An allen Bäumen muß man die Wasser-Die Was- ser-Reiser müssen allen Baumen be- nommen werden. Reiser, welche an einem Stamme oder an der Wurzel desselben aufschiessen, zu allen Zeiten hin- wegschaffen, denn diese benehmen einem Baume den Saft und besten Wachsthum, weswegen sie auch Räuber genennet werden. Dahero muß man unterweilen nach den Bäumen sehen, damit dergleichen Nebenschosse nicht aufkommen kön- nen. Desgleichen muß man bey dem Beschnei- deln eines Baumes alle dürre Zweige abputzen, welches auch im Herbste, wenn das Laub gefallen, kan vorgenommen werden. Daß man bey Aus- putzung eines Baumes auch immer mit darauf zu sehen, daß er einen schönen Schaft bekomme, da- mit man fein bequem darunter hingehen könne, ist auch oben p. 72. schon erinnert worden.
§. 4.
Alle Augen und Reiser müssen mit einemWie man sich bey gros- sen Aesten zu verhalten. scharfen Messer, die grössern Zelken aber mit ei- ner Säge abgeschnitten werden. Das Abhacken der Zelken mit einem Beile ist sehr gefährlich, und es kan gar leicht durch einen unrechten Hieb ge- schehen, daß man einen Ort an der Schale verle- tzet, wodurch hernach einem Baume allerhand Zufälle verursachet werden.
Wenn man von einem grossen Baume die Aeste abnehmen wil, so muß man unten zuerst ei- nen kleinen Schnitt thun, und hernach oben vol- lends durchschneiden. Denn wenn ein Ast durch die Schwere sich selbsten los reißt, so nimt er die
Scha-
Abh. v. Bäum. H
und Ausputzen der Baͤume.
§. 3.
An allen Baͤumen muß man die Waſſer-Die Waſ- ſer-Reiſer muͤſſen allen Baumen be- nommen werden. Reiſer, welche an einem Stamme oder an der Wurzel deſſelben aufſchieſſen, zu allen Zeiten hin- wegſchaffen, denn dieſe benehmen einem Baume den Saft und beſten Wachsthum, weswegen ſie auch Raͤuber genennet werden. Dahero muß man unterweilen nach den Baͤumen ſehen, damit dergleichen Nebenſchoſſe nicht aufkommen koͤn- nen. Desgleichen muß man bey dem Beſchnei- deln eines Baumes alle duͤrre Zweige abputzen, welches auch im Herbſte, wenn das Laub gefallen, kan vorgenommen werden. Daß man bey Aus- putzung eines Baumes auch immer mit darauf zu ſehen, daß er einen ſchoͤnen Schaft bekomme, da- mit man fein bequem darunter hingehen koͤnne, iſt auch oben p. 72. ſchon erinnert worden.
§. 4.
Alle Augen und Reiſer muͤſſen mit einemWie man ſich bey groſ- ſen Aeſten zu verhalten. ſcharfen Meſſer, die groͤſſern Zelken aber mit ei- ner Saͤge abgeſchnitten werden. Das Abhacken der Zelken mit einem Beile iſt ſehr gefaͤhrlich, und es kan gar leicht durch einen unrechten Hieb ge- ſchehen, daß man einen Ort an der Schale verle- tzet, wodurch hernach einem Baume allerhand Zufaͤlle verurſachet werden.
Wenn man von einem groſſen Baume die Aeſte abnehmen wil, ſo muß man unten zuerſt ei- nen kleinen Schnitt thun, und hernach oben vol- lends durchſchneiden. Denn wenn ein Aſt durch die Schwere ſich ſelbſten los reißt, ſo nimt er die
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und Ausputzen der Baͤume.
§. 3.
An allen Baͤumen muß man die Waſſer-
Reiſer, welche an einem Stamme oder an der
Wurzel deſſelben aufſchieſſen, zu allen Zeiten hin-
wegſchaffen, denn dieſe benehmen einem Baume
den Saft und beſten Wachsthum, weswegen ſie
auch Raͤuber genennet werden. Dahero muß
man unterweilen nach den Baͤumen ſehen, damit
dergleichen Nebenſchoſſe nicht aufkommen koͤn-
nen. Desgleichen muß man bey dem Beſchnei-
deln eines Baumes alle duͤrre Zweige abputzen,
welches auch im Herbſte, wenn das Laub gefallen,
kan vorgenommen werden. Daß man bey Aus-
putzung eines Baumes auch immer mit darauf zu
ſehen, daß er einen ſchoͤnen Schaft bekomme, da-
mit man fein bequem darunter hingehen koͤnne,
iſt auch oben p. 72. ſchon erinnert worden.
Die Waſ-
ſer-Reiſer
muͤſſen allen
Baumen be-
nommen
werden.
§. 4.
Alle Augen und Reiſer muͤſſen mit einem
ſcharfen Meſſer, die groͤſſern Zelken aber mit ei-
ner Saͤge abgeſchnitten werden. Das Abhacken
der Zelken mit einem Beile iſt ſehr gefaͤhrlich, und
es kan gar leicht durch einen unrechten Hieb ge-
ſchehen, daß man einen Ort an der Schale verle-
tzet, wodurch hernach einem Baume allerhand
Zufaͤlle verurſachet werden.
Wie man
ſich bey groſ-
ſen Aeſten zu
verhalten.
Wenn man von einem groſſen Baume die
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nen kleinen Schnitt thun, und hernach oben vol-
lends durchſchneiden. Denn wenn ein Aſt durch
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/145>, abgerufen am 03.03.2025.
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