hierinnen nicht trügen. Wem es beliebet nach oben gedachter Art Versuche anzustellen, der wird gewiß finden, daß des Herrn Versassers Meinung ungegründet, meine aber der Wahrheit gemäs sey.
§. 8.
Die leztere Art der Schälke ist gar wohl zu gebrauchen.
Doch ich muß von den Schälken noch die- ses erinnern, daß man solche eben nicht wie der Herr Verfasser meinet, dem Viehe vorschmeissen müsse, weil sie nach seiner Meynung nicht so weich und süsse zur Speise wären als ander Kraut, sondern wenn dergleichen aus der Art gegangene Kohle, oder Schälke aus Versehen unter die Kopf-Kohle, Kohlrabi, oder Wirsing u. d. gl. mit solchen ge- pflanzet worden seyn, welches aber sehr selten bey uns zu geschehen pfleget, so können solche gar wohl in der Küche gebraucht werden. Man lässet die- se Schälke eben so wie den Kopf- und andere Kohle mit den Dorschen ausheben und in den Garten einschlagen, und nach einem geschehenen Reife oder Froste schneidet man solche nach und nach ab, wenn sie auch noch so grobblättrich oder schlaudrich wären. Man schneidet sie ganz klein und kochet sie auf die nemliche Art wie den blauen und grünen Kohl. Jch contestire hiermit, daß solcher Kohl oder Schalk viel besser als der or- dentliche erzogene blaue oder grüne Kohl schme- cket, indem nicht nur ich, sondern auch verschiedene vornehme Leute denselben von sonderbarem Ge- schmack befunden haben.
§. 9.
5. Cap. Von den Schaͤlken
hierinnen nicht truͤgen. Wem es beliebet nach oben gedachter Art Verſuche anzuſtellen, der wird gewiß finden, daß des Herrn Verſaſſers Meinung ungegruͤndet, meine aber der Wahrheit gemaͤs ſey.
§. 8.
Die leztere Art der Schaͤlke iſt gar wohl zu gebrauchen.
Doch ich muß von den Schaͤlken noch die- ſes erinnern, daß man ſolche eben nicht wie der Herr Verfaſſer meinet, dem Viehe vorſchmeiſſen muͤſſe, weil ſie nach ſeiner Meynung nicht ſo weich und ſuͤſſe zur Speiſe waͤren als ander Kraut, ſondern wenn dergleichen aus der Art gegangene Kohle, oder Schaͤlke aus Verſehen unter die Kopf-Kohle, Kohlrabi, oder Wirſing u. d. gl. mit ſolchen ge- pflanzet worden ſeyn, welches aber ſehr ſelten bey uns zu geſchehen pfleget, ſo koͤnnen ſolche gar wohl in der Kuͤche gebraucht werden. Man laͤſſet die- ſe Schaͤlke eben ſo wie den Kopf- und andere Kohle mit den Dorſchen ausheben und in den Garten einſchlagen, und nach einem geſchehenen Reife oder Froſte ſchneidet man ſolche nach und nach ab, wenn ſie auch noch ſo grobblaͤttrich oder ſchlaudrich waͤren. Man ſchneidet ſie ganz klein und kochet ſie auf die nemliche Art wie den blauen und gruͤnen Kohl. Jch conteſtire hiermit, daß ſolcher Kohl oder Schalk viel beſſer als der or- dentliche erzogene blaue oder gruͤne Kohl ſchme- cket, indem nicht nur ich, ſondern auch verſchiedene vornehme Leute denſelben von ſonderbarem Ge- ſchmack befunden haben.
§. 9.
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5. Cap. Von den Schaͤlken
hierinnen nicht truͤgen. Wem es beliebet nach
oben gedachter Art Verſuche anzuſtellen, der wird
gewiß finden, daß des Herrn Verſaſſers Meinung
ungegruͤndet, meine aber der Wahrheit gemaͤs
ſey.
§. 8.
Doch ich muß von den Schaͤlken noch die-
ſes erinnern, daß man ſolche eben nicht wie der Herr
Verfaſſer meinet, dem Viehe vorſchmeiſſen muͤſſe,
weil ſie nach ſeiner Meynung nicht ſo weich und
ſuͤſſe zur Speiſe waͤren als ander Kraut, ſondern
wenn dergleichen aus der Art gegangene Kohle,
oder Schaͤlke aus Verſehen unter die Kopf-Kohle,
Kohlrabi, oder Wirſing u. d. gl. mit ſolchen ge-
pflanzet worden ſeyn, welches aber ſehr ſelten bey
uns zu geſchehen pfleget, ſo koͤnnen ſolche gar wohl
in der Kuͤche gebraucht werden. Man laͤſſet die-
ſe Schaͤlke eben ſo wie den Kopf- und andere
Kohle mit den Dorſchen ausheben und in den
Garten einſchlagen, und nach einem geſchehenen
Reife oder Froſte ſchneidet man ſolche nach und
nach ab, wenn ſie auch noch ſo grobblaͤttrich oder
ſchlaudrich waͤren. Man ſchneidet ſie ganz klein
und kochet ſie auf die nemliche Art wie den blauen
und gruͤnen Kohl. Jch conteſtire hiermit, daß
ſolcher Kohl oder Schalk viel beſſer als der or-
dentliche erzogene blaue oder gruͤne Kohl ſchme-
cket, indem nicht nur ich, ſondern auch verſchiedene
vornehme Leute denſelben von ſonderbarem Ge-
ſchmack befunden haben.
§. 9.
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/80>, abgerufen am 03.03.2025.
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