Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Aluise Mocenigo Relatione 1559. meint, wenn die Päpste sich angelegen seyn ließen, Christum nach-zuahmen, so würden sie bei weitem mehr zu fürchten seyn. Dann schildert er "le conditioni", wie er sagt, "di papa Paolo IV, e di chi lo consiglia", d. i. vor allem seine drei Nepoten; -- ich habe mir seine Schilderung zu Nutze gemacht: in dem allgemei- nen Urtheil aber kann man doch mit dem Autor nicht überein- stimmen. Er meint, auch Paul IV. wolle nur sein Haus groß ma- chen. Hätte er später geschrieben, nach der Vertreibung der Nepo- ten, so würde er ein solches Urtheil nicht gefällt haben. Eben dieser Moment ist der große Wendepunkt der päpstlichen Politik von welt- lichen zu geistlichen Absichten. -- Von den Personen wendet sich Navagero zu einer Beschreibung des Krieges zwischen Paul IV. und Philipp II; eben so glücklich geworfen und voll geistreicher Beobach- tung. -- Es folgt eine Betrachtung über die auswärtigen Verhältnisse, und über das wahrscheinlichste Ergebniß einer künftigen Wahl. Nur mit großer Vorsicht geht Navagero daran, hievon zu reden: "piu," sagt er "per sodisfare alle SS. VV. EE. che a me in quella parte." Doch hat er es nicht übel getroffen. Unter den Beiden, in denen er die meiste Wahrscheinlichkeit der Nachfolge bemerkt, nennt er wirk- lich den, der dazu gelangt ist, Medighis, obwohl er freilich den Andern, Puteo, doch noch wahrscheinlicher findet. Jetzt aber, sagt er, bin ich wieder hier, ich sehe wieder das An- 31. Relatione del Clmo M. Aluise Mocenigo Cavre ritornato della corte di Roma 1560. (Arch. Ven.) Siebzehn Monat stand Mocenigo noch bei Paul IV, 4 Mo- Er schildert zuerst die kirchliche und weltliche Verwaltung, die Auch die Alterthümer vergißt er nicht, an denen Rom, wie die Dann kommt er auf die Unruhen, die beim Tode Pauls IV. Aluise Mocenigo Relatione 1559. meint, wenn die Paͤpſte ſich angelegen ſeyn ließen, Chriſtum nach-zuahmen, ſo wuͤrden ſie bei weitem mehr zu fuͤrchten ſeyn. Dann ſchildert er „le conditioni“, wie er ſagt, „di papa Paolo IV, e di chi lo consiglia“, d. i. vor allem ſeine drei Nepoten; — ich habe mir ſeine Schilderung zu Nutze gemacht: in dem allgemei- nen Urtheil aber kann man doch mit dem Autor nicht uͤberein- ſtimmen. Er meint, auch Paul IV. wolle nur ſein Haus groß ma- chen. Haͤtte er ſpaͤter geſchrieben, nach der Vertreibung der Nepo- ten, ſo wuͤrde er ein ſolches Urtheil nicht gefaͤllt haben. Eben dieſer Moment iſt der große Wendepunkt der paͤpſtlichen Politik von welt- lichen zu geiſtlichen Abſichten. — Von den Perſonen wendet ſich Navagero zu einer Beſchreibung des Krieges zwiſchen Paul IV. und Philipp II; eben ſo gluͤcklich geworfen und voll geiſtreicher Beobach- tung. — Es folgt eine Betrachtung uͤber die auswaͤrtigen Verhaͤltniſſe, und uͤber das wahrſcheinlichſte Ergebniß einer kuͤnftigen Wahl. Nur mit großer Vorſicht geht Navagero daran, hievon zu reden: „più,“ ſagt er „per sodisfare alle SS. VV. EE. che a me in quella parte.“ Doch hat er es nicht uͤbel getroffen. Unter den Beiden, in denen er die meiſte Wahrſcheinlichkeit der Nachfolge bemerkt, nennt er wirk- lich den, der dazu gelangt iſt, Medighis, obwohl er freilich den Andern, Puteo, doch noch wahrſcheinlicher findet. Jetzt aber, ſagt er, bin ich wieder hier, ich ſehe wieder das An- 31. Relatione del Clmo M. Aluise Mocenigo Cavre ritornato della corte di Roma 1560. (Arch. Ven.) Siebzehn Monat ſtand Mocenigo noch bei Paul IV, 4 Mo- Er ſchildert zuerſt die kirchliche und weltliche Verwaltung, die Auch die Alterthuͤmer vergißt er nicht, an denen Rom, wie die Dann kommt er auf die Unruhen, die beim Tode Pauls IV. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0311" n="299"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Aluise Mocenigo Relatione</hi></hi> 1559.</fw><lb/> meint, wenn die Paͤpſte ſich angelegen ſeyn ließen, Chriſtum nach-<lb/> zuahmen, ſo wuͤrden ſie bei weitem mehr zu fuͤrchten ſeyn. Dann<lb/> ſchildert er <hi rendition="#aq">„le conditioni“,</hi> wie er ſagt, <hi rendition="#aq">„di papa Paolo IV, e<lb/> di chi lo consiglia“,</hi> d. i. vor allem ſeine drei Nepoten; — ich<lb/> habe mir ſeine Schilderung zu Nutze gemacht: in dem allgemei-<lb/> nen Urtheil aber kann man doch mit dem Autor nicht uͤberein-<lb/> ſtimmen. 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Aluise Mocenigo Relatione 1559.
meint, wenn die Paͤpſte ſich angelegen ſeyn ließen, Chriſtum nach-
zuahmen, ſo wuͤrden ſie bei weitem mehr zu fuͤrchten ſeyn. Dann
ſchildert er „le conditioni“, wie er ſagt, „di papa Paolo IV, e
di chi lo consiglia“, d. i. vor allem ſeine drei Nepoten; — ich
habe mir ſeine Schilderung zu Nutze gemacht: in dem allgemei-
nen Urtheil aber kann man doch mit dem Autor nicht uͤberein-
ſtimmen. Er meint, auch Paul IV. wolle nur ſein Haus groß ma-
chen. Haͤtte er ſpaͤter geſchrieben, nach der Vertreibung der Nepo-
ten, ſo wuͤrde er ein ſolches Urtheil nicht gefaͤllt haben. Eben dieſer
Moment iſt der große Wendepunkt der paͤpſtlichen Politik von welt-
lichen zu geiſtlichen Abſichten. — Von den Perſonen wendet ſich
Navagero zu einer Beſchreibung des Krieges zwiſchen Paul IV. und
Philipp II; eben ſo gluͤcklich geworfen und voll geiſtreicher Beobach-
tung. — Es folgt eine Betrachtung uͤber die auswaͤrtigen Verhaͤltniſſe,
und uͤber das wahrſcheinlichſte Ergebniß einer kuͤnftigen Wahl. Nur
mit großer Vorſicht geht Navagero daran, hievon zu reden: „più,“
ſagt er „per sodisfare alle SS. VV. EE. che a me in quella parte.“
Doch hat er es nicht uͤbel getroffen. Unter den Beiden, in denen
er die meiſte Wahrſcheinlichkeit der Nachfolge bemerkt, nennt er wirk-
lich den, der dazu gelangt iſt, Medighis, obwohl er freilich den
Andern, Puteo, doch noch wahrſcheinlicher findet.
Jetzt aber, ſagt er, bin ich wieder hier, ich ſehe wieder das An-
geſicht meines Fuͤrſten, der erlauchten Republik, zu deren Dienſt nichts
ſo groß ſeyn wird daß ich es nicht wagen, nichts ſo gering daß ich
es nicht uͤber mich nehmen ſollte. — Der Ausdruck der Ergebenheit
erhoͤht noch die Farbe der Darſtellung.
31.
Relatione del Clmo M. Aluise Mocenigo Cavre ritornato della corte
di Roma 1560. (Arch. Ven.)
Siebzehn Monat ſtand Mocenigo noch bei Paul IV, 4 Mo-
nat 8 Tage dauerte das Conclave, ſieben Monat verſah er dann
die Geſandtſchaft bei Pius IV.
Er ſchildert zuerſt die kirchliche und weltliche Verwaltung, die
Juſtiz und den Hof unter Paul IV. Er macht hiebei eine Bemer-
kung, deren ich mich nicht zu bedienen gewagt habe: obwohl ſie eine
weite Ausſicht darbietet: I cardinali, ſagt er, dividono fra loro le
città delle legationi (nel conclave): poi continuano in questo
modo a beneplacito delli pontefici. Iſt dieß etwa der Urſprung
der Verwaltung des Staates durch Geiſtliche, die ſich allmaͤhlig
einfuͤhrte?
Auch die Alterthuͤmer vergißt er nicht, an denen Rom, wie die
Beſchreibungen von Boiſſard und Gamucci bezeugen, damals einen
groͤßern Reichthum als jemals beſaß. In cadaun loco, habitato o
non habitato, che si scava in Roma, si ritrovano vestigie e fa-
briche nobili et antiche, et in molti luoghi si cavano di bellis-
sime statue. Di statue marmoree, poste insieme, si potria fare
un grandissimo esercito.
Dann kommt er auf die Unruhen, die beim Tode Pauls IV.
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