oder Thran, und Gioto oder Fischöl. Die grosse Menge verschiedener Häringsarten (Clupeacei), welche namentlich an den Küsten von Hondo und Yezo gefangen werden, findet vornehmlich zur Bereitung von Fischöl und Fischguano Verwendung. Hierher gehören (siehe Rein: Japan I, pg. 226) insbesondere die Iwashi oder jap. Sardinen (Clupea melanosticta und Cl. gracilis), von denen man z. B. in Choshi an der Mündung des Tone-gawa 24--40 für einen Groschen kaufen soll, und der Nishin (Cl. harengus). Die frischgefangenen Fische werden in grossen eisernen Kesseln mit Wasser bis zum Kochen erhitzt. Dabei sammelt sich das Fett auf dem Wasser und wird abgeschöpft. Die Rückstände breitet man hier auf alten Matten an der Sonne aus und trocknet sie. Sie verbreiten dabei einen widerwärtigen Geruch um die Fischerdörfer, liefern aber nachher einen geschätzten Dünger, den Kaufleute aus den grösseren Städten abholen und an die Landwirthe der Theedistrikte und die Gärtner verabfolgen.
d. Textilpflanzen.
Wir zählen in diese Rubrik alle Gewächse Japans, die der Textil- industrie im weitesten Sinne dienen, demnach ausser den eigentlichen Gespinnstpflanzen auch solche, welche wie Binsen und Weiden zu ver- schiedenem Flechtwerk verwendet werden, oder wie manche Bastsorten vornehmlich zu Seilen und Papier.
1) Cannabis sativa L., jap. Asa. Soweit sich die Geschichte des Hanfs verfolgen lässt, erscheint er als älteste Textilpflanze der mongolisch-tatarischen Völker.*) Von ihrem alten Stammsitze in Cen- tralasien hat er sich mit ihnen weit verbreitet, und zwar ostwärts über China, Korea und Japan und westwärts vornehmlich durch die Scythen über Vorderasien und zu den Slaven. Von diesen gelangte er zu den germanischen Völkern und weiter zu den Romanen, sofern sie ihn nicht schon direkt von Kleinasien her kennen gelernt hatten. Das Hanfrauchen oder Haschisch, welches nach Herodot schon bei den Scythen vorkam und in den muhammedanischen Ländern Asiens und Afrikas heute noch weit verbreitet ist, blieb den buddhistischen Ost- asiaten fremd.
Wie der Flachs im alten Aegypten, so wurde der Hanf in Japan schon vor mehreren Tausend Jahren angebaut und lieferte vor Ein- führung der Seide und Baumwolle allen Ständen das wichtigste und den meisten Bewohnern das ausschliessliche Bekleidungsmaterial. Die alte Sage schreibt seine Einführung der hocherhabenen erzeugenden
*) Siehe hierüber u. A. Hunfalvy "Die Ungarn od. Magyaren". Wien 1881.
I. Land- und Forstwirthschaft.
oder Thran, und Giôto oder Fischöl. Die grosse Menge verschiedener Häringsarten (Clupeaceï), welche namentlich an den Küsten von Hondo und Yezo gefangen werden, findet vornehmlich zur Bereitung von Fischöl und Fischguano Verwendung. Hierher gehören (siehe Rein: Japan I, pg. 226) insbesondere die Iwashi oder jap. Sardinen (Clupea melanosticta und Cl. gracilis), von denen man z. B. in Chôshi an der Mündung des Tone-gawa 24—40 für einen Groschen kaufen soll, und der Nishin (Cl. harengus). Die frischgefangenen Fische werden in grossen eisernen Kesseln mit Wasser bis zum Kochen erhitzt. Dabei sammelt sich das Fett auf dem Wasser und wird abgeschöpft. Die Rückstände breitet man hier auf alten Matten an der Sonne aus und trocknet sie. Sie verbreiten dabei einen widerwärtigen Geruch um die Fischerdörfer, liefern aber nachher einen geschätzten Dünger, den Kaufleute aus den grösseren Städten abholen und an die Landwirthe der Theedistrikte und die Gärtner verabfolgen.
d. Textilpflanzen.
Wir zählen in diese Rubrik alle Gewächse Japans, die der Textil- industrie im weitesten Sinne dienen, demnach ausser den eigentlichen Gespinnstpflanzen auch solche, welche wie Binsen und Weiden zu ver- schiedenem Flechtwerk verwendet werden, oder wie manche Bastsorten vornehmlich zu Seilen und Papier.
1) Cannabis sativa L., jap. Asa. Soweit sich die Geschichte des Hanfs verfolgen lässt, erscheint er als älteste Textilpflanze der mongolisch-tatarischen Völker.*) Von ihrem alten Stammsitze in Cen- tralasien hat er sich mit ihnen weit verbreitet, und zwar ostwärts über China, Korea und Japan und westwärts vornehmlich durch die Scythen über Vorderasien und zu den Slaven. Von diesen gelangte er zu den germanischen Völkern und weiter zu den Romanen, sofern sie ihn nicht schon direkt von Kleinasien her kennen gelernt hatten. Das Hanfrauchen oder Haschisch, welches nach Herodot schon bei den Scythen vorkam und in den muhammedanischen Ländern Asiens und Afrikas heute noch weit verbreitet ist, blieb den buddhistischen Ost- asiaten fremd.
Wie der Flachs im alten Aegypten, so wurde der Hanf in Japan schon vor mehreren Tausend Jahren angebaut und lieferte vor Ein- führung der Seide und Baumwolle allen Ständen das wichtigste und den meisten Bewohnern das ausschliessliche Bekleidungsmaterial. Die alte Sage schreibt seine Einführung der hocherhabenen erzeugenden
*) Siehe hierüber u. A. Hunfalvy »Die Ungarn od. Magyaren«. Wien 1881.
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[194/0216]
I. Land- und Forstwirthschaft.
oder Thran, und Giôto oder Fischöl. Die grosse Menge verschiedener
Häringsarten (Clupeaceï), welche namentlich an den Küsten von Hondo
und Yezo gefangen werden, findet vornehmlich zur Bereitung von
Fischöl und Fischguano Verwendung. Hierher gehören (siehe Rein:
Japan I, pg. 226) insbesondere die Iwashi oder jap. Sardinen (Clupea
melanosticta und Cl. gracilis), von denen man z. B. in Chôshi an der
Mündung des Tone-gawa 24—40 für einen Groschen kaufen soll, und
der Nishin (Cl. harengus). Die frischgefangenen Fische werden in
grossen eisernen Kesseln mit Wasser bis zum Kochen erhitzt. Dabei
sammelt sich das Fett auf dem Wasser und wird abgeschöpft. Die
Rückstände breitet man hier auf alten Matten an der Sonne aus und
trocknet sie. Sie verbreiten dabei einen widerwärtigen Geruch um die
Fischerdörfer, liefern aber nachher einen geschätzten Dünger, den
Kaufleute aus den grösseren Städten abholen und an die Landwirthe
der Theedistrikte und die Gärtner verabfolgen.
d. Textilpflanzen.
Wir zählen in diese Rubrik alle Gewächse Japans, die der Textil-
industrie im weitesten Sinne dienen, demnach ausser den eigentlichen
Gespinnstpflanzen auch solche, welche wie Binsen und Weiden zu ver-
schiedenem Flechtwerk verwendet werden, oder wie manche Bastsorten
vornehmlich zu Seilen und Papier.
1) Cannabis sativa L., jap. Asa. Soweit sich die Geschichte
des Hanfs verfolgen lässt, erscheint er als älteste Textilpflanze der
mongolisch-tatarischen Völker. *) Von ihrem alten Stammsitze in Cen-
tralasien hat er sich mit ihnen weit verbreitet, und zwar ostwärts über
China, Korea und Japan und westwärts vornehmlich durch die Scythen
über Vorderasien und zu den Slaven. Von diesen gelangte er zu den
germanischen Völkern und weiter zu den Romanen, sofern sie ihn
nicht schon direkt von Kleinasien her kennen gelernt hatten. Das
Hanfrauchen oder Haschisch, welches nach Herodot schon bei den
Scythen vorkam und in den muhammedanischen Ländern Asiens und
Afrikas heute noch weit verbreitet ist, blieb den buddhistischen Ost-
asiaten fremd.
Wie der Flachs im alten Aegypten, so wurde der Hanf in Japan
schon vor mehreren Tausend Jahren angebaut und lieferte vor Ein-
führung der Seide und Baumwolle allen Ständen das wichtigste und
den meisten Bewohnern das ausschliessliche Bekleidungsmaterial. Die
alte Sage schreibt seine Einführung der hocherhabenen erzeugenden
*) Siehe hierüber u. A. Hunfalvy »Die Ungarn od. Magyaren«. Wien 1881.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/216>, abgerufen am 23.02.2025.
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