Die japanischen Inseln haben eine beträchtliche Küstenentwicke- lung und besitzen namentlich auf der Süd- und Südwestseite viele geschützte Buchten, die jedoch in manchen Fällen zu seicht sind, um grösseren Schiffen den Zugang zu ermöglichen. Flache, sandige Gestade wechseln häufig mit Steilküsten ab, doch herrschen letztere vor. Der am meisten geschlossene Meerestheil ist das Japanische Binnenmeer, "the Inland-Sea" englischer Karten, japanisch Seto- uchi oder Seto-uchi-no-umi, d. h. das Meer innerhalb der Strassen. Dasselbe dehnt sich zwischen den Inseln Hondo, Kiushiu und Shi- koku aus, nimmt an dem Gezeitenwechsel des Oceans theil und gehört deshalb ganz in die Kategorie der sogenannten Küstenmeere. Durch die sehr schmale Meerenge von Shimonoseki (Shimonoseki-no-seto), die Van der Capellen-Strasse der Europäer, an deren Seiten Shimonoseki und Moso-saki so nahe sich gegenüberliegen, wie Rüdes- heim und Bingen, wird Hondo von Kiushiu geschieden und Seto-uchi mit dem Japanischen Meer verbunden. Die Bungo-nada (Bungo- Strasse) zwischen Kiushiu und Shikoku und die Linschoten-Strasse zwischen Shikoku und Honshiu stellen den Zusammenhang des Bin- nenmeeres mit dem Stillen Ocean her.
Der Uebergang von Kiushiu nach Shikoku findet gewöhnlich von Saga-no-seki nach Yawata-hama statt. Hier nähern sich beide Inseln durch zwei Landzungen, von denen namentlich die von Shikoku sehr lang und schmal ist, bis auf 5 ri (2 2/3 g. M.). Der Meeresboden hebt sich rasch vom Stillen Ocean zum Seto-uchi hin, sowohl in Bungo- nada, als auch in der Linschoten-Strasse, und zwar von 50--60 Faden Tiefe auf die Hälfte, ja ein Drittel, und wenn zu der rechtwinkeligen Bewegung der Gezeiten-Wellen vom Kuroshiwo aus durch diese Engen sich ein scharfer Ostwind gesellt, so entsteht eine wildbewegte, ge- fährliche See, welche namentlich in der Bungo-nada gefürchtet wird.
Rein, Japan I. 2
II. Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen.
Die japanischen Inseln haben eine beträchtliche Küstenentwicke- lung und besitzen namentlich auf der Süd- und Südwestseite viele geschützte Buchten, die jedoch in manchen Fällen zu seicht sind, um grösseren Schiffen den Zugang zu ermöglichen. Flache, sandige Gestade wechseln häufig mit Steilküsten ab, doch herrschen letztere vor. Der am meisten geschlossene Meerestheil ist das Japanische Binnenmeer, »the Inland-Sea« englischer Karten, japanisch Seto- uchi oder Seto-uchi-no-umi, d. h. das Meer innerhalb der Strassen. Dasselbe dehnt sich zwischen den Inseln Hondo, Kiushiu und Shi- koku aus, nimmt an dem Gezeitenwechsel des Oceans theil und gehört deshalb ganz in die Kategorie der sogenannten Küstenmeere. Durch die sehr schmale Meerenge von Shimonoseki (Shimonoseki-no-seto), die Van der Capellen-Strasse der Europäer, an deren Seiten Shimonoseki und Moso-saki so nahe sich gegenüberliegen, wie Rüdes- heim und Bingen, wird Hondo von Kiushiu geschieden und Seto-uchi mit dem Japanischen Meer verbunden. Die Bungo-nada (Bungo- Strasse) zwischen Kiushiu und Shikoku und die Linschoten-Strasse zwischen Shikoku und Honshiu stellen den Zusammenhang des Bin- nenmeeres mit dem Stillen Ocean her.
Der Uebergang von Kiushiu nach Shikoku findet gewöhnlich von Saga-no-seki nach Yawata-hama statt. Hier nähern sich beide Inseln durch zwei Landzungen, von denen namentlich die von Shikoku sehr lang und schmal ist, bis auf 5 ri (2⅔ g. M.). Der Meeresboden hebt sich rasch vom Stillen Ocean zum Seto-uchi hin, sowohl in Bungo- nada, als auch in der Linschoten-Strasse, und zwar von 50—60 Faden Tiefe auf die Hälfte, ja ein Drittel, und wenn zu der rechtwinkeligen Bewegung der Gezeiten-Wellen vom Kuroshiwo aus durch diese Engen sich ein scharfer Ostwind gesellt, so entsteht eine wildbewegte, ge- fährliche See, welche namentlich in der Bungo-nada gefürchtet wird.
Rein, Japan I. 2
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II.
Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen.
Die japanischen Inseln haben eine beträchtliche Küstenentwicke-
lung und besitzen namentlich auf der Süd- und Südwestseite viele
geschützte Buchten, die jedoch in manchen Fällen zu seicht sind,
um grösseren Schiffen den Zugang zu ermöglichen. Flache, sandige
Gestade wechseln häufig mit Steilküsten ab, doch herrschen letztere
vor. Der am meisten geschlossene Meerestheil ist das Japanische
Binnenmeer, »the Inland-Sea« englischer Karten, japanisch Seto-
uchi oder Seto-uchi-no-umi, d. h. das Meer innerhalb der Strassen.
Dasselbe dehnt sich zwischen den Inseln Hondo, Kiushiu und Shi-
koku aus, nimmt an dem Gezeitenwechsel des Oceans theil und gehört
deshalb ganz in die Kategorie der sogenannten Küstenmeere. Durch
die sehr schmale Meerenge von Shimonoseki (Shimonoseki-no-seto),
die Van der Capellen-Strasse der Europäer, an deren Seiten
Shimonoseki und Moso-saki so nahe sich gegenüberliegen, wie Rüdes-
heim und Bingen, wird Hondo von Kiushiu geschieden und Seto-uchi
mit dem Japanischen Meer verbunden. Die Bungo-nada (Bungo-
Strasse) zwischen Kiushiu und Shikoku und die Linschoten-Strasse
zwischen Shikoku und Honshiu stellen den Zusammenhang des Bin-
nenmeeres mit dem Stillen Ocean her.
Der Uebergang von Kiushiu nach Shikoku findet gewöhnlich von
Saga-no-seki nach Yawata-hama statt. Hier nähern sich beide
Inseln durch zwei Landzungen, von denen namentlich die von Shikoku
sehr lang und schmal ist, bis auf 5 ri (2⅔ g. M.). Der Meeresboden
hebt sich rasch vom Stillen Ocean zum Seto-uchi hin, sowohl in Bungo-
nada, als auch in der Linschoten-Strasse, und zwar von 50—60 Faden
Tiefe auf die Hälfte, ja ein Drittel, und wenn zu der rechtwinkeligen
Bewegung der Gezeiten-Wellen vom Kuroshiwo aus durch diese Engen
sich ein scharfer Ostwind gesellt, so entsteht eine wildbewegte, ge-
fährliche See, welche namentlich in der Bungo-nada gefürchtet wird.
Rein, Japan I. 2
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/37>, abgerufen am 13.11.2024.
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