Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
Gregor XIII.
Die Zeiten Gregors XIII. und Sixtus V.
Gregor XIII.

Gregor XIII., -- Hugo Buoncompagno aus Bologna
-- als Jurist und in weltlichen Diensten emporgekommen,
war von Natur heiter und lebenslustig; er hatte einen
Sohn, der ihm zwar ehe er die geistliche Würde empfangen,
aber doch außer der Ehe geboren worden; wenn er gleich
seitdem einen regelmäßigen Wandel geführt hatte, so war er
doch zu keiner Zeit scrupulös, und über eine gewisse Art
von Strenge zeigte er eher seine Mißbilligung; mehr an
das Beispiel Pius IV., dessen Minister er auch sogleich
wieder in die Geschäfte zog, als an seinen unmittelbaren
Vorgänger schien er sich halten zu wollen 1). Aber an
diesem Papste sieht man, was eine zur Herrschaft ge-
langte Gesinnung vermag. Hundert Jahre früher würde
er höchstens wie ein Innocenz VIII. regiert haben. Jetzt
dagegen konnte auch ein Mann wie er, sich den strengen
kirchlichen Tendenzen nicht mehr entziehen.

An dem Hofe gab es eine Partei, die es sich vor al-
lem zur Aufgabe gemacht hatte, dieselben zu behaupten und
zu verfechten. Es waren Jesuiten, Theatiner und ihre
Freunde. Man nennt uns die Monsignoren Frumento
und Corniglia, den furchtlosen Prediger, Franz Toledo,

1) Man erwartete, er werde anders regieren als seine Vorgän-
ger: mitiori quadam hominumque captui accommodatiori ratione.
Commentarii de rebus Gregorii XIII. (Ms. Bibl. Alb.).
27*
Gregor XIII.
Die Zeiten Gregors XIII. und Sixtus V.
Gregor XIII.

Gregor XIII., — Hugo Buoncompagno aus Bologna
— als Juriſt und in weltlichen Dienſten emporgekommen,
war von Natur heiter und lebensluſtig; er hatte einen
Sohn, der ihm zwar ehe er die geiſtliche Wuͤrde empfangen,
aber doch außer der Ehe geboren worden; wenn er gleich
ſeitdem einen regelmaͤßigen Wandel gefuͤhrt hatte, ſo war er
doch zu keiner Zeit ſcrupuloͤs, und uͤber eine gewiſſe Art
von Strenge zeigte er eher ſeine Mißbilligung; mehr an
das Beiſpiel Pius IV., deſſen Miniſter er auch ſogleich
wieder in die Geſchaͤfte zog, als an ſeinen unmittelbaren
Vorgaͤnger ſchien er ſich halten zu wollen 1). Aber an
dieſem Papſte ſieht man, was eine zur Herrſchaft ge-
langte Geſinnung vermag. Hundert Jahre fruͤher wuͤrde
er hoͤchſtens wie ein Innocenz VIII. regiert haben. Jetzt
dagegen konnte auch ein Mann wie er, ſich den ſtrengen
kirchlichen Tendenzen nicht mehr entziehen.

An dem Hofe gab es eine Partei, die es ſich vor al-
lem zur Aufgabe gemacht hatte, dieſelben zu behaupten und
zu verfechten. Es waren Jeſuiten, Theatiner und ihre
Freunde. Man nennt uns die Monſignoren Frumento
und Corniglia, den furchtloſen Prediger, Franz Toledo,

1) Man erwartete, er werde anders regieren als ſeine Vorgaͤn-
ger: mitiori quadam hominumque captui accommodatiori ratione.
Commentarii de rebus Gregorii XIII. (Ms. Bibl. Alb.).
27*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0445" n="419"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Gregor</hi> <hi rendition="#aq">XIII.</hi> </fw>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Die Zeiten Gregors</hi> <hi rendition="#aq">XIII.</hi> <hi rendition="#g">und Sixtus</hi> <hi rendition="#aq">V.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>Gregor <hi rendition="#aq">XIII.</hi></head><lb/>
            <p>Gregor <hi rendition="#aq">XIII.</hi>, &#x2014; Hugo Buoncompagno aus Bologna<lb/>
&#x2014; als Juri&#x017F;t und in weltlichen Dien&#x017F;ten emporgekommen,<lb/>
war von Natur heiter und lebenslu&#x017F;tig; er hatte einen<lb/>
Sohn, der ihm zwar ehe er die gei&#x017F;tliche Wu&#x0364;rde empfangen,<lb/>
aber doch außer der Ehe geboren worden; wenn er gleich<lb/>
&#x017F;eitdem einen regelma&#x0364;ßigen Wandel gefu&#x0364;hrt hatte, &#x017F;o war er<lb/>
doch zu keiner Zeit &#x017F;crupulo&#x0364;s, und u&#x0364;ber eine gewi&#x017F;&#x017F;e Art<lb/>
von Strenge zeigte er eher &#x017F;eine Mißbilligung; mehr an<lb/>
das Bei&#x017F;piel Pius <hi rendition="#aq">IV.</hi>, de&#x017F;&#x017F;en Mini&#x017F;ter er auch &#x017F;ogleich<lb/>
wieder in die Ge&#x017F;cha&#x0364;fte zog, als an &#x017F;einen unmittelbaren<lb/>
Vorga&#x0364;nger &#x017F;chien er &#x017F;ich halten zu wollen <note place="foot" n="1)">Man erwartete, er werde anders regieren als &#x017F;eine Vorga&#x0364;n-<lb/>
ger: <hi rendition="#aq">mitiori quadam hominumque captui accommodatiori ratione.<lb/>
Commentarii de rebus Gregorii XIII. (Ms. Bibl. Alb.).</hi></note>. Aber an<lb/>
die&#x017F;em Pap&#x017F;te &#x017F;ieht man, was eine zur Herr&#x017F;chaft ge-<lb/>
langte Ge&#x017F;innung vermag. Hundert Jahre fru&#x0364;her wu&#x0364;rde<lb/>
er ho&#x0364;ch&#x017F;tens wie ein Innocenz <hi rendition="#aq">VIII.</hi> regiert haben. Jetzt<lb/>
dagegen konnte auch ein Mann wie er, &#x017F;ich den &#x017F;trengen<lb/>
kirchlichen Tendenzen nicht mehr entziehen.</p><lb/>
            <p>An dem Hofe gab es eine Partei, die es &#x017F;ich vor al-<lb/>
lem zur Aufgabe gemacht hatte, die&#x017F;elben zu behaupten und<lb/>
zu verfechten. Es waren Je&#x017F;uiten, Theatiner und ihre<lb/>
Freunde. Man nennt uns die Mon&#x017F;ignoren Frumento<lb/>
und Corniglia, den furchtlo&#x017F;en Prediger, Franz Toledo,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">27*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0445] Gregor XIII. Die Zeiten Gregors XIII. und Sixtus V. Gregor XIII. Gregor XIII., — Hugo Buoncompagno aus Bologna — als Juriſt und in weltlichen Dienſten emporgekommen, war von Natur heiter und lebensluſtig; er hatte einen Sohn, der ihm zwar ehe er die geiſtliche Wuͤrde empfangen, aber doch außer der Ehe geboren worden; wenn er gleich ſeitdem einen regelmaͤßigen Wandel gefuͤhrt hatte, ſo war er doch zu keiner Zeit ſcrupuloͤs, und uͤber eine gewiſſe Art von Strenge zeigte er eher ſeine Mißbilligung; mehr an das Beiſpiel Pius IV., deſſen Miniſter er auch ſogleich wieder in die Geſchaͤfte zog, als an ſeinen unmittelbaren Vorgaͤnger ſchien er ſich halten zu wollen 1). Aber an dieſem Papſte ſieht man, was eine zur Herrſchaft ge- langte Geſinnung vermag. Hundert Jahre fruͤher wuͤrde er hoͤchſtens wie ein Innocenz VIII. regiert haben. Jetzt dagegen konnte auch ein Mann wie er, ſich den ſtrengen kirchlichen Tendenzen nicht mehr entziehen. An dem Hofe gab es eine Partei, die es ſich vor al- lem zur Aufgabe gemacht hatte, dieſelben zu behaupten und zu verfechten. Es waren Jeſuiten, Theatiner und ihre Freunde. Man nennt uns die Monſignoren Frumento und Corniglia, den furchtloſen Prediger, Franz Toledo, 1) Man erwartete, er werde anders regieren als ſeine Vorgaͤn- ger: mitiori quadam hominumque captui accommodatiori ratione. Commentarii de rebus Gregorii XIII. (Ms. Bibl. Alb.). 27*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/445
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/445>, abgerufen am 13.11.2024.