Der Garten selbst ist ziemlich im französischen Geschmack. Die Aussicht von der Terrasse vor dem Hause ab auf den Xystus mit der zwischen liegenden Fontaine ist mir die liebste Partie, und bei dem Xystus, dem Wohnhause gegen über, hat der Car- dinal offenbar ähnliche Anlagen der Alten, von denen wir aus ihren Schriften wissen, vor Augen gehabt.
Das Hauptgebäude.
Porticus vor demselben. Zwei Sphynxe von Basalt.
Rechter Hand am Ende + eine schöne Figur, die zu fliegen scheint, denn sie hängt an dem Mar- morblocke mit dem Gewande, und ihre Füße be- rühren die Erde nicht. Die Gesichtsbildung ist sehr reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch könnte die Ausführung besser seyn. Auf dem Kopfe trägt sie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel. Allein die beiden Arme sind neu. Man nennt diese Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.
In den Nischen stehen: + ein Tiber mit ei- nem jugendlichen Kopfe, von dem Winkelmann redet, 1)ein August, ein Lucius Verus, ein Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha- drian.
Man hat diesen Figuren die Köpfe ziemlich will- kührlich aufgesetzt. Die Statue des Septimius Severus fällt durch die nackten Beine bei dem gehar-
nisch-
1) G. d. K. S. 793.
Villa Albani.
Der Garten ſelbſt iſt ziemlich im franzoͤſiſchen Geſchmack. Die Ausſicht von der Terraſſe vor dem Hauſe ab auf den Xyſtus mit der zwiſchen liegenden Fontaine iſt mir die liebſte Partie, und bei dem Xyſtus, dem Wohnhauſe gegen uͤber, hat der Car- dinal offenbar aͤhnliche Anlagen der Alten, von denen wir aus ihren Schriften wiſſen, vor Augen gehabt.
Das Hauptgebaͤude.
Porticus vor demſelben. Zwei Sphynxe von Baſalt.
Rechter Hand am Ende † eine ſchoͤne Figur, die zu fliegen ſcheint, denn ſie haͤngt an dem Mar- morblocke mit dem Gewande, und ihre Fuͤße be- ruͤhren die Erde nicht. Die Geſichtsbildung iſt ſehr reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch koͤnnte die Ausfuͤhrung beſſer ſeyn. Auf dem Kopfe traͤgt ſie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel. Allein die beiden Arme ſind neu. Man nennt dieſe Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.
In den Niſchen ſtehen: † ein Tiber mit ei- nem jugendlichen Kopfe, von dem Winkelmann redet, 1)ein Auguſt, ein Lucius Verus, ein Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha- drian.
Man hat dieſen Figuren die Koͤpfe ziemlich will- kuͤhrlich aufgeſetzt. Die Statue des Septimius Severus faͤllt durch die nackten Beine bei dem gehar-
niſch-
1) G. d. K. S. 793.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0025"n="11"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Villa Albani.</hi></fw><lb/><p>Der Garten ſelbſt iſt ziemlich im franzoͤſiſchen<lb/>
Geſchmack. Die Ausſicht von der Terraſſe vor dem<lb/>
Hauſe ab auf den Xyſtus mit der zwiſchen liegenden<lb/>
Fontaine iſt mir die liebſte Partie, und bei dem<lb/>
Xyſtus, dem Wohnhauſe gegen uͤber, hat der Car-<lb/>
dinal offenbar aͤhnliche Anlagen der Alten, von denen<lb/>
wir aus ihren Schriften wiſſen, vor Augen gehabt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Das Hauptgebaͤude.</hi></hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Porticus vor demſelben.</hi><lb/>
Zwei Sphynxe von Baſalt.</head><lb/><p>Rechter Hand am Ende †<hirendition="#fr">eine ſchoͤne Figur,<lb/>
die zu fliegen ſcheint,</hi> denn ſie haͤngt an dem Mar-<lb/>
morblocke mit dem Gewande, und ihre Fuͤße be-<lb/>
ruͤhren die Erde nicht. Die Geſichtsbildung iſt ſehr<lb/>
reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch<lb/>
koͤnnte die Ausfuͤhrung beſſer ſeyn. Auf dem Kopfe<lb/>
traͤgt ſie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel.<lb/>
Allein die beiden Arme ſind neu. Man nennt dieſe<lb/>
Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.</p><lb/><p>In den Niſchen ſtehen: †<hirendition="#fr">ein Tiber mit ei-<lb/>
nem jugendlichen Kopfe,</hi> von dem Winkelmann<lb/>
redet, <noteplace="foot"n="1)">G. d. K. S. 793.</note><hirendition="#fr">ein Auguſt, ein Lucius Verus, ein<lb/>
Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha-<lb/>
drian.</hi></p><lb/><p>Man hat dieſen Figuren die Koͤpfe ziemlich will-<lb/>
kuͤhrlich aufgeſetzt. Die Statue des Septimius<lb/>
Severus faͤllt durch die nackten Beine bei dem gehar-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">niſch-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[11/0025]
Villa Albani.
Der Garten ſelbſt iſt ziemlich im franzoͤſiſchen
Geſchmack. Die Ausſicht von der Terraſſe vor dem
Hauſe ab auf den Xyſtus mit der zwiſchen liegenden
Fontaine iſt mir die liebſte Partie, und bei dem
Xyſtus, dem Wohnhauſe gegen uͤber, hat der Car-
dinal offenbar aͤhnliche Anlagen der Alten, von denen
wir aus ihren Schriften wiſſen, vor Augen gehabt.
Das Hauptgebaͤude.
Porticus vor demſelben.
Zwei Sphynxe von Baſalt.
Rechter Hand am Ende † eine ſchoͤne Figur,
die zu fliegen ſcheint, denn ſie haͤngt an dem Mar-
morblocke mit dem Gewande, und ihre Fuͤße be-
ruͤhren die Erde nicht. Die Geſichtsbildung iſt ſehr
reizend, und das Gewand vortrefflich geworfen; doch
koͤnnte die Ausfuͤhrung beſſer ſeyn. Auf dem Kopfe
traͤgt ſie ein Diadem, und in der Hand eine Fackel.
Allein die beiden Arme ſind neu. Man nennt dieſe
Figur eine Juno, eine Ceres, eine Iris.
In den Niſchen ſtehen: † ein Tiber mit ei-
nem jugendlichen Kopfe, von dem Winkelmann
redet, 1) ein Auguſt, ein Lucius Verus, ein
Septimius Severus, ein Trajan, ein Ha-
drian.
Man hat dieſen Figuren die Koͤpfe ziemlich will-
kuͤhrlich aufgeſetzt. Die Statue des Septimius
Severus faͤllt durch die nackten Beine bei dem gehar-
niſch-
1) G. d. K. S. 793.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/25>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.