Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Capitel.
Reichstag zu Augsburg 1547, 48.


Angelegenheit des Conciliums.

Siege werden bald erfochten: ihre Erfolge zu befesti-
gen, das ist schwer.

Für Carl V war mit dem Siege über die schmalkal-
dischen Stände nur erst die Hälfte der Arbeit gethan: wollte
er die Gedanken ausführen, von denen er beseelt war, so stand
ihm noch ein Gang mit seinem eignen Verbündeten bevor.

Wir wissen schon, wie wenig ihm die Art und Weise
genug that, in der das Concilium unter dem Einfluß des
Papstes verfuhr: jene Festsetzung der streitigen Lehrpuncte in
einem Sinne welcher die Protestanten abstoßen mußte, die er
herbeizubringen gedachte; noch mehr die Translation der Ver-
sammlung, zu der man geschritten war, so bald nur von der
so oft versprochenen Reform ein wenig ernstlicher die Rede
seyn sollte. Keinen Augenblick hatte er diese Dinge aus den
Augen verloren. Er hat wohl gesagt, im Laufe des Krie-
ges habe er mehr an Rom und an das Concilium gedacht
als an den Krieg selber. Noch war er nicht gesonnen, we-
der diese Verlegung sich gefallen zu lassen, oder auch nur
die publicirten Artikel anzuerkennen.


1*
Erſtes Capitel.
Reichstag zu Augsburg 1547, 48.


Angelegenheit des Conciliums.

Siege werden bald erfochten: ihre Erfolge zu befeſti-
gen, das iſt ſchwer.

Für Carl V war mit dem Siege über die ſchmalkal-
diſchen Stände nur erſt die Hälfte der Arbeit gethan: wollte
er die Gedanken ausführen, von denen er beſeelt war, ſo ſtand
ihm noch ein Gang mit ſeinem eignen Verbündeten bevor.

Wir wiſſen ſchon, wie wenig ihm die Art und Weiſe
genug that, in der das Concilium unter dem Einfluß des
Papſtes verfuhr: jene Feſtſetzung der ſtreitigen Lehrpuncte in
einem Sinne welcher die Proteſtanten abſtoßen mußte, die er
herbeizubringen gedachte; noch mehr die Translation der Ver-
ſammlung, zu der man geſchritten war, ſo bald nur von der
ſo oft verſprochenen Reform ein wenig ernſtlicher die Rede
ſeyn ſollte. Keinen Augenblick hatte er dieſe Dinge aus den
Augen verloren. Er hat wohl geſagt, im Laufe des Krie-
ges habe er mehr an Rom und an das Concilium gedacht
als an den Krieg ſelber. Noch war er nicht geſonnen, we-
der dieſe Verlegung ſich gefallen zu laſſen, oder auch nur
die publicirten Artikel anzuerkennen.


1*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015" n="[1_3]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Capitel</hi>.<lb/>
Reichstag zu Augsburg 1547, 48.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>Angelegenheit des Conciliums.</head><lb/>
            <p>Siege werden bald erfochten: ihre Erfolge zu befe&#x017F;ti-<lb/>
gen, das i&#x017F;t &#x017F;chwer.</p><lb/>
            <p>Für Carl <hi rendition="#aq">V</hi> war mit dem Siege über die &#x017F;chmalkal-<lb/>
di&#x017F;chen Stände nur er&#x017F;t die Hälfte der Arbeit gethan: wollte<lb/>
er die Gedanken ausführen, von denen er be&#x017F;eelt war, &#x017F;o &#x017F;tand<lb/>
ihm noch ein Gang mit &#x017F;einem eignen Verbündeten bevor.</p><lb/>
            <p>Wir wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chon, wie wenig ihm die Art und Wei&#x017F;e<lb/>
genug that, in der das Concilium unter dem Einfluß des<lb/>
Pap&#x017F;tes verfuhr: jene Fe&#x017F;t&#x017F;etzung der &#x017F;treitigen Lehrpuncte in<lb/>
einem Sinne welcher die Prote&#x017F;tanten ab&#x017F;toßen mußte, die er<lb/>
herbeizubringen gedachte; noch mehr die Translation der Ver-<lb/>
&#x017F;ammlung, zu der man ge&#x017F;chritten war, &#x017F;o bald nur von der<lb/>
&#x017F;o oft ver&#x017F;prochenen Reform ein wenig ern&#x017F;tlicher die Rede<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollte. Keinen Augenblick hatte er die&#x017F;e Dinge aus den<lb/>
Augen verloren. Er hat wohl ge&#x017F;agt, im Laufe des Krie-<lb/>
ges habe er mehr an Rom und an das Concilium gedacht<lb/>
als an den Krieg &#x017F;elber. Noch war er nicht ge&#x017F;onnen, we-<lb/>
der die&#x017F;e Verlegung &#x017F;ich gefallen zu la&#x017F;&#x017F;en, oder auch nur<lb/>
die publicirten Artikel anzuerkennen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">1*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1_3]/0015] Erſtes Capitel. Reichstag zu Augsburg 1547, 48. Angelegenheit des Conciliums. Siege werden bald erfochten: ihre Erfolge zu befeſti- gen, das iſt ſchwer. Für Carl V war mit dem Siege über die ſchmalkal- diſchen Stände nur erſt die Hälfte der Arbeit gethan: wollte er die Gedanken ausführen, von denen er beſeelt war, ſo ſtand ihm noch ein Gang mit ſeinem eignen Verbündeten bevor. Wir wiſſen ſchon, wie wenig ihm die Art und Weiſe genug that, in der das Concilium unter dem Einfluß des Papſtes verfuhr: jene Feſtſetzung der ſtreitigen Lehrpuncte in einem Sinne welcher die Proteſtanten abſtoßen mußte, die er herbeizubringen gedachte; noch mehr die Translation der Ver- ſammlung, zu der man geſchritten war, ſo bald nur von der ſo oft verſprochenen Reform ein wenig ernſtlicher die Rede ſeyn ſollte. Keinen Augenblick hatte er dieſe Dinge aus den Augen verloren. Er hat wohl geſagt, im Laufe des Krie- ges habe er mehr an Rom und an das Concilium gedacht als an den Krieg ſelber. Noch war er nicht geſonnen, we- der dieſe Verlegung ſich gefallen zu laſſen, oder auch nur die publicirten Artikel anzuerkennen. 1*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/15
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. [1_3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/15>, abgerufen am 21.12.2024.