Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.12. Cap. Von Orangen-Bäumen. mit einem scharfen Messer oben die Krone feinschreg und glat hinweg, und spaltet dasselbe so weit von einander als man das Reis einziehen wil. Das Albactir-Reis muß zu beyden Seiten fein keilicht zugeschnitten werden, also, daß die Rinde oben annoch daran bleibet, und wenn man es in den gemachten Spalt hinein ziehet, so muß es mit dem wilden Stamme genau zusammen passen. Sobald als das Einziehen desselben geschehen, verstreicht man es mit Baum-Wachs und verbin- det es wohl mit einer recht weichen Weide oder Bast. Wenn man das Reis eine Zeitlang an dem alten Baume also gestanden und anfängt zu wachsen, so schneidet man solches behutsam von demselben herunter. Doch ist hiebey noch zu er- innern, daß der Baum benebst dem Stamme, worauf das Reis eingezogen worden, an einen solchen Ort muß gestelt werden, wo der Wind die Gewalt nicht zu stark haben und solchen hin und wieder treiben kan, sonst wäre alle Mühe und an- gewandte Arbeit vergebens. §. 8. Das Oculiren gehet bey den Orangen-Bäu-Vom Oculi- wie Abh. v. Bäum. N
12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. mit einem ſcharfen Meſſer oben die Krone feinſchreg und glat hinweg, und ſpaltet daſſelbe ſo weit von einander als man das Reis einziehen wil. Das Albactir-Reis muß zu beyden Seiten fein keilicht zugeſchnitten werden, alſo, daß die Rinde oben annoch daran bleibet, und wenn man es in den gemachten Spalt hinein ziehet, ſo muß es mit dem wilden Stamme genau zuſammen paſſen. Sobald als das Einziehen deſſelben geſchehen, verſtreicht man es mit Baum-Wachs und verbin- det es wohl mit einer recht weichen Weide oder Baſt. Wenn man das Reis eine Zeitlang an dem alten Baume alſo geſtanden und anfaͤngt zu wachſen, ſo ſchneidet man ſolches behutſam von demſelben herunter. Doch iſt hiebey noch zu er- innern, daß der Baum benebſt dem Stamme, worauf das Reis eingezogen worden, an einen ſolchen Ort muß geſtelt werden, wo der Wind die Gewalt nicht zu ſtark haben und ſolchen hin und wieder treiben kan, ſonſt waͤre alle Muͤhe und an- gewandte Arbeit vergebens. §. 8. Das Oculiren gehet bey den Orangen-Baͤu-Vom Oculi- wie Abh. v. Baͤum. N
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12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
mit einem ſcharfen Meſſer oben die Krone fein
ſchreg und glat hinweg, und ſpaltet daſſelbe ſo weit
von einander als man das Reis einziehen wil.
Das Albactir-Reis muß zu beyden Seiten fein
keilicht zugeſchnitten werden, alſo, daß die Rinde
oben annoch daran bleibet, und wenn man es in
den gemachten Spalt hinein ziehet, ſo muß es mit
dem wilden Stamme genau zuſammen paſſen.
Sobald als das Einziehen deſſelben geſchehen,
verſtreicht man es mit Baum-Wachs und verbin-
det es wohl mit einer recht weichen Weide oder
Baſt. Wenn man das Reis eine Zeitlang an
dem alten Baume alſo geſtanden und anfaͤngt zu
wachſen, ſo ſchneidet man ſolches behutſam von
demſelben herunter. Doch iſt hiebey noch zu er-
innern, daß der Baum benebſt dem Stamme,
worauf das Reis eingezogen worden, an einen
ſolchen Ort muß geſtelt werden, wo der Wind die
Gewalt nicht zu ſtark haben und ſolchen hin und
wieder treiben kan, ſonſt waͤre alle Muͤhe und an-
gewandte Arbeit vergebens.
§. 8.
Das Oculiren gehet bey den Orangen-Baͤu-
men eben ſo gut als bey den einheimiſchen von
ſtatten, und am allerleichteſten, bequemſten und
ſicherſten zu Vermehrung der ſchoͤnſten Arten vor-
zunehmen. Wie ſolches zu verrichten, iſt oben
im 6. Capitel umſtaͤndlich gezeiget worden, da-
her ich nicht noͤthig habe hier wieder davon zu han-
deln, indem dieſe Arbeit bey den Orangen eben ſo
wie
Vom Oculi-
ten der
Orangen-
Baͤume.
Abh. v. Baͤum. N
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