Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Kap. I. Epochen des Papstthums. er zu Rom die Schulen der Friesen, Sachsen, Frankenaufgenommen, durch welche diese Stadt selbst germanisirt wurde, so ist er in die Verbindung germanischer und ro- manischer Elemente eingetreten, welche seitdem den Charak- ter des Abendlandes ausgemacht hat. In dem bedrängtesten Moment hat seine Gewalt in einem frischen Boden Wur- zel geschlagen: als sie zu dem Untergange bestimmt schien, hat sie sich auf lange Zeiträume festgestellt. Die Hierar- chie, in dem römischen Reich geschaffen, hat sich in die germanischen Nationen ergossen; hier findet sie ein unend- liches Feld für eine immer fortschreitende Thätigkeit. Verhältniß zu den deutschen Kaisern. Selbststän- dige Ausbildung der Hierarchie. Wir lassen neue Jahrhunderte vorübergegangen seyn, Das fränkische Reich ist zerfallen: auf das gewaltigste Niemals hat der deutsche Name in Europa mehr ge- Kap. I. Epochen des Papſtthums. er zu Rom die Schulen der Frieſen, Sachſen, Frankenaufgenommen, durch welche dieſe Stadt ſelbſt germaniſirt wurde, ſo iſt er in die Verbindung germaniſcher und ro- maniſcher Elemente eingetreten, welche ſeitdem den Charak- ter des Abendlandes ausgemacht hat. In dem bedraͤngteſten Moment hat ſeine Gewalt in einem friſchen Boden Wur- zel geſchlagen: als ſie zu dem Untergange beſtimmt ſchien, hat ſie ſich auf lange Zeitraͤume feſtgeſtellt. Die Hierar- chie, in dem roͤmiſchen Reich geſchaffen, hat ſich in die germaniſchen Nationen ergoſſen; hier findet ſie ein unend- liches Feld fuͤr eine immer fortſchreitende Thaͤtigkeit. Verhaͤltniß zu den deutſchen Kaiſern. Selbſtſtaͤn- dige Ausbildung der Hierarchie. Wir laſſen neue Jahrhunderte voruͤbergegangen ſeyn, Das fraͤnkiſche Reich iſt zerfallen: auf das gewaltigſte Niemals hat der deutſche Name in Europa mehr ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0048" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Epochen des Papſtthums</hi>.</fw><lb/> er zu Rom die Schulen der Frieſen, Sachſen, Franken<lb/> aufgenommen, durch welche dieſe Stadt ſelbſt germaniſirt<lb/> wurde, ſo iſt er in die Verbindung germaniſcher und ro-<lb/> maniſcher Elemente eingetreten, welche ſeitdem den Charak-<lb/> ter des Abendlandes ausgemacht hat. In dem bedraͤngteſten<lb/> Moment hat ſeine Gewalt in einem friſchen Boden Wur-<lb/> zel geſchlagen: als ſie zu dem Untergange beſtimmt ſchien,<lb/> hat ſie ſich auf lange Zeitraͤume feſtgeſtellt. Die Hierar-<lb/> chie, in dem roͤmiſchen Reich geſchaffen, hat ſich in die<lb/> germaniſchen Nationen ergoſſen; hier findet ſie ein unend-<lb/> liches Feld fuͤr eine immer fortſchreitende Thaͤtigkeit.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head>Verhaͤltniß zu den deutſchen Kaiſern. Selbſtſtaͤn-<lb/> dige Ausbildung der Hierarchie.</head><lb/> <p>Wir laſſen neue Jahrhunderte voruͤbergegangen ſeyn,<lb/> um uns den Punkt der Entwickelung, auf den ſie gefuͤhrt<lb/> haben, deſto deutlicher zu vergegenwaͤrtigen.</p><lb/> <p>Das fraͤnkiſche Reich iſt zerfallen: auf das gewaltigſte<lb/> hat ſich das deutſche erhoben.</p><lb/> <p>Niemals hat der deutſche Name in Europa mehr ge-<lb/> golten, als im 10ten und 11ten Jahrhundert, unter den<lb/> ſaͤchſiſchen und den erſten ſaliſchen Kaiſern. Von den oͤſt-<lb/> lichen Grenzen, wo der Koͤnig von Polen ſich perſoͤnliche<lb/> Unterwerfung und eine Theilung ſeines Landes hat gefallen<lb/> laſſen, wo der Herzog von Boͤhmen zur Haft verurtheilt<lb/> worden, ſehen wir Conrad <hi rendition="#aq">II.</hi> nach dem Weſten aufbre-<lb/> chen, um Burgund, den Anſpruͤchen franzoͤſiſcher Magnaten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0048]
Kap. I. Epochen des Papſtthums.
er zu Rom die Schulen der Frieſen, Sachſen, Franken
aufgenommen, durch welche dieſe Stadt ſelbſt germaniſirt
wurde, ſo iſt er in die Verbindung germaniſcher und ro-
maniſcher Elemente eingetreten, welche ſeitdem den Charak-
ter des Abendlandes ausgemacht hat. In dem bedraͤngteſten
Moment hat ſeine Gewalt in einem friſchen Boden Wur-
zel geſchlagen: als ſie zu dem Untergange beſtimmt ſchien,
hat ſie ſich auf lange Zeitraͤume feſtgeſtellt. Die Hierar-
chie, in dem roͤmiſchen Reich geſchaffen, hat ſich in die
germaniſchen Nationen ergoſſen; hier findet ſie ein unend-
liches Feld fuͤr eine immer fortſchreitende Thaͤtigkeit.
Verhaͤltniß zu den deutſchen Kaiſern. Selbſtſtaͤn-
dige Ausbildung der Hierarchie.
Wir laſſen neue Jahrhunderte voruͤbergegangen ſeyn,
um uns den Punkt der Entwickelung, auf den ſie gefuͤhrt
haben, deſto deutlicher zu vergegenwaͤrtigen.
Das fraͤnkiſche Reich iſt zerfallen: auf das gewaltigſte
hat ſich das deutſche erhoben.
Niemals hat der deutſche Name in Europa mehr ge-
golten, als im 10ten und 11ten Jahrhundert, unter den
ſaͤchſiſchen und den erſten ſaliſchen Kaiſern. Von den oͤſt-
lichen Grenzen, wo der Koͤnig von Polen ſich perſoͤnliche
Unterwerfung und eine Theilung ſeines Landes hat gefallen
laſſen, wo der Herzog von Boͤhmen zur Haft verurtheilt
worden, ſehen wir Conrad II. nach dem Weſten aufbre-
chen, um Burgund, den Anſpruͤchen franzoͤſiſcher Magnaten
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