Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Sächsische und fränkische Kaiser. Ludwigs des Deutschen, Carlmann, auf das Vorrecht derälteren Linie gestützt und überdieß von dem letzten Kaiser zum Erben eingesetzt, eilte mit Baiern und Oberdeutschen nach Italien und brachte sie im Widerspruch mit dem Papst als sein unzweifelhaftes Erbtheil an sich. Wie viel weniger konnte es Carl dem Kahlen mit Versuchen gelin- gen, die er darauf an den deutschen Grenzen selber machte. Er ward hier wie dort geschlagen: das Übergewicht der Deutschen in den Waffen war so entschieden, daß sie jetzt alle lothringische Landschaften sich zueigneten. Noch unter den Carolingern zogen sie die Grenzen des gewaltigen Rei- ches; die Krone Carls des Großen und zwei Drittheil sei- ner Gebiete fielen ihnen anheim; die Autonomie der weltli- chen Macht hielten sie auf das gewaltigste und glänzendste aufrecht. Sächsische und fränkische Kaiser. Wie nun aber dann, wenn das herrschende Haus ent- In den Jahren 879, 887 entschlossen sich nach und In dem romanischen Europa hatte abermal die Geist- pretiosa munera offerens, in imperatorem unctus est. Annales Hincmari Remensis 875 et 876. Monum. Germ. I, 498. Ranke d. Gesch. I. 2
Saͤchſiſche und fraͤnkiſche Kaiſer. Ludwigs des Deutſchen, Carlmann, auf das Vorrecht derälteren Linie geſtützt und überdieß von dem letzten Kaiſer zum Erben eingeſetzt, eilte mit Baiern und Oberdeutſchen nach Italien und brachte ſie im Widerſpruch mit dem Papſt als ſein unzweifelhaftes Erbtheil an ſich. Wie viel weniger konnte es Carl dem Kahlen mit Verſuchen gelin- gen, die er darauf an den deutſchen Grenzen ſelber machte. Er ward hier wie dort geſchlagen: das Übergewicht der Deutſchen in den Waffen war ſo entſchieden, daß ſie jetzt alle lothringiſche Landſchaften ſich zueigneten. Noch unter den Carolingern zogen ſie die Grenzen des gewaltigen Rei- ches; die Krone Carls des Großen und zwei Drittheil ſei- ner Gebiete fielen ihnen anheim; die Autonomie der weltli- chen Macht hielten ſie auf das gewaltigſte und glänzendſte aufrecht. Sächſiſche und fränkiſche Kaiſer. Wie nun aber dann, wenn das herrſchende Haus ent- In den Jahren 879, 887 entſchloſſen ſich nach und In dem romaniſchen Europa hatte abermal die Geiſt- pretiosa munera offerens, in imperatorem unctus est. Annales Hincmari Remensis 875 et 876. Monum. Germ. I, 498. Ranke d. Geſch. I. 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Saͤchſiſche und fraͤnkiſche Kaiſer</hi>.</fw><lb/> Ludwigs des Deutſchen, Carlmann, auf das Vorrecht der<lb/> älteren Linie geſtützt und überdieß von dem letzten Kaiſer<lb/> zum Erben eingeſetzt, eilte mit Baiern und Oberdeutſchen<lb/> nach Italien und brachte ſie im Widerſpruch mit dem<lb/> Papſt als ſein unzweifelhaftes Erbtheil an ſich. Wie viel<lb/> weniger konnte es Carl dem Kahlen mit Verſuchen gelin-<lb/> gen, die er darauf an den deutſchen Grenzen ſelber machte.<lb/> Er ward hier wie dort geſchlagen: das Übergewicht der<lb/> Deutſchen in den Waffen war ſo entſchieden, daß ſie jetzt<lb/> alle lothringiſche Landſchaften ſich zueigneten. Noch unter<lb/> den Carolingern zogen ſie die Grenzen des gewaltigen Rei-<lb/> ches; die Krone Carls des Großen und zwei Drittheil ſei-<lb/> ner Gebiete fielen ihnen anheim; die Autonomie der weltli-<lb/> chen Macht hielten ſie auf das gewaltigſte und glänzendſte<lb/> aufrecht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Sächſiſche und fränkiſche Kaiſer.</head><lb/> <p>Wie nun aber dann, wenn das herrſchende Haus ent-<lb/> weder abgieng, oder ſich unfähig erwies, die Regierung ei-<lb/> nes ſo großen, von allen Seiten angegriffenen, in ſich ſel-<lb/> ber gährenden Reiches zu führen?</p><lb/> <p>In den Jahren 879, 887 entſchloſſen ſich nach und<lb/> nach die verſchiedenen Nationen von Carl dem Dicken ab-<lb/> zuweichen: es iſt ſehr merkwürdig, wie ſie ſich hiebei von<lb/> einander unterſchieden.</p><lb/> <p>In dem romaniſchen Europa hatte abermal die Geiſt-<lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">pretiosa munera offerens, in imperatorem unctus est. Annales<lb/> Hincmari Remensis 875 et 876. Monum. Germ. I,</hi> 498.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Ranke d. Geſch. <hi rendition="#aq">I.</hi> 2</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0035]
Saͤchſiſche und fraͤnkiſche Kaiſer.
Ludwigs des Deutſchen, Carlmann, auf das Vorrecht der
älteren Linie geſtützt und überdieß von dem letzten Kaiſer
zum Erben eingeſetzt, eilte mit Baiern und Oberdeutſchen
nach Italien und brachte ſie im Widerſpruch mit dem
Papſt als ſein unzweifelhaftes Erbtheil an ſich. Wie viel
weniger konnte es Carl dem Kahlen mit Verſuchen gelin-
gen, die er darauf an den deutſchen Grenzen ſelber machte.
Er ward hier wie dort geſchlagen: das Übergewicht der
Deutſchen in den Waffen war ſo entſchieden, daß ſie jetzt
alle lothringiſche Landſchaften ſich zueigneten. Noch unter
den Carolingern zogen ſie die Grenzen des gewaltigen Rei-
ches; die Krone Carls des Großen und zwei Drittheil ſei-
ner Gebiete fielen ihnen anheim; die Autonomie der weltli-
chen Macht hielten ſie auf das gewaltigſte und glänzendſte
aufrecht.
Sächſiſche und fränkiſche Kaiſer.
Wie nun aber dann, wenn das herrſchende Haus ent-
weder abgieng, oder ſich unfähig erwies, die Regierung ei-
nes ſo großen, von allen Seiten angegriffenen, in ſich ſel-
ber gährenden Reiches zu führen?
In den Jahren 879, 887 entſchloſſen ſich nach und
nach die verſchiedenen Nationen von Carl dem Dicken ab-
zuweichen: es iſt ſehr merkwürdig, wie ſie ſich hiebei von
einander unterſchieden.
In dem romaniſchen Europa hatte abermal die Geiſt-
2
2 pretiosa munera offerens, in imperatorem unctus est. Annales
Hincmari Remensis 875 et 876. Monum. Germ. I, 498.
Ranke d. Geſch. I. 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |