Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

6. Cap. Vom Oculiren.
bleibet also die wilde Wurzel und der Stam so
weit als bis an die Gegend des aufgepfropften
zahmen Reises allezeit wilder Art, und theilen
dem obern guten Theil das humidum radicale,
daß es durch die Wurzel aus der Erde sauget,
mit.

§. 8.
Vom Saf-
te, wie auch
von den
Zirkeln in
den Bäu-
men.

Bey dem Oculiren habe ich gedacht, daß
solches am besten vorzunehmen, wenn der Saft
zum zweytenmal in die Bäume trete, dieses kön-
te manchen unrichtig vorkommen, daher ist nö-
thig solches deutlich für Augen zu legen. Jch
habe hin und wieder in den Büchern nachgesu-
chet, ich habe aber hiervon nichts finden können,
als nur in Heinrich Hessens Neuen Garten-Lust,
welcher hiervon p. m. 258. dieses von den Pfir-
sig-Bäumen bemerket. "Das Holz, welches im
"August-Monat im andern Safte geschossen, und
"nicht reif geworden, kan man gänzlich hinweg
"schneiden, es sey denn, daß man es aus Mangel
"eines bessern behalten müsse, oder daß es stark
"genugsam sey. Wenn der Saft im May-Mo-
"nat vorüber ist, so sol man, ehe der andere wie-
"der eintrit, die vorgetriebene Zweige bis auf 3
"Augen abnehmen, damit alsdenn der andere
"Saft diese gelassene Augen wieder schiessend ma-
"chet." Wenn nun dieses gewiß ist, wie es auch
in der That ist, daß der Saft zweymal des Jahres
in die Bäume trit, so folget auch, daß sie zweymal
in die Reiser und Ringel in denen Bäumen trei-
ben müssen.

Der

6. Cap. Vom Oculiren.
bleibet alſo die wilde Wurzel und der Stam ſo
weit als bis an die Gegend des aufgepfropften
zahmen Reiſes allezeit wilder Art, und theilen
dem obern guten Theil das humidum radicale,
daß es durch die Wurzel aus der Erde ſauget,
mit.

§. 8.
Vom Saf-
te, wie auch
von den
Zirkeln in
den Baͤu-
men.

Bey dem Oculiren habe ich gedacht, daß
ſolches am beſten vorzunehmen, wenn der Saft
zum zweytenmal in die Baͤume trete, dieſes koͤn-
te manchen unrichtig vorkommen, daher iſt noͤ-
thig ſolches deutlich fuͤr Augen zu legen. Jch
habe hin und wieder in den Buͤchern nachgeſu-
chet, ich habe aber hiervon nichts finden koͤnnen,
als nur in Heinrich Heſſens Neuen Garten-Luſt,
welcher hiervon p. m. 258. dieſes von den Pfir-
ſig-Baͤumen bemerket. ”Das Holz, welches im
„Auguſt-Monat im andern Safte geſchoſſen, und
„nicht reif geworden, kan man gaͤnzlich hinweg
„ſchneiden, es ſey denn, daß man es aus Mangel
„eines beſſern behalten muͤſſe, oder daß es ſtark
„genugſam ſey. Wenn der Saft im May-Mo-
„nat voruͤber iſt, ſo ſol man, ehe der andere wie-
„der eintrit, die vorgetriebene Zweige bis auf 3
„Augen abnehmen, damit alsdenn der andere
„Saft dieſe gelaſſene Augen wieder ſchieſſend ma-
„chet.” Wenn nun dieſes gewiß iſt, wie es auch
in der That iſt, daß der Saft zweymal des Jahres
in die Baͤume trit, ſo folget auch, daß ſie zweymal
in die Reiſer und Ringel in denen Baͤumen trei-
ben muͤſſen.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0116" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">6. Cap. Vom Oculiren.</hi></fw><lb/>
bleibet al&#x017F;o die wilde Wurzel und der Stam &#x017F;o<lb/>
weit als bis an die Gegend des aufgepfropften<lb/>
zahmen Rei&#x017F;es allezeit wilder Art, und theilen<lb/>
dem obern guten Theil das <hi rendition="#aq">humidum radicale,</hi><lb/>
daß es durch die Wurzel aus der Erde &#x017F;auget,<lb/>
mit.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <note place="left">Vom Saf-<lb/>
te, wie auch<lb/>
von den<lb/>
Zirkeln in<lb/>
den Ba&#x0364;u-<lb/>
men.</note>
          <p>Bey dem Oculiren habe ich gedacht, daß<lb/>
&#x017F;olches am be&#x017F;ten vorzunehmen, wenn der Saft<lb/>
zum zweytenmal in die Ba&#x0364;ume trete, die&#x017F;es ko&#x0364;n-<lb/>
te manchen unrichtig vorkommen, daher i&#x017F;t no&#x0364;-<lb/>
thig &#x017F;olches deutlich fu&#x0364;r Augen zu legen. Jch<lb/>
habe hin und wieder in den Bu&#x0364;chern nachge&#x017F;u-<lb/>
chet, ich habe aber hiervon nichts finden ko&#x0364;nnen,<lb/>
als nur in Heinrich He&#x017F;&#x017F;ens Neuen Garten-Lu&#x017F;t,<lb/>
welcher hiervon p. m. 258. die&#x017F;es von den Pfir-<lb/>
&#x017F;ig-Ba&#x0364;umen bemerket. &#x201D;Das Holz, welches im<lb/>
&#x201E;Augu&#x017F;t-Monat im andern Safte ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x201E;nicht reif geworden, kan man ga&#x0364;nzlich hinweg<lb/>
&#x201E;&#x017F;chneiden, es &#x017F;ey denn, daß man es aus Mangel<lb/>
&#x201E;eines be&#x017F;&#x017F;ern behalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, oder daß es &#x017F;tark<lb/>
&#x201E;genug&#x017F;am &#x017F;ey. Wenn der Saft im May-Mo-<lb/>
&#x201E;nat voru&#x0364;ber i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ol man, ehe der andere wie-<lb/>
&#x201E;der eintrit, die vorgetriebene Zweige bis auf 3<lb/>
&#x201E;Augen abnehmen, damit alsdenn der andere<lb/>
&#x201E;Saft die&#x017F;e gela&#x017F;&#x017F;ene Augen wieder &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;end ma-<lb/>
&#x201E;chet.&#x201D; Wenn nun die&#x017F;es gewiß i&#x017F;t, wie es auch<lb/>
in der That i&#x017F;t, daß der Saft zweymal des Jahres<lb/>
in die Ba&#x0364;ume trit, &#x017F;o folget auch, daß &#x017F;ie zweymal<lb/>
in die Rei&#x017F;er und Ringel in denen Ba&#x0364;umen trei-<lb/>
ben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0116] 6. Cap. Vom Oculiren. bleibet alſo die wilde Wurzel und der Stam ſo weit als bis an die Gegend des aufgepfropften zahmen Reiſes allezeit wilder Art, und theilen dem obern guten Theil das humidum radicale, daß es durch die Wurzel aus der Erde ſauget, mit. §. 8. Bey dem Oculiren habe ich gedacht, daß ſolches am beſten vorzunehmen, wenn der Saft zum zweytenmal in die Baͤume trete, dieſes koͤn- te manchen unrichtig vorkommen, daher iſt noͤ- thig ſolches deutlich fuͤr Augen zu legen. Jch habe hin und wieder in den Buͤchern nachgeſu- chet, ich habe aber hiervon nichts finden koͤnnen, als nur in Heinrich Heſſens Neuen Garten-Luſt, welcher hiervon p. m. 258. dieſes von den Pfir- ſig-Baͤumen bemerket. ”Das Holz, welches im „Auguſt-Monat im andern Safte geſchoſſen, und „nicht reif geworden, kan man gaͤnzlich hinweg „ſchneiden, es ſey denn, daß man es aus Mangel „eines beſſern behalten muͤſſe, oder daß es ſtark „genugſam ſey. Wenn der Saft im May-Mo- „nat voruͤber iſt, ſo ſol man, ehe der andere wie- „der eintrit, die vorgetriebene Zweige bis auf 3 „Augen abnehmen, damit alsdenn der andere „Saft dieſe gelaſſene Augen wieder ſchieſſend ma- „chet.” Wenn nun dieſes gewiß iſt, wie es auch in der That iſt, daß der Saft zweymal des Jahres in die Baͤume trit, ſo folget auch, daß ſie zweymal in die Reiſer und Ringel in denen Baͤumen trei- ben muͤſſen. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/116
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/116>, abgerufen am 21.11.2024.