Wenn man nun solche Erfahrungen nützlich anwenden, und unsere Gebäude, insbesondere die Kirchthürme, welche so sehr der Gefahr, von einem Wetterstrahle getroffen zu werden, ausgesetzet sind, davor in Sicherheit stellen wollte, so scheinet es ohne Schwierigkeit ge- schehen zu können. Wir sehen, daß schon hie und da einige Theile eines Gebäudes bey einem einfallenden Wetterschlage durch eine Strecke von Metall sind beschützet worden: würde dem- nach der Blitz aussen am Gebäude bis in die Erde herunter aneinanderhängendes Metall vorfin- den, so verschonte er das ganze Gebäude. Die kupferne Bedeckung unserer Thürme, daran der Blitz äusserlich herunter fahren kann, dienet schon, so weit sie reichet, der Spitze zur völli- gen Beschützung. So zeiget die Spur am Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute, welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme unter der Uhr sich aufhielten, versichern auch, daß sie bey dem Schlage einen Dampf, als eine Wolke, inwendig herunter kommen gese- hen, und dabey ganz betäubet geworden. In- dessen ist an der Spitze keine Beschädigung zu spüren, bis da, wo das Kupferdach aufhöret, ohngeachtet so viel trockenes Holzwerk über und über am Thurme mit dem Kupfer bedecket ist. Man wundere sich nicht, daß hier keine andere Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu finden gewesen: denn der Blitz konnte sich so-
gleich
B 3
§. 11.
Wenn man nun ſolche Erfahrungen nuͤtzlich anwenden, und unſere Gebaͤude, insbeſondere die Kirchthuͤrme, welche ſo ſehr der Gefahr, von einem Wetterſtrahle getroffen zu werden, ausgeſetzet ſind, davor in Sicherheit ſtellen wollte, ſo ſcheinet es ohne Schwierigkeit ge- ſchehen zu koͤnnen. Wir ſehen, daß ſchon hie und da einige Theile eines Gebaͤudes bey einem einfallenden Wetterſchlage durch eine Strecke von Metall ſind beſchuͤtzet worden: wuͤrde dem- nach der Blitz auſſen am Gebaͤude bis in die Erde herunter aneinanderhaͤngendes Metall vorfin- den, ſo verſchonte er das ganze Gebaͤude. Die kupferne Bedeckung unſerer Thuͤrme, daran der Blitz aͤuſſerlich herunter fahren kann, dienet ſchon, ſo weit ſie reichet, der Spitze zur voͤlli- gen Beſchuͤtzung. So zeiget die Spur am Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute, welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme unter der Uhr ſich aufhielten, verſichern auch, daß ſie bey dem Schlage einen Dampf, als eine Wolke, inwendig herunter kommen geſe- hen, und dabey ganz betaͤubet geworden. In- deſſen iſt an der Spitze keine Beſchaͤdigung zu ſpuͤren, bis da, wo das Kupferdach aufhoͤret, ohngeachtet ſo viel trockenes Holzwerk uͤber und uͤber am Thurme mit dem Kupfer bedecket iſt. Man wundere ſich nicht, daß hier keine andere Spur, als an der Vergoldung des Knopfes, zu finden geweſen: denn der Blitz konnte ſich ſo-
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[21/0021]
§. 11.
Wenn man nun ſolche Erfahrungen nuͤtzlich
anwenden, und unſere Gebaͤude, insbeſondere
die Kirchthuͤrme, welche ſo ſehr der Gefahr,
von einem Wetterſtrahle getroffen zu werden,
ausgeſetzet ſind, davor in Sicherheit ſtellen
wollte, ſo ſcheinet es ohne Schwierigkeit ge-
ſchehen zu koͤnnen. Wir ſehen, daß ſchon hie
und da einige Theile eines Gebaͤudes bey einem
einfallenden Wetterſchlage durch eine Strecke
von Metall ſind beſchuͤtzet worden: wuͤrde dem-
nach der Blitz auſſen am Gebaͤude bis in die Erde
herunter aneinanderhaͤngendes Metall vorfin-
den, ſo verſchonte er das ganze Gebaͤude. Die
kupferne Bedeckung unſerer Thuͤrme, daran
der Blitz aͤuſſerlich herunter fahren kann, dienet
ſchon, ſo weit ſie reichet, der Spitze zur voͤlli-
gen Beſchuͤtzung. So zeiget die Spur am
Knopfe des Nicolai-Thurmes, daß der Blitz
ihn oben getroffen habe: die Arbeitsleute,
welche zur Zeit des Gewitters auf dem Thurme
unter der Uhr ſich aufhielten, verſichern auch,
daß ſie bey dem Schlage einen Dampf, als
eine Wolke, inwendig herunter kommen geſe-
hen, und dabey ganz betaͤubet geworden. In-
deſſen iſt an der Spitze keine Beſchaͤdigung zu
ſpuͤren, bis da, wo das Kupferdach aufhoͤret,
ohngeachtet ſo viel trockenes Holzwerk uͤber und
uͤber am Thurme mit dem Kupfer bedecket iſt.
Man wundere ſich nicht, daß hier keine andere
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Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/21>, abgerufen am 16.07.2024.
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