Wenn die Bäume aus den Baum- Schulen dahin zu versetzen.
Wegen der Zeit, da die gepfropften und ocu- lirten Bäume sollen fortgesetzet werden, sind die Garten-Liebhaber nicht einerley Meinung. Ei- nige wollen, man sol die jungen Bäume zur Herbst-Zeit versetzen, und zugleich oben die Zel- ken zum Theil abwerfen oder verstutzen. Hin- gegen andere geben vor, daß die Verpflanzung im Frühjahre besser sey, welches in Herrn Hof- rath Zinkens Samlungen p. 25. im dritten Ban- de kan nachgeschlagen werden. Noch andere mei- nen nur, daß das Verschneiden vor Winters nicht zuträglich, indem bey dem Verstutzen der Frost zur Winter-Zeit in die Zelken eindringen und dieselben austrocknen könte, welches hernach- malen an einen solchen Zelken, einen Zol lang dür- res Holz mache, daß hernach der Saft im Frühjah- re nicht überlaufen und den Schnit heilen könte, welche keine Einsicht haben, gar leicht Beifal fin- den kan.
Bäume sind in Herbst am besten zu versetzen.
Es ist aber überhaupt zu merken, daß die Versetzung und Verpflanzung, wie auch das Ver- stutzen in dem Herbst am besten vorzunehmen ist, und zwar, wenn das Laub von den Bäumen fället, und also ohngefehr zu Ende des Octobers und weiter hin, so lange als die Fröste zurück bleiben. Denn erstlich geniessen die Bäume, welche zur Herbstzeit verpflanzet worden, die Winter-Feuchtigkeit. Zweytens setzet sich die Erde an den Wurzeln nach und nach zusammen, daß sie ihre jungen Würzelchen, oder die Knöt-
lein,
7. Cap. Vom Anlegung
§. 2.
Wenn die Baͤume aus den Baum- Schulen dahin zu verſetzen.
Wegen der Zeit, da die gepfropften und ocu- lirten Baͤume ſollen fortgeſetzet werden, ſind die Garten-Liebhaber nicht einerley Meinung. Ei- nige wollen, man ſol die jungen Baͤume zur Herbſt-Zeit verſetzen, und zugleich oben die Zel- ken zum Theil abwerfen oder verſtutzen. Hin- gegen andere geben vor, daß die Verpflanzung im Fruͤhjahre beſſer ſey, welches in Herrn Hof- rath Zinkens Samlungen p. 25. im dritten Ban- de kan nachgeſchlagen werden. Noch andere mei- nen nur, daß das Verſchneiden vor Winters nicht zutraͤglich, indem bey dem Verſtutzen der Froſt zur Winter-Zeit in die Zelken eindringen und dieſelben austrocknen koͤnte, welches hernach- malen an einen ſolchen Zelken, einen Zol lang duͤr- res Holz mache, daß hernach der Saft im Fruͤhjah- re nicht uͤberlaufen und den Schnit heilen koͤnte, welche keine Einſicht haben, gar leicht Beifal fin- den kan.
Baͤume ſind in Herbſt am beſten zu verſetzen.
Es iſt aber uͤberhaupt zu merken, daß die Verſetzung und Verpflanzung, wie auch das Ver- ſtutzen in dem Herbſt am beſten vorzunehmen iſt, und zwar, wenn das Laub von den Baͤumen faͤllet, und alſo ohngefehr zu Ende des Octobers und weiter hin, ſo lange als die Froͤſte zuruͤck bleiben. Denn erſtlich genieſſen die Baͤume, welche zur Herbſtzeit verpflanzet worden, die Winter-Feuchtigkeit. Zweytens ſetzet ſich die Erde an den Wurzeln nach und nach zuſammen, daß ſie ihre jungen Wuͤrzelchen, oder die Knoͤt-
lein,
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7. Cap. Vom Anlegung
§. 2.
Wegen der Zeit, da die gepfropften und ocu-
lirten Baͤume ſollen fortgeſetzet werden, ſind die
Garten-Liebhaber nicht einerley Meinung. Ei-
nige wollen, man ſol die jungen Baͤume zur
Herbſt-Zeit verſetzen, und zugleich oben die Zel-
ken zum Theil abwerfen oder verſtutzen. Hin-
gegen andere geben vor, daß die Verpflanzung
im Fruͤhjahre beſſer ſey, welches in Herrn Hof-
rath Zinkens Samlungen p. 25. im dritten Ban-
de kan nachgeſchlagen werden. Noch andere mei-
nen nur, daß das Verſchneiden vor Winters
nicht zutraͤglich, indem bey dem Verſtutzen der
Froſt zur Winter-Zeit in die Zelken eindringen
und dieſelben austrocknen koͤnte, welches hernach-
malen an einen ſolchen Zelken, einen Zol lang duͤr-
res Holz mache, daß hernach der Saft im Fruͤhjah-
re nicht uͤberlaufen und den Schnit heilen koͤnte,
welche keine Einſicht haben, gar leicht Beifal fin-
den kan.
Es iſt aber uͤberhaupt zu merken, daß die
Verſetzung und Verpflanzung, wie auch das Ver-
ſtutzen in dem Herbſt am beſten vorzunehmen
iſt, und zwar, wenn das Laub von den Baͤumen
faͤllet, und alſo ohngefehr zu Ende des Octobers
und weiter hin, ſo lange als die Froͤſte zuruͤck
bleiben. Denn erſtlich genieſſen die Baͤume,
welche zur Herbſtzeit verpflanzet worden, die
Winter-Feuchtigkeit. Zweytens ſetzet ſich die
Erde an den Wurzeln nach und nach zuſammen,
daß ſie ihre jungen Wuͤrzelchen, oder die Knoͤt-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/128>, abgerufen am 03.03.2025.
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