Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Villa Farnese
oder Orti Farnesiani.
1)

Beim Eintritt durch das große Thor, welches zu
diesen Gärten führet, trifft man in einer Art
von Schuppen die Materialien zu einem Triumph-
bogen an, der von dem Hause Farnese jedesmal er-
richtet wird, wenn ein neuer Pabst Possession vom
Lateran nimmt.

Hier steht + der berühmte Torso eines jun-
gen Helden,
von dem Winkelmann mit Recht viel
Gutes sagt. Die Umrisse sind äußerst fließend, und
die Arbeit ist sehr besorgt.

Weiterhin unter den Terrassen trifft man meh-
rere mittelmäßige Statuen an, die aus dem Co-
losseo hieher gebracht seyn sollen.

Auf der ersten Terrasse findet man einen Porticus
mit Arcaden und einer Grotte. Hier stehen wieder
mehrere Statuen: Eine sitzende Frauensperson,
zwei gefangene Barbaren
auf halben Leib, an
denen Köpfe und Hände neu sind, und einige an-
dere
meistens unbeträchtliche Figuren: imgleichen
einige Büsten. Das Vorzüglichste was hier ehe-
mals stand, ist nach Neapel gegangen, unter an-
dern auch die schöne Statue der Agrippina.

Auf
1) In der Beschreibung, die Herr Dr. Volkmann in
seinen Historisch kritischen Nachrichten über Italien,
II. Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat,
herrscht große Unordnung. Man hat sie hier in
Rücksicht auf die Kunstwerke zu verbessern gesucht.

Villa Farneſe
oder Orti Farneſiani.
1)

Beim Eintritt durch das große Thor, welches zu
dieſen Gaͤrten fuͤhret, trifft man in einer Art
von Schuppen die Materialien zu einem Triumph-
bogen an, der von dem Hauſe Farneſe jedesmal er-
richtet wird, wenn ein neuer Pabſt Poſſeſſion vom
Lateran nimmt.

Hier ſteht † der beruͤhmte Torſo eines jun-
gen Helden,
von dem Winkelmann mit Recht viel
Gutes ſagt. Die Umriſſe ſind aͤußerſt fließend, und
die Arbeit iſt ſehr beſorgt.

Weiterhin unter den Terraſſen trifft man meh-
rere mittelmaͤßige Statuen an, die aus dem Co-
loſſeo hieher gebracht ſeyn ſollen.

Auf der erſten Terraſſe findet man einen Porticus
mit Arcaden und einer Grotte. Hier ſtehen wieder
mehrere Statuen: Eine ſitzende Frauensperſon,
zwei gefangene Barbaren
auf halben Leib, an
denen Koͤpfe und Haͤnde neu ſind, und einige an-
dere
meiſtens unbetraͤchtliche Figuren: imgleichen
einige Buͤſten. Das Vorzuͤglichſte was hier ehe-
mals ſtand, iſt nach Neapel gegangen, unter an-
dern auch die ſchoͤne Statue der Agrippina.

Auf
1) In der Beſchreibung, die Herr Dr. Volkmann in
ſeinen Hiſtoriſch kritiſchen Nachrichten uͤber Italien,
II. Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat,
herrſcht große Unordnung. Man hat ſie hier in
Ruͤckſicht auf die Kunſtwerke zu verbeſſern geſucht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0117" n="93"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g"><hi rendition="#b">Villa Farne&#x017F;e</hi><lb/>
oder <hi rendition="#b">Orti Farne&#x017F;iani.</hi></hi> <note place="foot" n="1)">In der Be&#x017F;chreibung, die Herr Dr. Volkmann in<lb/>
&#x017F;einen Hi&#x017F;tori&#x017F;ch kriti&#x017F;chen Nachrichten u&#x0364;ber Italien,<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat,<lb/>
herr&#x017F;cht große Unordnung. Man hat &#x017F;ie hier in<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf die Kun&#x017F;twerke zu verbe&#x017F;&#x017F;ern ge&#x017F;ucht.</note>
        </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">B</hi>eim Eintritt durch das große Thor, welches zu<lb/>
die&#x017F;en Ga&#x0364;rten fu&#x0364;hret, trifft man in einer Art<lb/>
von Schuppen die Materialien zu einem Triumph-<lb/>
bogen an, der von dem Hau&#x017F;e Farne&#x017F;e jedesmal er-<lb/>
richtet wird, wenn ein neuer Pab&#x017F;t Po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ion vom<lb/>
Lateran nimmt.</p><lb/>
        <p>Hier &#x017F;teht &#x2020; <hi rendition="#fr">der beru&#x0364;hmte Tor&#x017F;o eines jun-<lb/>
gen Helden,</hi> von dem Winkelmann mit Recht viel<lb/>
Gutes &#x017F;agt. Die Umri&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind a&#x0364;ußer&#x017F;t fließend, und<lb/>
die Arbeit i&#x017F;t &#x017F;ehr be&#x017F;orgt.</p><lb/>
        <p>Weiterhin unter den Terra&#x017F;&#x017F;en trifft man meh-<lb/>
rere mittelma&#x0364;ßige <hi rendition="#fr">Statuen</hi> an, die aus dem Co-<lb/>
lo&#x017F;&#x017F;eo hieher gebracht &#x017F;eyn &#x017F;ollen.</p><lb/>
        <p>Auf der er&#x017F;ten Terra&#x017F;&#x017F;e findet man einen Porticus<lb/>
mit Arcaden und einer Grotte. Hier &#x017F;tehen wieder<lb/>
mehrere <hi rendition="#fr">Statuen: Eine &#x017F;itzende Frauensper&#x017F;on,<lb/>
zwei gefangene Barbaren</hi> auf halben Leib, an<lb/>
denen Ko&#x0364;pfe und Ha&#x0364;nde neu &#x017F;ind, und <hi rendition="#fr">einige an-<lb/>
dere</hi> mei&#x017F;tens unbetra&#x0364;chtliche <hi rendition="#fr">Figuren:</hi> imgleichen<lb/><hi rendition="#fr">einige Bu&#x0364;&#x017F;ten.</hi> Das Vorzu&#x0364;glich&#x017F;te was hier ehe-<lb/>
mals &#x017F;tand, i&#x017F;t nach Neapel gegangen, unter an-<lb/>
dern auch die &#x017F;cho&#x0364;ne Statue der Agrippina.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0117] Villa Farneſe oder Orti Farneſiani. 1) Beim Eintritt durch das große Thor, welches zu dieſen Gaͤrten fuͤhret, trifft man in einer Art von Schuppen die Materialien zu einem Triumph- bogen an, der von dem Hauſe Farneſe jedesmal er- richtet wird, wenn ein neuer Pabſt Poſſeſſion vom Lateran nimmt. Hier ſteht † der beruͤhmte Torſo eines jun- gen Helden, von dem Winkelmann mit Recht viel Gutes ſagt. Die Umriſſe ſind aͤußerſt fließend, und die Arbeit iſt ſehr beſorgt. Weiterhin unter den Terraſſen trifft man meh- rere mittelmaͤßige Statuen an, die aus dem Co- loſſeo hieher gebracht ſeyn ſollen. Auf der erſten Terraſſe findet man einen Porticus mit Arcaden und einer Grotte. Hier ſtehen wieder mehrere Statuen: Eine ſitzende Frauensperſon, zwei gefangene Barbaren auf halben Leib, an denen Koͤpfe und Haͤnde neu ſind, und einige an- dere meiſtens unbetraͤchtliche Figuren: imgleichen einige Buͤſten. Das Vorzuͤglichſte was hier ehe- mals ſtand, iſt nach Neapel gegangen, unter an- dern auch die ſchoͤne Statue der Agrippina. Auf 1) In der Beſchreibung, die Herr Dr. Volkmann in ſeinen Hiſtoriſch kritiſchen Nachrichten uͤber Italien, II. Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat, herrſcht große Unordnung. Man hat ſie hier in Ruͤckſicht auf die Kunſtwerke zu verbeſſern geſucht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/117
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/117>, abgerufen am 30.12.2024.