Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Anmerkungen chen braucht, um ihren Beschauern reizend zu erschei-nen. Domenichino scheint den Ausspruch jenes Alten gerechtfertiget zu haben: daß, wenn die Tugend ver- körpert erschiene, die ganze Welt sie lieben würde. Selbst der eifrigste Verehrer des Alterthums, dessen Auge durch den Anblick ihrer Meisterstücke verwöhnt ist, wird durch Gesichtsbildungen, die so sehr in ih- rem Geiste gedacht sind, in diesem Stücke seine For- derungen an die neuere Kunst ausgefüllt finden, und sie dienen zum Beweise, daß es eben so sehr an dem Mangel innerer Fähigkeiten, als an dem Widerstre- ben äußerer Verhältnisse liegt, wenn der moderne Bildhauer seinem früheren Vorgänger in der Bildung schöner weiblicher Köpfe nicht gleich gekommen ist. Die Farbe ist dem Charakter des Geschlechts an- Die Mahlereien des Lanfranco in dieser In der Sacristei, das Bildniß des heil. Kirche S. Carlo al Corso. 24) Auf dem Hauptaltare die Jungfrau Maria, von 24) Hr. D. Volkmann S. 358. Titi S. 371.
Anmerkungen chen braucht, um ihren Beſchauern reizend zu erſchei-nen. Domenichino ſcheint den Ausſpruch jenes Alten gerechtfertiget zu haben: daß, wenn die Tugend ver- koͤrpert erſchiene, die ganze Welt ſie lieben wuͤrde. Selbſt der eifrigſte Verehrer des Alterthums, deſſen Auge durch den Anblick ihrer Meiſterſtuͤcke verwoͤhnt iſt, wird durch Geſichtsbildungen, die ſo ſehr in ih- rem Geiſte gedacht ſind, in dieſem Stuͤcke ſeine For- derungen an die neuere Kunſt ausgefuͤllt finden, und ſie dienen zum Beweiſe, daß es eben ſo ſehr an dem Mangel innerer Faͤhigkeiten, als an dem Widerſtre- ben aͤußerer Verhaͤltniſſe liegt, wenn der moderne Bildhauer ſeinem fruͤheren Vorgaͤnger in der Bildung ſchoͤner weiblicher Koͤpfe nicht gleich gekommen iſt. Die Farbe iſt dem Charakter des Geſchlechts an- Die Mahlereien des Lanfranco in dieſer In der Sacriſtei, das Bildniß des heil. Kirche S. Carlo al Corſo. 24) Auf dem Hauptaltare die Jungfrau Maria, von 24) Hr. D. Volkmann S. 358. Titi S. 371.
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Anmerkungen
chen braucht, um ihren Beſchauern reizend zu erſchei-
nen. Domenichino ſcheint den Ausſpruch jenes Alten
gerechtfertiget zu haben: daß, wenn die Tugend ver-
koͤrpert erſchiene, die ganze Welt ſie lieben wuͤrde.
Selbſt der eifrigſte Verehrer des Alterthums, deſſen
Auge durch den Anblick ihrer Meiſterſtuͤcke verwoͤhnt
iſt, wird durch Geſichtsbildungen, die ſo ſehr in ih-
rem Geiſte gedacht ſind, in dieſem Stuͤcke ſeine For-
derungen an die neuere Kunſt ausgefuͤllt finden, und
ſie dienen zum Beweiſe, daß es eben ſo ſehr an dem
Mangel innerer Faͤhigkeiten, als an dem Widerſtre-
ben aͤußerer Verhaͤltniſſe liegt, wenn der moderne
Bildhauer ſeinem fruͤheren Vorgaͤnger in der Bildung
ſchoͤner weiblicher Koͤpfe nicht gleich gekommen iſt.
Die Farbe iſt dem Charakter des Geſchlechts an-
gemeſſen, und fuͤr eine Freſkomahlerei ziemlich kraͤftig;
die Gewaͤnder koͤnnten beſſer ſeyn.
Die Mahlereien des Lanfranco in dieſer
Kirche zeigen das Talent dieſes Meiſters, die Flaͤche,
die ſie ausfuͤllen ſoll, auf eine gute Art zu bedecken:
das iſt ſein Charakter, das iſt ſein Verdienſt.
In der Sacriſtei, das Bildniß des heil.
Carls von Pietro da Cortona, von kraͤftigerer
Faͤrbung und beſtimmterer Zeichnung, als ſie ſonſt
dieſem Meiſter gewoͤhnlich ſind.
Kirche S. Carlo al Corſo. 24)
Auf dem Hauptaltare die Jungfrau Maria,
welche den heil. Carlo ihrem Sohne vorſtellet,
von
24) Hr. D. Volkmann S. 358. Titi S. 371.
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