Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.Von dem Geistlichen Stande. die Sonne am Firmament still gestanden/ vnd einen gantzen Tag nicht vntergan-gen Jos. cap. 10. herrlich gemachet vnd gesegnet/ welches Gott nicht gethan/ wann er einen Mißfallen daran gehabt hätte/ daß Josua die Gibeoniter/ die doch nicht sei- ner wahren Religion zugethan vnter sich geduldet. Als der König David der Phi- lister/ Moabiter vnd Ammoniter sich bemächtiget vnd sie Schatzpflichtig gemacht/ 2. Samuel. c. 8. hat er sie der Religion halber nicht vertrieben oder belästiget noch auch Salomon. 1. Reg. c. 4. noch Darius Dan. c. 4. Muß derowegen eine Christli- che Obrigkeit vernünfftig vnd behutsamb sich bey einreissenden verschiedenen Re- ligionen bevorab da dieselbe keines Jrrthumbs auß Gottes Wort vber fahren/ oder in einem rechtmässigen Christlichem Concilio verdammet/ gouverniren, den Sa- chen nicht zuviel auch nicht zuwenig thun/ sonderlich da sie einen Religion Frieden gemachet/ vnd sich darauff in jhrer Capitulation verpflichtet. (De hac quaest. vid. D. Gerhard. in loc. de Magistr. Politic. c. 5. sect 5. membr. 1. Frider. Balduin. de Casib. Conscient. lib. 2. c. 6. cas. 3. Just. Lips. deun. Relig. Azor. Institut. Moral. lib. 11. c. 6. vers. An Rex tuta Conscientia &c. part. 2. Wilhelm. Ferdin. ab Effern in Manual. Polit. sive de Rat. Stat. AXIOMA XIV. Spaltunge in der Religion vervrsachet leichtlich Trennung der Gemüther/ Zweytracht/ Mißtrawen/ vnd wol gar Krieg. DAß die Christliche Gemeinde ohne Spaltunge gleich zu der Apostel Zeit- Das Evangelium ist zwar vor sich selber die liebliche Friedens Posaune vnd sich E ij
Von dem Geiſtlichen Stande. die Sonne am Firmament ſtill geſtanden/ vnd einen gantzen Tag nicht vntergan-gen Joſ. cap. 10. herꝛlich gemachet vnd geſegnet/ welches Gott nicht gethan/ wann er einen Mißfallen daran gehabt haͤtte/ daß Joſua die Gibeoniter/ die doch nicht ſei- ner wahren Religion zugethan vnter ſich geduldet. Als der Koͤnig David der Phi- liſter/ Moabiter vnd Ammoniter ſich bemaͤchtiget vnd ſie Schatzpflichtig gemacht/ 2. Samuel. c. 8. hat er ſie der Religion halber nicht vertrieben oder belaͤſtiget noch auch Salomon. 1. Reg. c. 4. noch Darius Dan. c. 4. Muß derowegen eine Chriſtli- che Obrigkeit vernünfftig vnd behutſamb ſich bey einreiſſenden verſchiedenen Re- ligionen bevorab da dieſelbe keines Jrꝛthumbs auß Gottes Wort vber fahren/ oder in einem rechtmaͤſſigen Chriſtlichem Concilio verdammet/ gouverniren, den Sa- chen nicht zuviel auch nicht zuwenig thun/ ſonderlich da ſie einen Religion Frieden gemachet/ vnd ſich darauff in jhrer Capitulation verpflichtet. (De hac quæſt. vid. D. Gerhard. in loc. de Magiſtr. Politic. c. 5. ſect 5. membr. 1. Frider. Balduin. de Caſib. Conſcient. lib. 2. c. 6. caſ. 3. Juſt. Lipſ. deun. Relig. Azor. Inſtitut. Moral. lib. 11. c. 6. verſ. An Rex tuta Conſcientia &c. part. 2. Wilhelm. Ferdin. ab Effern in Manual. Polit. ſive de Rat. Stat. AXIOMA XIV. Spaltunge in der Religion vervrſachet leichtlich Trennung der Gemuͤther/ Zweytracht/ Mißtrawen/ vnd wol gar Krieg. DAß die Chriſtliche Gemeinde ohne Spaltunge gleich zu der Apoſtel Zeit- Das Evangelium iſt zwar vor ſich ſelber die liebliche Friedens Poſaune vnd ſich E ij
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Von dem Geiſtlichen Stande.
die Sonne am Firmament ſtill geſtanden/ vnd einen gantzen Tag nicht vntergan-
gen Joſ. cap. 10. herꝛlich gemachet vnd geſegnet/ welches Gott nicht gethan/ wann
er einen Mißfallen daran gehabt haͤtte/ daß Joſua die Gibeoniter/ die doch nicht ſei-
ner wahren Religion zugethan vnter ſich geduldet. Als der Koͤnig David der Phi-
liſter/ Moabiter vnd Ammoniter ſich bemaͤchtiget vnd ſie Schatzpflichtig gemacht/
2. Samuel. c. 8. hat er ſie der Religion halber nicht vertrieben oder belaͤſtiget noch
auch Salomon. 1. Reg. c. 4. noch Darius Dan. c. 4. Muß derowegen eine Chriſtli-
che Obrigkeit vernünfftig vnd behutſamb ſich bey einreiſſenden verſchiedenen Re-
ligionen bevorab da dieſelbe keines Jrꝛthumbs auß Gottes Wort vber fahren/ oder
in einem rechtmaͤſſigen Chriſtlichem Concilio verdammet/ gouverniren, den Sa-
chen nicht zuviel auch nicht zuwenig thun/ ſonderlich da ſie einen Religion Frieden
gemachet/ vnd ſich darauff in jhrer Capitulation verpflichtet. (De hac quæſt. vid.
D. Gerhard. in loc. de Magiſtr. Politic. c. 5. ſect 5. membr. 1. Frider. Balduin. de
Caſib. Conſcient. lib. 2. c. 6. caſ. 3. Juſt. Lipſ. deun. Relig. Azor. Inſtitut. Moral.
lib. 11. c. 6. verſ. An Rex tuta Conſcientia &c. part. 2. Wilhelm. Ferdin. ab Effern in
Manual. Polit. ſive de Rat. Stat.
AXIOMA XIV.
Spaltunge in der Religion vervrſachet leichtlich Trennung
der Gemuͤther/ Zweytracht/ Mißtrawen/ vnd wol
gar Krieg.
DAß die Chriſtliche Gemeinde ohne Spaltunge gleich zu der Apoſtel Zeit-
ten vnd in der erſten Kirche nicht geweſen/ viel weniger in dieſen letzten
Zeiten ſeyn vnd bleiben werde/ iſt auß der Hiſtoria newes Teſtaments/ deß
Herꝛn Chriſti ſelbſt eigener Prophezeyung/ den Kirchen Legenden viel
entſtandenen Ketzereyen gnugſamb bekandt. Meinet jhr/ ſpricht Chriſtus zu ſeinen
Juͤngern/ daß ich kommen bin Friede zu bringen auff Erden? Jch ſage Nein/ ſon-
dern Zwietracht: Dann von nun an werdẽ fuͤnff in einem Hauſe vneins ſeyn/ drey
wieder zwey/ vnd zwey wider drey. Es wird ſeyn der Vatter wieder den Sohn/
der Sohn wider den Vatter/ die Mutter wieder die Tochter/ vnd die Tochter wi-
der die Mutter/ die Schwieger wider die Schnur/ꝛc. Luc. c. 12. v. 51. & ſeqq. Matth.
c. 10. v. 34. & ſeqq.
Das Evangelium iſt zwar vor ſich ſelber die liebliche Friedens Poſaune vnd
Bottſchafft/ welche die himmliſche Heerſcharen bey der Geburt Chriſti den Hirten
vnd allen Menſchen intoniret vnd angekuͤndiget/ aber der Menſchen Boßheit/ die
ſich
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