Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.5. Cap. Vom Hanfe net, so haben sie es daraus nicht glauben wollen,und mir versichert, es möchte die Sache seyn wie sie wolte, so wäre dennoch der Coffee gut gewesen. Mit dem Rösten und Mahlen bin ich eben so verfahren, als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma- len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe auch bey den Kichern angemerket, wenn sie ein und wohl zwey Jahr alt geworden, daß sie den Erbsen- Geschmack merklich verlieren. Sie sollen eine erwei- chende und eröfnende Kraft haben, den Stein trei- ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein entstehet, stillen. Doch wil ich dieses keinesweges zur Beförderung des ohne diß alzustark einreissenden Coffee-Trinkens geschrieben haben, dessen Miß- brauch bey vielen zum größten Schaden ihres Ver- mögens und ihrer Gesundheit gereichet; denn es ist leider! mit diesem Panquerot-Wasser bey uns so weit gekommen, daß auch die gemeinesten Leute, welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe haben, dennoch ihren Coffee trinken müssen, wo- durch sie sich endlich, und ihre Kinder, an Bettelstab bringen, und hernach dem Publico zur Last sind. Das fünfte Capitel. Vom Hanfe und Flachse. §. 1. VomHanfe. Sowohl der zahme Hanf, Cannabis sativa, foemi-
5. Cap. Vom Hanfe net, ſo haben ſie es daraus nicht glauben wollen,und mir verſichert, es moͤchte die Sache ſeyn wie ſie wolte, ſo waͤre dennoch der Coffee gut geweſen. Mit dem Roͤſten und Mahlen bin ich eben ſo verfahren, als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma- len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe auch bey den Kichern angemerket, wenn ſie ein und wohl zwey Jahr alt geworden, daß ſie den Erbſen- Geſchmack merklich verlieren. Sie ſollen eine erwei- chende und eroͤfnende Kraft haben, den Stein trei- ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein entſtehet, ſtillen. Doch wil ich dieſes keinesweges zur Befoͤrderung des ohne diß alzuſtark einreiſſenden Coffee-Trinkens geſchrieben haben, deſſen Miß- brauch bey vielen zum groͤßten Schaden ihres Ver- moͤgens und ihrer Geſundheit gereichet; denn es iſt leider! mit dieſem Panquerot-Waſſer bey uns ſo weit gekommen, daß auch die gemeineſten Leute, welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe haben, dennoch ihren Coffee trinken muͤſſen, wo- durch ſie ſich endlich, und ihre Kinder, an Bettelſtab bringen, und hernach dem Publico zur Laſt ſind. Das fuͤnfte Capitel. Vom Hanfe und Flachſe. §. 1. VomHanfe. Sowohl der zahme Hanf, Cannabis ſativa, fœmi-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0199" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Vom Hanfe</hi></fw><lb/> net, ſo haben ſie es daraus nicht glauben wollen,<lb/> und mir verſichert, es moͤchte die Sache ſeyn wie ſie<lb/> wolte, ſo waͤre dennoch der Coffee gut geweſen. Mit<lb/> dem Roͤſten und Mahlen bin ich eben ſo verfahren,<lb/> als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma-<lb/> len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe<lb/> auch bey den Kichern angemerket, wenn ſie ein und<lb/> wohl zwey Jahr alt geworden, daß ſie den Erbſen-<lb/> Geſchmack merklich verlieren. Sie ſollen eine erwei-<lb/> chende und eroͤfnende Kraft haben, den Stein trei-<lb/> ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein<lb/> entſtehet, ſtillen. Doch wil ich dieſes keinesweges zur<lb/> Befoͤrderung des ohne diß alzuſtark einreiſſenden<lb/> Coffee-Trinkens geſchrieben haben, deſſen Miß-<lb/> brauch bey vielen zum groͤßten Schaden ihres Ver-<lb/> moͤgens und ihrer Geſundheit gereichet; denn es iſt<lb/> leider! mit dieſem Panquerot-Waſſer bey uns ſo<lb/> weit gekommen, daß auch die gemeineſten Leute,<lb/> welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe<lb/> haben, dennoch ihren Coffee trinken muͤſſen, wo-<lb/> durch ſie ſich endlich, und ihre Kinder, an Bettelſtab<lb/> bringen, und hernach dem Publico zur Laſt ſind.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Das fuͤnfte Capitel.<lb/> Vom Hanfe und Flachſe.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head>§. 1.</head><lb/> <note place="right">Vom<lb/> Hanfe.</note> <p><hi rendition="#in">S</hi>owohl der <hi rendition="#fr">zahme Hanf,</hi><hi rendition="#aq">Cannabis ſativa,<lb/> C. B.</hi> oder <hi rendition="#aq">Cannabis mas, I. B.</hi> als der<lb/><hi rendition="#fr">wilde,</hi> <hi rendition="#aq">Cannabis erratica, C. B. Cannabis</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">fœmi-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0199]
5. Cap. Vom Hanfe
net, ſo haben ſie es daraus nicht glauben wollen,
und mir verſichert, es moͤchte die Sache ſeyn wie ſie
wolte, ſo waͤre dennoch der Coffee gut geweſen. Mit
dem Roͤſten und Mahlen bin ich eben ſo verfahren,
als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma-
len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe
auch bey den Kichern angemerket, wenn ſie ein und
wohl zwey Jahr alt geworden, daß ſie den Erbſen-
Geſchmack merklich verlieren. Sie ſollen eine erwei-
chende und eroͤfnende Kraft haben, den Stein trei-
ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein
entſtehet, ſtillen. Doch wil ich dieſes keinesweges zur
Befoͤrderung des ohne diß alzuſtark einreiſſenden
Coffee-Trinkens geſchrieben haben, deſſen Miß-
brauch bey vielen zum groͤßten Schaden ihres Ver-
moͤgens und ihrer Geſundheit gereichet; denn es iſt
leider! mit dieſem Panquerot-Waſſer bey uns ſo
weit gekommen, daß auch die gemeineſten Leute,
welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe
haben, dennoch ihren Coffee trinken muͤſſen, wo-
durch ſie ſich endlich, und ihre Kinder, an Bettelſtab
bringen, und hernach dem Publico zur Laſt ſind.
Das fuͤnfte Capitel.
Vom Hanfe und Flachſe.
§. 1.
Sowohl der zahme Hanf, Cannabis ſativa,
C. B. oder Cannabis mas, I. B. als der
wilde, Cannabis erratica, C. B. Cannabis
fœmi-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |