüberschwengliche Klarheit. 2. ad Corinth. 3. v. 9. & 10. vnd ob schon
viel hohe vnd schwere Sachen in der H. Göttlichen Schrifft/ sonderlich den Pro-
pheten enthalten/ vnd wol ein Abgrund der Göttlichen Weißheit kan genand wer-
den/ so ist doch das jenige/ was einem jeden/ ja dem allereinfältigsten/ auch den klei-
nen Kindern zur Seeligkeit zu wissen vonnöthen/ so deutlich vnd klar/ daß wann sie
nurent glauben/ dardurch zur ewigen Seeligkeit können erbawet werden/ wie
nechst der H. Schrifft die Patres Augustinus, Chrysostomus vnnd andere bezeugen.
Darvon die Theologi mit mehrerm handeln auch dahin gehörig.



AXIOMA XXIII.
Die H. Schrifft muß nicht allein von den Geistlichen vnd
Predigern/ sondern auch von den Zuhörern gelesen
vnd betrachtet werden.

GAr rühmlich wird der Zuhörer vnd Gemein zu Berrohen gedacht/ daß sie
täglich in der Schrifft geforschet haben/ ob sichs also verhielte/ was jhnen
S. Paulus auß Mose vnd den Propheten geprediget/ Actor. 17. v. 11. Der
Kämmerer vnnd Gewaltiger der Königin Candaces geriethe auff seiner
Ruckreise von Jerusalem/ vber den Propheten Esaiam/ vnd laß denselben/ darü-
ber kame auff Befehl deß Herrn der Apostel Philippus zu jhme/ vnd fragete/ ob er
auch verstünde was er liese/ worauff er so viel berichts erlangte/ daß er begehrte ge-
tauffet zu werden/ vnd vorhin die herrliche Bekantnuß thate. Jch glaube daß Je-
sus Christus Gottes Sohn ist Actor. 8. cap. hätte dieser Cammerer nicht im Pro-
pheten Esaia gelesen/ wäre Philippus nicht zu jhme kommen/ hätte auch keine Vr-
sache gehabt zu fragen/ ob ers wol verstünde/ was er liese. Hiervon schreibet Eras-

mus

Das erſte Buch/
Scripturæ, inquit, ita proditæ ſunt, ut citius intelligantur ab idiota pio, modeſto-
q́ue, quam ab arrogante Philoſopho. Hæ Doctis pariter ac indoctis, Græcis æquè
ac Scythis, ſervis itidem ac liberis, quæ fæminis ſimul ac viris, quæ plebeis non mi-
nus atq́ue Regibus proditæ ſunt. Quod docent, ex æquo ad omnes pertinet. Quod
pollicentur pariter ad omnes pertinent &c. ubi hoc thema latius & per quam ele-
ganter proſequitur. Et ſcriptura quod uno inloco verbis obſcuris proponit, id ſi
non illico, alibi tamen clarioribus exponit, uti ex collatis ſcripturæ dictis brevibus
demonſtrat Schrôder. de Capitib. Catechet. quæ. 11.

DEr Koͤnigl. Prophet David ſaget; dein Wort iſt meines Fuſſes Leuchte/
vnd ein Liecht auff meinem Wege/ Pſalm. 119. v. 105. Ein Liecht das da
ſcheinet in einem dunckeln Orth/ biß der Tag anbreche. 2. Petr. c. 1. v. 19. ja
die vnüberſchwengliche Klarheit. 2. ad Corinth. 3. v. 9. & 10. vnd ob ſchon
viel hohe vnd ſchwere Sachen in der H. Goͤttlichen Schrifft/ ſonderlich den Pro-
pheten enthalten/ vnd wol ein Abgrund der Goͤttlichen Weißheit kan genand wer-
den/ ſo iſt doch das jenige/ was einem jeden/ ja dem allereinfaͤltigſten/ auch den klei-
nen Kindern zur Seeligkeit zu wiſſen vonnoͤthen/ ſo deutlich vnd klar/ daß wann ſie
nurent glauben/ dardurch zur ewigen Seeligkeit koͤnnen erbawet werden/ wie
nechſt der H. Schrifft die Patres Auguſtinus, Chryſoſtomus vnnd andere bezeugen.
Darvon die Theologi mit mehrerm handeln auch dahin gehoͤrig.



AXIOMA XXIII.
Die H. Schrifft muß nicht allein von den Geiſtlichen vnd
Predigern/ ſondern auch von den Zuhoͤrern geleſen
vnd betrachtet werden.

GAr ruͤhmlich wird der Zuhoͤrer vnd Gemein zu Berrohen gedacht/ daß ſie
taͤglich in der Schrifft geforſchet haben/ ob ſichs alſo verhielte/ was jhnen
S. Paulus auß Moſe vnd den Propheten geprediget/ Actor. 17. v. 11. Der
Kaͤmmerer vnnd Gewaltiger der Koͤnigin Candaces geriethe auff ſeiner
Ruckreiſe von Jeruſalem/ vber den Propheten Eſaiam/ vnd laß denſelben/ daruͤ-
ber kame auff Befehl deß Herꝛn der Apoſtel Philippus zu jhme/ vnd fragete/ ob er
auch verſtuͤnde was er lieſe/ worauff er ſo viel berichts erlangte/ daß er begehrte ge-
tauffet zu werden/ vnd vorhin die herꝛliche Bekantnuß thate. Jch glaube daß Je-
ſus Chriſtus Gottes Sohn iſt Actor. 8. cap. haͤtte dieſer Cammerer nicht im Pro-
pheten Eſaia geleſen/ waͤre Philippus nicht zu jhme kommen/ haͤtte auch keine Vr-
ſache gehabt zu fragen/ ob ers wol verſtuͤnde/ was er lieſe. Hiervon ſchreibet Eraſ-

mus
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[48/0114] Das erſte Buch/ Scripturæ, inquit, ita proditæ ſunt, ut citius intelligantur ab idiota pio, modeſto- q́ue, quam ab arrogante Philoſopho. Hæ Doctis pariter ac indoctis, Græcis æquè ac Scythis, ſervis itidem ac liberis, quæ fæminis ſimul ac viris, quæ plebeis non mi- nus atq́ue Regibus proditæ ſunt. Quod docent, ex æquo ad omnes pertinet. Quod pollicentur pariter ad omnes pertinent &c. ubi hoc thema latius & per quam ele- ganter proſequitur. Et ſcriptura quod uno inloco verbis obſcuris proponit, id ſi non illico, alibi tamen clarioribus exponit, uti ex collatis ſcripturæ dictis brevibus demonſtrat Schrôder. de Capitib. Catechet. quæ. 11. DEr Koͤnigl. Prophet David ſaget; dein Wort iſt meines Fuſſes Leuchte/ vnd ein Liecht auff meinem Wege/ Pſalm. 119. v. 105. Ein Liecht das da ſcheinet in einem dunckeln Orth/ biß der Tag anbreche. 2. Petr. c. 1. v. 19. ja die vnüberſchwengliche Klarheit. 2. ad Corinth. 3. v. 9. & 10. vnd ob ſchon viel hohe vnd ſchwere Sachen in der H. Goͤttlichen Schrifft/ ſonderlich den Pro- pheten enthalten/ vnd wol ein Abgrund der Goͤttlichen Weißheit kan genand wer- den/ ſo iſt doch das jenige/ was einem jeden/ ja dem allereinfaͤltigſten/ auch den klei- nen Kindern zur Seeligkeit zu wiſſen vonnoͤthen/ ſo deutlich vnd klar/ daß wann ſie nurent glauben/ dardurch zur ewigen Seeligkeit koͤnnen erbawet werden/ wie nechſt der H. Schrifft die Patres Auguſtinus, Chryſoſtomus vnnd andere bezeugen. Darvon die Theologi mit mehrerm handeln auch dahin gehoͤrig. AXIOMA XXIII. Die H. Schrifft muß nicht allein von den Geiſtlichen vnd Predigern/ ſondern auch von den Zuhoͤrern geleſen vnd betrachtet werden. GAr ruͤhmlich wird der Zuhoͤrer vnd Gemein zu Berrohen gedacht/ daß ſie taͤglich in der Schrifft geforſchet haben/ ob ſichs alſo verhielte/ was jhnen S. Paulus auß Moſe vnd den Propheten geprediget/ Actor. 17. v. 11. Der Kaͤmmerer vnnd Gewaltiger der Koͤnigin Candaces geriethe auff ſeiner Ruckreiſe von Jeruſalem/ vber den Propheten Eſaiam/ vnd laß denſelben/ daruͤ- ber kame auff Befehl deß Herꝛn der Apoſtel Philippus zu jhme/ vnd fragete/ ob er auch verſtuͤnde was er lieſe/ worauff er ſo viel berichts erlangte/ daß er begehrte ge- tauffet zu werden/ vnd vorhin die herꝛliche Bekantnuß thate. Jch glaube daß Je- ſus Chriſtus Gottes Sohn iſt Actor. 8. cap. haͤtte dieſer Cammerer nicht im Pro- pheten Eſaia geleſen/ waͤre Philippus nicht zu jhme kommen/ haͤtte auch keine Vr- ſache gehabt zu fragen/ ob ers wol verſtuͤnde/ was er lieſe. Hiervon ſchreibet Eraſ- mus

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/114>, abgerufen am 19.11.2024.