noch zu merken, daß sie bey warmen Wetter in Schatten, jedoch unter freyem Himmel, ohngefehr zehen Tage, gestellet werden. Es ist aber hierbey das Begießen nicht zu verabsäumen, damit sie fein bekleiben und anwachsen können. Hernach brin- get man sie samt den Scherben an die Sonne.
Hierbey ist nachfolgendes zu merken: Wenn über verhoffen einige Senker keine Wurzeln an- gesetzet hätten, so nimmet man dieselben, reiniget sie von den dürren Blättern, und pflanzet sie in Scherben. Hierauf begießet man sie, damit sich die Erde fein ansetze, bringet sie an einen Ort in freyer Luft, wo die Sonne nicht hin kommen kan, und lässet sie so lange alda stehen, bis man merket daß sie anfangen wollen zu wachsen; alsdenn stel- let man sie an einen andern Ort, wo sie des Tages nur einige Stunden die Sonne genießen können, ob sie nun gleich nicht alle fortkommen, so beklei- ben doch die mehresten, und die Bemühung wird alsdenn belohnet.
§. 10.
Die dritte Vermeh- rung durch die abge- schnittenen Zweige.
Wenn ein Stock zu überflüßige Zweige hat, so schneidet man solche ab, daß sie zwey bis drey Absätze behalten, und spaltet die Pflanze durch den untersten Knoten einmal von einander. Ei- nige thun solches auch zweymal in das Creutz- Und dieser Schnit geschiehet bis zum andern Ge- lenke oder Knoten, nur daß solcher nicht verletzet wird. Nächstdem müssen auch die Blätter von der Pflanze oben ein bis zwey Zol über dem Herze
ab-
Zweytes Cap. Von Erziehung
noch zu merken, daß ſie bey warmen Wetter in Schatten, jedoch unter freyem Himmel, ohngefehr zehen Tage, geſtellet werden. Es iſt aber hierbey das Begießen nicht zu verabſaͤumen, damit ſie fein bekleiben und anwachſen koͤnnen. Hernach brin- get man ſie ſamt den Scherben an die Sonne.
Hierbey iſt nachfolgendes zu merken: Wenn uͤber verhoffen einige Senker keine Wurzeln an- geſetzet haͤtten, ſo nimmet man dieſelben, reiniget ſie von den duͤrren Blaͤttern, und pflanzet ſie in Scherben. Hierauf begießet man ſie, damit ſich die Erde fein anſetze, bringet ſie an einen Ort in freyer Luft, wo die Sonne nicht hin kommen kan, und laͤſſet ſie ſo lange alda ſtehen, bis man merket daß ſie anfangen wollen zu wachſen; alsdenn ſtel- let man ſie an einen andern Ort, wo ſie des Tages nur einige Stunden die Sonne genießen koͤnnen, ob ſie nun gleich nicht alle fortkommen, ſo beklei- ben doch die mehreſten, und die Bemuͤhung wird alsdenn belohnet.
§. 10.
Die dritte Vermeh- rung durch die abge- ſchnittenen Zweige.
Wenn ein Stock zu uͤberfluͤßige Zweige hat, ſo ſchneidet man ſolche ab, daß ſie zwey bis drey Abſaͤtze behalten, und ſpaltet die Pflanze durch den unterſten Knoten einmal von einander. Ei- nige thun ſolches auch zweymal in das Creutz- Und dieſer Schnit geſchiehet bis zum andern Ge- lenke oder Knoten, nur daß ſolcher nicht verletzet wird. Naͤchſtdem muͤſſen auch die Blaͤtter von der Pflanze oben ein bis zwey Zol uͤber dem Herze
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Zweytes Cap. Von Erziehung
noch zu merken, daß ſie bey warmen Wetter in
Schatten, jedoch unter freyem Himmel, ohngefehr
zehen Tage, geſtellet werden. Es iſt aber hierbey
das Begießen nicht zu verabſaͤumen, damit ſie fein
bekleiben und anwachſen koͤnnen. Hernach brin-
get man ſie ſamt den Scherben an die Sonne.
Hierbey iſt nachfolgendes zu merken: Wenn
uͤber verhoffen einige Senker keine Wurzeln an-
geſetzet haͤtten, ſo nimmet man dieſelben, reiniget
ſie von den duͤrren Blaͤttern, und pflanzet ſie in
Scherben. Hierauf begießet man ſie, damit ſich
die Erde fein anſetze, bringet ſie an einen Ort in
freyer Luft, wo die Sonne nicht hin kommen kan,
und laͤſſet ſie ſo lange alda ſtehen, bis man merket
daß ſie anfangen wollen zu wachſen; alsdenn ſtel-
let man ſie an einen andern Ort, wo ſie des Tages
nur einige Stunden die Sonne genießen koͤnnen,
ob ſie nun gleich nicht alle fortkommen, ſo beklei-
ben doch die mehreſten, und die Bemuͤhung wird
alsdenn belohnet.
§. 10.
Wenn ein Stock zu uͤberfluͤßige Zweige hat,
ſo ſchneidet man ſolche ab, daß ſie zwey bis drey
Abſaͤtze behalten, und ſpaltet die Pflanze durch
den unterſten Knoten einmal von einander. Ei-
nige thun ſolches auch zweymal in das Creutz-
Und dieſer Schnit geſchiehet bis zum andern Ge-
lenke oder Knoten, nur daß ſolcher nicht verletzet
wird. Naͤchſtdem muͤſſen auch die Blaͤtter von
der Pflanze oben ein bis zwey Zol uͤber dem Herze
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/72>, abgerufen am 21.02.2025.
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