Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Villa Albani.

Der Garten selbst ist ziemlich im französischen
Geschmack. Die Aussicht von der Terrasse vor dem
Hause ab auf den Xystus mit der zwischen liegenden
Fontaine ist mir die liebste Partie, und bei dem
Xystus, dem Wohnhause gegen über, hat der Car-
dinal offenbar ähnliche Anlagen der Alten, von denen
wir aus ihren Schriften wissen, vor Augen gehabt.


Das Hauptgebäude.
Porticus vor demselben.
Zwei Sphynxe von Basalt.

Rechter Hand am Ende + eine schöne Figur,
die zu fliegen scheint,
denn sie hängt an dem Mar-
morblocke mit dem Gewande, und ihre Füße be-
rühren die Erde nicht. Die Gesichtsbildung ist sehr
reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch
könnte die Ausführung besser seyn. Auf dem Kopfe
trägt sie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel.
Allein die beiden Arme sind neu. Man nennt diese
Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.

In den Nischen stehen: + ein Tiber mit ei-
nem jugendlichen Kopfe,
von dem Winkelmann
redet, 1) ein August, ein Lucius Verus, ein
Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha-
drian.

Man hat diesen Figuren die Köpfe ziemlich will-
kührlich aufgesetzt. Die Statue des Septimius
Severus fällt durch die nackten Beine bei dem gehar-

nisch-
1) G. d. K. S. 793.
Villa Albani.

Der Garten ſelbſt iſt ziemlich im franzoͤſiſchen
Geſchmack. Die Ausſicht von der Terraſſe vor dem
Hauſe ab auf den Xyſtus mit der zwiſchen liegenden
Fontaine iſt mir die liebſte Partie, und bei dem
Xyſtus, dem Wohnhauſe gegen uͤber, hat der Car-
dinal offenbar aͤhnliche Anlagen der Alten, von denen
wir aus ihren Schriften wiſſen, vor Augen gehabt.


Das Hauptgebaͤude.
Porticus vor demſelben.
Zwei Sphynxe von Baſalt.

Rechter Hand am Ende † eine ſchoͤne Figur,
die zu fliegen ſcheint,
denn ſie haͤngt an dem Mar-
morblocke mit dem Gewande, und ihre Fuͤße be-
ruͤhren die Erde nicht. Die Geſichtsbildung iſt ſehr
reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch
koͤnnte die Ausfuͤhrung beſſer ſeyn. Auf dem Kopfe
traͤgt ſie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel.
Allein die beiden Arme ſind neu. Man nennt dieſe
Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.

In den Niſchen ſtehen: † ein Tiber mit ei-
nem jugendlichen Kopfe,
von dem Winkelmann
redet, 1) ein Auguſt, ein Lucius Verus, ein
Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha-
drian.

Man hat dieſen Figuren die Koͤpfe ziemlich will-
kuͤhrlich aufgeſetzt. Die Statue des Septimius
Severus faͤllt durch die nackten Beine bei dem gehar-

niſch-
1) G. d. K. S. 793.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0025" n="11"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Villa Albani.</hi> </fw><lb/>
        <p>Der Garten &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t ziemlich im franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chmack. Die Aus&#x017F;icht von der Terra&#x017F;&#x017F;e vor dem<lb/>
Hau&#x017F;e ab auf den Xy&#x017F;tus mit der zwi&#x017F;chen liegenden<lb/>
Fontaine i&#x017F;t mir die lieb&#x017F;te Partie, und bei dem<lb/>
Xy&#x017F;tus, dem Wohnhau&#x017F;e gegen u&#x0364;ber, hat der Car-<lb/>
dinal offenbar a&#x0364;hnliche Anlagen der Alten, von denen<lb/>
wir aus ihren Schriften wi&#x017F;&#x017F;en, vor Augen gehabt.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Das Hauptgeba&#x0364;ude.</hi> </hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Porticus vor dem&#x017F;elben.</hi><lb/>
Zwei Sphynxe von Ba&#x017F;alt.</head><lb/>
            <p>Rechter Hand am Ende &#x2020; <hi rendition="#fr">eine &#x017F;cho&#x0364;ne Figur,<lb/>
die zu fliegen &#x017F;cheint,</hi> denn &#x017F;ie ha&#x0364;ngt an dem Mar-<lb/>
morblocke mit dem Gewande, und ihre Fu&#x0364;ße be-<lb/>
ru&#x0364;hren die Erde nicht. Die Ge&#x017F;ichtsbildung i&#x017F;t &#x017F;ehr<lb/>
reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch<lb/>
ko&#x0364;nnte die Ausfu&#x0364;hrung be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn. Auf dem Kopfe<lb/>
tra&#x0364;gt &#x017F;ie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel.<lb/>
Allein die beiden Arme &#x017F;ind neu. Man nennt die&#x017F;e<lb/>
Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.</p><lb/>
            <p>In den Ni&#x017F;chen &#x017F;tehen: &#x2020; <hi rendition="#fr">ein Tiber mit ei-<lb/>
nem jugendlichen Kopfe,</hi> von dem Winkelmann<lb/>
redet, <note place="foot" n="1)">G. d. K. S. 793.</note> <hi rendition="#fr">ein Augu&#x017F;t, ein Lucius Verus, ein<lb/>
Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha-<lb/>
drian.</hi></p><lb/>
            <p>Man hat die&#x017F;en Figuren die Ko&#x0364;pfe ziemlich will-<lb/>
ku&#x0364;hrlich aufge&#x017F;etzt. Die Statue des Septimius<lb/>
Severus fa&#x0364;llt durch die nackten Beine bei dem gehar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ni&#x017F;ch-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0025] Villa Albani. Der Garten ſelbſt iſt ziemlich im franzoͤſiſchen Geſchmack. Die Ausſicht von der Terraſſe vor dem Hauſe ab auf den Xyſtus mit der zwiſchen liegenden Fontaine iſt mir die liebſte Partie, und bei dem Xyſtus, dem Wohnhauſe gegen uͤber, hat der Car- dinal offenbar aͤhnliche Anlagen der Alten, von denen wir aus ihren Schriften wiſſen, vor Augen gehabt. Das Hauptgebaͤude. Porticus vor demſelben. Zwei Sphynxe von Baſalt. Rechter Hand am Ende † eine ſchoͤne Figur, die zu fliegen ſcheint, denn ſie haͤngt an dem Mar- morblocke mit dem Gewande, und ihre Fuͤße be- ruͤhren die Erde nicht. Die Geſichtsbildung iſt ſehr reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch koͤnnte die Ausfuͤhrung beſſer ſeyn. Auf dem Kopfe traͤgt ſie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel. Allein die beiden Arme ſind neu. Man nennt dieſe Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris. In den Niſchen ſtehen: † ein Tiber mit ei- nem jugendlichen Kopfe, von dem Winkelmann redet, 1) ein Auguſt, ein Lucius Verus, ein Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha- drian. Man hat dieſen Figuren die Koͤpfe ziemlich will- kuͤhrlich aufgeſetzt. Die Statue des Septimius Severus faͤllt durch die nackten Beine bei dem gehar- niſch- 1) G. d. K. S. 793.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/25
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/25>, abgerufen am 21.12.2024.