Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen. ser-Mäuse diese Wurzeln 5 bis 600 Schritte weitin ihre Nester auf einen Hausen zu tragen, daß der- jenige, welcher auf das Frühjahr in dem Garten gräbet und solche findet, nicht kan klug werden, wo dergleichen Wurzeln hergekommen sind. Doch wenn man in einem Garten dergleichen Ungeziefer nicht zu besorgen hat, so können sie in dem Beete stehen bleiben, und man kan nach und nach zur Speise welche ausheben lassen. Ferner ist auch höchst schädlich, wenn man die aufschiessenden Sa- men-Stengel abschneidet, wie einige zu thun pfle- gen, indem sie der Meynung sind, daß derjenige Saft, welcher in die Samen-Stengel gienge, sich rückwärts in die Wurzeln begeben müste; allein da die Erfahrung beweiset, daß durch Abschnei- dung derer Stengel das Wachsthum der Wurzeln gehindert wird, daß sie hernach kleine bleiben, so ist zu rathen, daß man die Stengel so lange daran stehen lasse, bis sie dürre und der Same recht zei- tig geworden. Alsdenn schneidet man sie ganz na- he an der Erde hinweg, und so bald als dieses ge- schehen, fangen die Wurzeln an gröser und dicker zu werden. §. 11. Vom Rüb-Rapunzel oder gelben Weyderich. Rüb-Rapunzel, gelber Weyderich mit ver-
7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ſer-Maͤuſe dieſe Wurzeln 5 bis 600 Schritte weitin ihre Neſter auf einen Hauſen zu tragen, daß der- jenige, welcher auf das Fruͤhjahr in dem Garten graͤbet und ſolche findet, nicht kan klug werden, wo dergleichen Wurzeln hergekommen ſind. Doch wenn man in einem Garten dergleichen Ungeziefer nicht zu beſorgen hat, ſo koͤnnen ſie in dem Beete ſtehen bleiben, und man kan nach und nach zur Speiſe welche ausheben laſſen. Ferner iſt auch hoͤchſt ſchaͤdlich, wenn man die aufſchieſſenden Sa- men-Stengel abſchneidet, wie einige zu thun pfle- gen, indem ſie der Meynung ſind, daß derjenige Saft, welcher in die Samen-Stengel gienge, ſich ruͤckwaͤrts in die Wurzeln begeben muͤſte; allein da die Erfahrung beweiſet, daß durch Abſchnei- dung derer Stengel das Wachsthum der Wurzeln gehindert wird, daß ſie hernach kleine bleiben, ſo iſt zu rathen, daß man die Stengel ſo lange daran ſtehen laſſe, bis ſie duͤrre und der Same recht zei- tig geworden. Alsdenn ſchneidet man ſie ganz na- he an der Erde hinweg, und ſo bald als dieſes ge- ſchehen, fangen die Wurzeln an groͤſer und dicker zu werden. §. 11. Vom Ruͤb-Rapunzel oder gelben Weyderich. Ruͤb-Rapunzel, gelber Weyderich mit ver-
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7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
ſer-Maͤuſe dieſe Wurzeln 5 bis 600 Schritte weit
in ihre Neſter auf einen Hauſen zu tragen, daß der-
jenige, welcher auf das Fruͤhjahr in dem Garten
graͤbet und ſolche findet, nicht kan klug werden,
wo dergleichen Wurzeln hergekommen ſind. Doch
wenn man in einem Garten dergleichen Ungeziefer
nicht zu beſorgen hat, ſo koͤnnen ſie in dem Beete
ſtehen bleiben, und man kan nach und nach zur
Speiſe welche ausheben laſſen. Ferner iſt auch
hoͤchſt ſchaͤdlich, wenn man die aufſchieſſenden Sa-
men-Stengel abſchneidet, wie einige zu thun pfle-
gen, indem ſie der Meynung ſind, daß derjenige
Saft, welcher in die Samen-Stengel gienge, ſich
ruͤckwaͤrts in die Wurzeln begeben muͤſte; allein
da die Erfahrung beweiſet, daß durch Abſchnei-
dung derer Stengel das Wachsthum der Wurzeln
gehindert wird, daß ſie hernach kleine bleiben, ſo
iſt zu rathen, daß man die Stengel ſo lange daran
ſtehen laſſe, bis ſie duͤrre und der Same recht zei-
tig geworden. Alsdenn ſchneidet man ſie ganz na-
he an der Erde hinweg, und ſo bald als dieſes ge-
ſchehen, fangen die Wurzeln an groͤſer und dicker zu
werden.
§. 11.
Ruͤb-Rapunzel, gelber Weyderich mit
Hoͤrnern, Onagra, Tournef. & Rivini, Lyſi-
machia lutea, corniculata, C. B. iſt auch ein
Gewaͤchſe, welches ſowol in der Medicin als auch
in der Kuͤche ſeinen Nutzen hat. Jm Jahre 1744
wurde mir durch einen Freund von Wien aus die-
ſer Same unter dem Namen Ruͤb-Rapunzel,
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