Viertes Capitel. Allmählige Beruhigung der deutschen Territorien.
Gewiß, ein schweres Unternehmen, in Deutschland Friede zu stiften, bei den starken Gegensätzen die es theilten, den gegenseitigen Beleidigungen die man rächen wollte, der Kriegs- begier der Truppen die im Felde standen, und dem starren Sinn der Häupter.
Das erste Ereigniß, wodurch die Dinge doch eine friedliche Wendung nahmen, lag in dem Regierungswechsel in Sach- sen, dem Eintritt des Herzog August, Bruders von Moritz.
August war wohl nie ganz einverstanden mit seinem Bruder. Gegen die Strenge wenigstens, mit welcher dieser auf die den Vettern nachtheiligste Ausführung der Witten- berger Capitulation drang, hat er sich einst ausdrücklich er- klärt; 1 man meinte, durch eine Reise, die er kurz vor dem Ausbruch der letzten Fehde nach Dänemark unternahm, habe er sein Mißvergnügen darüber kund gegeben. 2 Sey dem
1 Schreiben bei Arndt: de variis principum Saxoniae con- troversiis, Doc. p. 21.
2ut eventum belli, quod sine suo consilio et voluntale susceptum esset, e longinquo specularetur. Stephanius Contin. Craghii.
Viertes Capitel. Allmählige Beruhigung der deutſchen Territorien.
Gewiß, ein ſchweres Unternehmen, in Deutſchland Friede zu ſtiften, bei den ſtarken Gegenſätzen die es theilten, den gegenſeitigen Beleidigungen die man rächen wollte, der Kriegs- begier der Truppen die im Felde ſtanden, und dem ſtarren Sinn der Häupter.
Das erſte Ereigniß, wodurch die Dinge doch eine friedliche Wendung nahmen, lag in dem Regierungswechſel in Sach- ſen, dem Eintritt des Herzog Auguſt, Bruders von Moritz.
Auguſt war wohl nie ganz einverſtanden mit ſeinem Bruder. Gegen die Strenge wenigſtens, mit welcher dieſer auf die den Vettern nachtheiligſte Ausführung der Witten- berger Capitulation drang, hat er ſich einſt ausdrücklich er- klärt; 1 man meinte, durch eine Reiſe, die er kurz vor dem Ausbruch der letzten Fehde nach Dänemark unternahm, habe er ſein Mißvergnügen darüber kund gegeben. 2 Sey dem
1 Schreiben bei Arndt: de variis principum Saxoniae con- troversiis, Doc. p. 21.
2ut eventum belli, quod sine suo consilio et voluntale susceptum esset, e longinquo specularetur. Stephanius Contin. Craghii.
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[[330]/0342]
Viertes Capitel.
Allmählige Beruhigung der deutſchen Territorien.
Gewiß, ein ſchweres Unternehmen, in Deutſchland Friede
zu ſtiften, bei den ſtarken Gegenſätzen die es theilten, den
gegenſeitigen Beleidigungen die man rächen wollte, der Kriegs-
begier der Truppen die im Felde ſtanden, und dem ſtarren
Sinn der Häupter.
Das erſte Ereigniß, wodurch die Dinge doch eine friedliche
Wendung nahmen, lag in dem Regierungswechſel in Sach-
ſen, dem Eintritt des Herzog Auguſt, Bruders von Moritz.
Auguſt war wohl nie ganz einverſtanden mit ſeinem
Bruder. Gegen die Strenge wenigſtens, mit welcher dieſer
auf die den Vettern nachtheiligſte Ausführung der Witten-
berger Capitulation drang, hat er ſich einſt ausdrücklich er-
klärt; 1 man meinte, durch eine Reiſe, die er kurz vor dem
Ausbruch der letzten Fehde nach Dänemark unternahm, habe
er ſein Mißvergnügen darüber kund gegeben. 2 Sey dem
1 Schreiben bei Arndt: de variis principum Saxoniae con-
troversiis, Doc. p. 21.
2 ut eventum belli, quod sine suo consilio et voluntale
susceptum esset, e longinquo specularetur. Stephanius Contin.
Craghii.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. [330]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/342>, abgerufen am 21.11.2024.
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