Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Zehntes Buch. Fünstes Capitel. friede zunächst bedroht sey, und daher die nächste Fürsorgeerfordere; kaiserliche Schreiben und neue Zeitungen wurden eingebracht nach denen ein unmittelbarer Friedensbruch be- vorstehn sollte. Auch meinten wohl Einige, sey erst der Re- ligionsfriede beschlossen, so werde man auf die Einrichtun- gen des Landfriedens nicht mehr Bedacht nehmen. Und wenigstens diese letzte Besorgniß brachte auf die geist- Es hat acht Tage lebhaften Kampfes gekostet, ehe man Berathungen über den Religionsfrieden. Von allen Forderungen welche die Protestanten jemals Nicht als hätten sie mißkannt, wie wünschenswerth für das wir numehr (späterer Zusatz: sonderlich im Churfürstenrathe) ei-
nigk seien, das die handlung dieses reichstags nach der ordnung und inhalt der Passauischen handlung und Abschiedes zu dirigiren und zu richten, item, das in keinen ausschuß zu bewilligen (d. h. der Gesammt- heit), item, das die frankfordisch handlung gar hinwegzuthun, welches die vornehmsten puncte unsrer Instruction." Zehntes Buch. Fuͤnſtes Capitel. friede zunächſt bedroht ſey, und daher die nächſte Fürſorgeerfordere; kaiſerliche Schreiben und neue Zeitungen wurden eingebracht nach denen ein unmittelbarer Friedensbruch be- vorſtehn ſollte. Auch meinten wohl Einige, ſey erſt der Re- ligionsfriede beſchloſſen, ſo werde man auf die Einrichtun- gen des Landfriedens nicht mehr Bedacht nehmen. Und wenigſtens dieſe letzte Beſorgniß brachte auf die geiſt- Es hat acht Tage lebhaften Kampfes gekoſtet, ehe man Berathungen über den Religionsfrieden. Von allen Forderungen welche die Proteſtanten jemals Nicht als hätten ſie mißkannt, wie wünſchenswerth für das wir numehr (ſpaͤterer Zuſatz: ſonderlich im Churfuͤrſtenrathe) ei-
nigk ſeien, das die handlung dieſes reichstags nach der ordnung und inhalt der Paſſauiſchen handlung und Abſchiedes zu dirigiren und zu richten, item, das in keinen ausſchuß zu bewilligen (d. h. der Geſammt- heit), item, das die frankfordiſch handlung gar hinwegzuthun, welches die vornehmſten puncte unſrer Inſtruction.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0368" n="356"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zehntes Buch. Fuͤnſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> friede zunächſt bedroht ſey, und daher die nächſte Fürſorge<lb/> erfordere; kaiſerliche Schreiben und neue Zeitungen wurden<lb/> eingebracht nach denen ein unmittelbarer Friedensbruch be-<lb/> vorſtehn ſollte. Auch meinten wohl Einige, ſey erſt der Re-<lb/> ligionsfriede beſchloſſen, ſo werde man auf die Einrichtun-<lb/> gen des Landfriedens nicht mehr Bedacht nehmen.</p><lb/> <p>Und wenigſtens dieſe letzte Beſorgniß brachte auf die geiſt-<lb/> lichen Churfürſten einen gewiſſen Eindruck hervor. Aber die<lb/> weltlichen gaben ihnen ihr Wort, daß nach der Feſtſetzung<lb/> des Religionsfriedens die Berathung über den Profanfrieden<lb/> unfehlbar folgen ſolle. Aller Widerrede zum Trotz mußten<lb/> am Ende auch die Fürſten ſich fügen.</p><lb/> <p>Es hat acht Tage lebhaften Kampfes gekoſtet, ehe man<lb/> ſo weit kam; der Ausfall deſſelben aber gab nun auch für<lb/> die Hauptſache, zu der man nunmehr ſchritt, eine größere<lb/> Sicherheit.</p><lb/> <div n="3"> <head>Berathungen über den Religionsfrieden.</head><lb/> <p>Von allen Forderungen welche die Proteſtanten jemals<lb/> aufgeſtellt, war die wichtigſte, daß ihnen ein nicht mehr durch<lb/> die Ausſicht auf eine conciliare Beſchlußnahme beſchränkter, ſon-<lb/> dern ein unbedingter immerwährender Friede bewilligt würde.</p><lb/> <p>Nicht als hätten ſie mißkannt, wie wünſchenswerth für<lb/><note xml:id="seg2pn_20_2" prev="#seg2pn_20_1" place="foot" n="1">das wir numehr (ſpaͤterer Zuſatz: ſonderlich im Churfuͤrſtenrathe) ei-<lb/> nigk ſeien, das die handlung dieſes reichstags nach der ordnung und<lb/> inhalt der Paſſauiſchen handlung und Abſchiedes zu dirigiren und zu<lb/> richten, item, das in keinen ausſchuß zu bewilligen (d. h. der Geſammt-<lb/> heit), item, das die frankfordiſch handlung gar hinwegzuthun, welches<lb/> die vornehmſten puncte unſrer Inſtruction.“</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [356/0368]
Zehntes Buch. Fuͤnſtes Capitel.
friede zunächſt bedroht ſey, und daher die nächſte Fürſorge
erfordere; kaiſerliche Schreiben und neue Zeitungen wurden
eingebracht nach denen ein unmittelbarer Friedensbruch be-
vorſtehn ſollte. Auch meinten wohl Einige, ſey erſt der Re-
ligionsfriede beſchloſſen, ſo werde man auf die Einrichtun-
gen des Landfriedens nicht mehr Bedacht nehmen.
Und wenigſtens dieſe letzte Beſorgniß brachte auf die geiſt-
lichen Churfürſten einen gewiſſen Eindruck hervor. Aber die
weltlichen gaben ihnen ihr Wort, daß nach der Feſtſetzung
des Religionsfriedens die Berathung über den Profanfrieden
unfehlbar folgen ſolle. Aller Widerrede zum Trotz mußten
am Ende auch die Fürſten ſich fügen.
Es hat acht Tage lebhaften Kampfes gekoſtet, ehe man
ſo weit kam; der Ausfall deſſelben aber gab nun auch für
die Hauptſache, zu der man nunmehr ſchritt, eine größere
Sicherheit.
Berathungen über den Religionsfrieden.
Von allen Forderungen welche die Proteſtanten jemals
aufgeſtellt, war die wichtigſte, daß ihnen ein nicht mehr durch
die Ausſicht auf eine conciliare Beſchlußnahme beſchränkter, ſon-
dern ein unbedingter immerwährender Friede bewilligt würde.
Nicht als hätten ſie mißkannt, wie wünſchenswerth für
1
1 das wir numehr (ſpaͤterer Zuſatz: ſonderlich im Churfuͤrſtenrathe) ei-
nigk ſeien, das die handlung dieſes reichstags nach der ordnung und
inhalt der Paſſauiſchen handlung und Abſchiedes zu dirigiren und zu
richten, item, das in keinen ausſchuß zu bewilligen (d. h. der Geſammt-
heit), item, das die frankfordiſch handlung gar hinwegzuthun, welches
die vornehmſten puncte unſrer Inſtruction.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |