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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
4. Periode.
Das Shogunat der Ashikaga vom Falle der Hojo bis auf
Nobunaga (1334--1573 n. Chr.). Entdeckung Japans durch
die Portugiesen, Verbreitung des Christenthums
.

Durch die Vernichtung der Hojo waren eine Menge Lehen con-
fisciert und frei geworden. Der Gedanke lag nahe, dass Go-Daigo-
Tenno sie unter jene Ritter vertheilen werde, die Alles für ihn einge-
setzt und ihn nach Kioto zurückgeführt hatten. Statt dessen schenkte
er sie an unwürdige Parasiten des Hofes, Genossen seiner Vergnü-
gungen, die zum Theil schon früher durch ihre Bacchanalien den
Bewohnern der Hauptstadt Aergerniss gegeben hatten, was für jene
Zeit und bei einem in diesen Dingen so abgehärteten und nachsichtigen
Volke viel sagen will. Es erregte dies natürlich grosse Unzufrieden-
heit unter den Samurai (der Militärklasse) und reifte namentlich in
einem derselben den Entschluss, daraus möglichst viel Nutzen zu
ziehen und sich das Amt des Sei-i-tai-Shogun zu verschaffen, nämlich
in Ashikaga-Takauji, obgleich dieser sich am wenigsten zu be-
klagen hatte, da auch ihm die Gunst des Mikado über Verdienst
zugewandt war, indem er die reichen Provinzen Hitachi, Musashi und
Shimosa erhielt. Moriyoshi, der neue Shogun zu Kamakura, machte
sich alsbald sehr missliebig, indem er sich mit entkutteten Mönchen
und Abenteurern aller Art umgab, die ihren schlechten Neigungen
freien Lauf lassen konnten. Zu diesen Günstlingen gehörte auch ein
Expriester, Namens Rochiu. An der Spitze einer bewaffneten Bande
durchzog dieser das Kuwanto unter dem Vorwande, dasselbe von den
Anhängern der Hojo zu befreien, in Wirklichkeit, um zu rauben und
zu plündern. Als er dabei auch das Gebiet des Takauji betrat, liess
ihn dieser ergreifen und ans Kreuz schlagen, eine Strafe, die sonst
nur Brandstiftern zu Theil wurde. Moriyoshi war entrüstet hierüber,
und da er selbst nicht die Macht hatte, den eigenmächtigen Vasallen
zu bestrafen, so bat er seinen Vater, den Mikado, darum. Bei diesem
aber hatte Ashikaga-Takauji durch die Vermittelung einer Hofschönen
geebnete Wege und blieb nach wie vor in Gunst, vielleicht auch,
weil der Tenno selbst mit der Grausamkeit und dem unordentlichen
Leben seines Sohnes, über den viele Klagen bei Hofe erhoben wurden,
unzufrieden war. Endlich erhob sich der jüngere Bruder des Takauji,
Namens Ashikaga-Tadayoshi, unter nichtigem Vorwande gegen
den König von Kamakura, indem er einen jüngeren Sohn des Mikado
zum Sei-i-tai-Shogun proclamierte (nach anderen Angaben einen nach-

I. Geschichte des japanischen Volkes.
4. Periode.
Das Shôgunat der Ashikaga vom Falle der Hôjô bis auf
Nobunaga (1334—1573 n. Chr.). Entdeckung Japans durch
die Portugiesen, Verbreitung des Christenthums
.

Durch die Vernichtung der Hôjô waren eine Menge Lehen con-
fisciert und frei geworden. Der Gedanke lag nahe, dass Go-Daigô-
Tennô sie unter jene Ritter vertheilen werde, die Alles für ihn einge-
setzt und ihn nach Kiôto zurückgeführt hatten. Statt dessen schenkte
er sie an unwürdige Parasiten des Hofes, Genossen seiner Vergnü-
gungen, die zum Theil schon früher durch ihre Bacchanalien den
Bewohnern der Hauptstadt Aergerniss gegeben hatten, was für jene
Zeit und bei einem in diesen Dingen so abgehärteten und nachsichtigen
Volke viel sagen will. Es erregte dies natürlich grosse Unzufrieden-
heit unter den Samurai (der Militärklasse) und reifte namentlich in
einem derselben den Entschluss, daraus möglichst viel Nutzen zu
ziehen und sich das Amt des Sei-i-tai-Shôgun zu verschaffen, nämlich
in Ashikaga-Takauji, obgleich dieser sich am wenigsten zu be-
klagen hatte, da auch ihm die Gunst des Mikado über Verdienst
zugewandt war, indem er die reichen Provinzen Hitachi, Musashi und
Shimosa erhielt. Moriyoshi, der neue Shôgun zu Kamakura, machte
sich alsbald sehr missliebig, indem er sich mit entkutteten Mönchen
und Abenteurern aller Art umgab, die ihren schlechten Neigungen
freien Lauf lassen konnten. Zu diesen Günstlingen gehörte auch ein
Expriester, Namens Rochiu. An der Spitze einer bewaffneten Bande
durchzog dieser das Kuwantô unter dem Vorwande, dasselbe von den
Anhängern der Hôjô zu befreien, in Wirklichkeit, um zu rauben und
zu plündern. Als er dabei auch das Gebiet des Takauji betrat, liess
ihn dieser ergreifen und ans Kreuz schlagen, eine Strafe, die sonst
nur Brandstiftern zu Theil wurde. Moriyoshi war entrüstet hierüber,
und da er selbst nicht die Macht hatte, den eigenmächtigen Vasallen
zu bestrafen, so bat er seinen Vater, den Mikado, darum. Bei diesem
aber hatte Ashikaga-Takauji durch die Vermittelung einer Hofschönen
geebnete Wege und blieb nach wie vor in Gunst, vielleicht auch,
weil der Tennô selbst mit der Grausamkeit und dem unordentlichen
Leben seines Sohnes, über den viele Klagen bei Hofe erhoben wurden,
unzufrieden war. Endlich erhob sich der jüngere Bruder des Takauji,
Namens Ashikaga-Tadayoshi, unter nichtigem Vorwande gegen
den König von Kamakura, indem er einen jüngeren Sohn des Mikado
zum Sei-i-tai-Shôgun proclamierte (nach anderen Angaben einen nach-

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[292/0318] I. Geschichte des japanischen Volkes. 4. Periode. Das Shôgunat der Ashikaga vom Falle der Hôjô bis auf Nobunaga (1334—1573 n. Chr.). Entdeckung Japans durch die Portugiesen, Verbreitung des Christenthums. Durch die Vernichtung der Hôjô waren eine Menge Lehen con- fisciert und frei geworden. Der Gedanke lag nahe, dass Go-Daigô- Tennô sie unter jene Ritter vertheilen werde, die Alles für ihn einge- setzt und ihn nach Kiôto zurückgeführt hatten. Statt dessen schenkte er sie an unwürdige Parasiten des Hofes, Genossen seiner Vergnü- gungen, die zum Theil schon früher durch ihre Bacchanalien den Bewohnern der Hauptstadt Aergerniss gegeben hatten, was für jene Zeit und bei einem in diesen Dingen so abgehärteten und nachsichtigen Volke viel sagen will. Es erregte dies natürlich grosse Unzufrieden- heit unter den Samurai (der Militärklasse) und reifte namentlich in einem derselben den Entschluss, daraus möglichst viel Nutzen zu ziehen und sich das Amt des Sei-i-tai-Shôgun zu verschaffen, nämlich in Ashikaga-Takauji, obgleich dieser sich am wenigsten zu be- klagen hatte, da auch ihm die Gunst des Mikado über Verdienst zugewandt war, indem er die reichen Provinzen Hitachi, Musashi und Shimosa erhielt. Moriyoshi, der neue Shôgun zu Kamakura, machte sich alsbald sehr missliebig, indem er sich mit entkutteten Mönchen und Abenteurern aller Art umgab, die ihren schlechten Neigungen freien Lauf lassen konnten. Zu diesen Günstlingen gehörte auch ein Expriester, Namens Rochiu. An der Spitze einer bewaffneten Bande durchzog dieser das Kuwantô unter dem Vorwande, dasselbe von den Anhängern der Hôjô zu befreien, in Wirklichkeit, um zu rauben und zu plündern. Als er dabei auch das Gebiet des Takauji betrat, liess ihn dieser ergreifen und ans Kreuz schlagen, eine Strafe, die sonst nur Brandstiftern zu Theil wurde. Moriyoshi war entrüstet hierüber, und da er selbst nicht die Macht hatte, den eigenmächtigen Vasallen zu bestrafen, so bat er seinen Vater, den Mikado, darum. Bei diesem aber hatte Ashikaga-Takauji durch die Vermittelung einer Hofschönen geebnete Wege und blieb nach wie vor in Gunst, vielleicht auch, weil der Tennô selbst mit der Grausamkeit und dem unordentlichen Leben seines Sohnes, über den viele Klagen bei Hofe erhoben wurden, unzufrieden war. Endlich erhob sich der jüngere Bruder des Takauji, Namens Ashikaga-Tadayoshi, unter nichtigem Vorwande gegen den König von Kamakura, indem er einen jüngeren Sohn des Mikado zum Sei-i-tai-Shôgun proclamierte (nach anderen Angaben einen nach-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/318>, abgerufen am 21.11.2024.